Die berühmteste tibetische Autorin von der Polizei stundenlang verhört
Nach einem Bericht der „Stimme von Tibet“ reiste Tsering Woeser in Begleitung ihres Ehemanns Wang Lixiong am 17. August nach Lhasa, um ihre Familie zu besuchen. Überraschend tauchten acht Polizisten im Haus ihrer Mutter auf und konfrontierten sie mit einem gerichtlichen Befehl, die Polizisten für weitere Befragungen zu begleiten.
Sie durchsuchten das Haus ihrer Mutter und nahmen sie mit. Sie wurde für acht Stunden festgehalten. Die Polizei sagt, dass sie von einer Privatperson kontaktiert worden sind, die Woeser gesehen hat, wie sie Fotos von Soldaten und Polizisten auf den Strassen Lhasas machte.
Am Mittwoch sagte Wang Lixiong, der ebenfalls als ein renommierter Autor gilt, dass er und seine Frau am letzten Samstag Lhasa bereits am sechsten Tag ihres geplanten einmonatigen Aufenthaltes verlassen mussten, 48 Stunden zuvor wurde für sie eine gerichtliche Vorladung ausgestellt. „Wir mussten Lhasa früher als geplant verlassen. Unsere Familien wurden stark unter Druck gesetzt und von der Polizei belästigt“, erklärte er.
Die Polizei konfiszierte auch den Laptop von Wang. „Sie haben mein Passwort geknackt und haben jedes Bild gelöscht, von dem sie nicht wollten, dass die Außenwelt es zu sehen bekommt. Sie wollen verhindern, dass die Wahrheit bekannt wird“, sagte Wang.
Wang dachte nicht, dass es illegal sei, Bilder von öffentlichen Plätzen zu machen. „Als Besucher haben wir nur einige Bilder von der paramilitärischen Polizei gemacht, die an einem öffentlichen Ort gestanden hat“, argumentierte er. „Wir haben keine geheimen Zonen oder Militäreinrichtungen besucht. Sie hatten nicht das Recht dazu, meine Frau zu verhaften. Ich habe mich wie in einem Kampf für die Gerechtigkeit gefühlt. Die Behörden setzen sich mit voller Kraft dafür ein, die Außenwelt in die Irre zu führen über das, was sich in Wirklichkeit in Tibet ereignet.“
Wang erklärte, dass diese Reise nach Lhasa ganz anders war als seine früheren Reisen. „Die Polizei und die paramilitärischen Kräfte waren überall auf den Strassen präsent. Sie kontrollieren jeden, der verdächtig aussieht. Der Pilgerweg um den Tempel Jokhang wird rund um die Uhr von paramilitärischen Polizisten bewacht. Das ist äußerst eigenartig, niemand fühlt sich mehr sicher. Die Leute sind sehr vorsichtig mit dem, was sie sagen und was sie tun, um nicht in Konflikt mit der Regierung zu geraten“, sagte Wang.
Autorin mit Gewissen
Tsering Woeser ist zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten in Tibet geworden – zuerst als Poetin, deren Werke von dem chinesischen Regime gebilligt wurden, und dann als eine Autorin mit Gewissen. Ihre erste Prosa wurde 2003 verboten, sie durfte seither nicht in China veröffentlichen. Sie hat sich jedoch nicht durch diese Auflagen einschüchtern lassen.
Weil ihre Internetseite wiederholt geknackt und vom Netz genommen wurde, musste Woeser ihren Blog auf einen Server ausserhalb Chinas stellen, an dem sie bereits seit 2005 schreibt. Ihr aktueller Blog – woeser.middle-way.net – ist die beliebteste Seite von vielen Tibetern und hat bereits 3 Millionen Besucher verbuchen können, seitdem der Blog auf einen ausländischen Server kam.
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