Die Entzifferung der Worte von Chinas Premier Wen

Der Westen sollte die jüngsten Äußerungen von Chinas Wen Jiabao zu Themen, die normalerweise in Peking tabu sind, nicht falsch verstehen.
Titelbild
Wen Jiabao (rechts).Foto: Getty Images
Von 11. Oktober 2010

Als Wen Jiabao Griechenland am 2. Oktober besuchte, gab er CNN ein Interview. Wen sagte, dass sich die Inflation und Korruption auf Chinas Stabilität auswirken könnten. Er sagte auch, dass das Streben der Menschen nach Demokratie und Freiheit unvermeidlich sei. Das war ein weiteres Beispiel für ähnliche Bemerkungen über politische Reformen, die Wen bei mehreren anderen Gelegenheiten in den letzten Wochen gemacht hat.

Auf die Frage, warum ein großer Teil von Chinas Internet immer noch zensiert und blockiert sei, antwortete Wen: „Sowohl ich, als auch das chinesische Volk, glauben, dass China sich weiterhin vorwärts bewegen wird. Das Streben des Volkes nach Demokratie und Freiheit ist unerbittlich.“

„Die Welt draußen versteht Chinas Situation nicht. Es gibt 400 Millionen Internetnutzer und 800 Millionen Menschen haben Handys. Sie können online gehen und ihre Meinung äußern, auch Kritik“, sagte Wen.

Wie chinesischer Fußball

Um die Bedeutung von Wens Bemerkungen zu entziffern, bietet Chinas Fußball-Skandal einen guten Ausgangspunkt.

Im vergangenen Jahr oder etwa zu der Zeit, gerieten durch das harte Vorgehen gegen die Korruption in Chinas Fußballverband neun hochrangige Beamte, darunter mehrere stellvertretende Vorsitzende, in strafrechtliche Ermittlungsverfahren. Viele Fußball-Trainer und Spieler sind festgenommen worden.

Aus diesem Grund erklärte die FIFA letzten Monat, dass sie nicht für China als Gastgeber der WM 2026 stimmen würde.

Vor ein paar Tagen schlug sogar ein Beamter des Westasiatischen Fußballverbandes (WAFF) vor, die FIFA solle China als Mitglied ausschließen.

Ein Verantwortlicher des WAFF-Sekretariats sagte gegenüber Chinas Sports Weekly, dass Glücksspiel im Fußball ein beträchtliches Ausmaß angenommen habe. Er bemerkte, dass selbst der Vorsitzende und Mitarbeiter des chinesischen Fußballverbandes involviert seien, was ihn zweifeln ließ, ob der Verband in der FIFA bleiben sollte.

Die Korruption im chinesischen Fußballverband ist nur ein Tröpfchen in Chinas Sportwelt. Viele andere Sportgruppen sind gleichermaßen infiziert. Die Korruption in den Bereichen Finanzen, Bildung, Landwirtschaft und Medizin ist noch schlimmer als das, was wir im Sport sehen. Was die Außenwelt weiß über die Korruption in China, ist nur die Spitze eines Eisbergs.

Ein Beispiel für Wens Bemerkung, dass „die Welt draußen Chinas Situation nicht versteht“, kann in den Erfahrungen von Claude Le Roy, dem jetzigen Trainer der Fußballnationalmannschaft des Oman, gefunden werden.

Le Roy war Fußballlehrer in Shanghai. Er bemerkte, dass die schwachen Leistungen einiger wichtiger Spieler in den Spielen sehr verdächtig waren, aber er verstand nicht, warum. Erst später, nachdem er China verließ, begann er zu verstehen, dass Korruption für die immer schlechtere Qualität des chinesischen Fußballs verantwortlich war. Jetzt, wenn er zurückblickt, kann er nicht glauben, dass er in einer solchen Umgebung gearbeitet hat, aber zu jener Zeit wusste er nicht, was los war.

China verstehen

Auch westliche Politiker und Geschäftsleute, die viel Umgang mit Chinesen haben, oder die in China für eine lange Zeit gelebt haben, können viele Dinge über China nicht begreifen.

Der Grund, warum der Westen China nicht versteht, ist, dass sie die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) als eine legitime politische Partei betrachten und behandeln. Sie haben nie darüber nachgedacht, wie diese Partei China und seine Menschen als Geiseln genommen hat und wie man nun versucht, die Welt zu Geiseln zu machen. Sie haben nie die verabscheuungswürdigen Mittel verstanden, die Chinas Bürokratie verwendet. Sie denken nie an die zahllosen Verbrechen, die unter dieser Partei begangen wurden, und sie wissen nicht, wie viele von ihnen noch weiter begangen werden.

Wen kann mit den gleichen Worten reden, die westliche Politiker verwenden, aber ihre beabsichtigte Bedeutung ist völlig anders, und wird gezielt eingesetzt, um zu täuschen.

Als er sagte, Chinesen könnten online gehen und ihre Meinung äußern, auch Kritik, vergaß er zu erwähnen, dass die meisten kritischen Äußerungen gelöscht werden, und dass diejenigen Internetnutzer, die als „jemand, der ernste Probleme provoziert“, wahrgenommen werden, verhaftet und bestraft werden.

Über Wens Interview mit CNN wurde nicht von den Medien in China berichtet. Selbst die Worte des Premiers sind für die chinesische Öffentlichkeit blockiert.

Als er sagte, „Internet-Nutzer in China haben die Meinungsfreiheit“, konnte er wahrscheinlich seinen eigenen Worten nicht glauben.

Die Frage ist, hat der Westen ihnen geglaubt?

Einige im Westen werden immer noch Illusionen über politische Reformen im Rahmen der KPCh haben und werden eine weitere Runde der Diskussion über Wens Aussagen starten.

Einige verstehen klar, dass Wens Bemerkungen keine Bedeutung haben und nur gemacht wurden, um die ausländischen Medien zu täuschen und die Zeit zu verlängern, um die geschwächte KPCh an der Macht zu halten.

Originalartikel auf Englisch: Deciphering the Words of China’s Wen

 

 

 



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