Das hat die Zensur aus „Chinas Twitter“ Sina Weibo gemacht

Von und 4. Februar 2014

Die gezielten Unterdrückungs-Aktionen gegen unliebsame Blogger haben gewirkt: Auf der chinesischen Socialmedia-Plattform Sina Weibo wird bis zu 70 Prozent weniger geredet – und mehr über Banalitäten. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, die von der britischen Zeitung The Telegraph in Auftrag gegeben und am 30. Januar veröffentlicht wurde.

Sina Weibo ging 2011 an den Start und entwickelte sich schnell zur wichtigsten Kommunikationsplattform Chinas, weil hier ein großes Maß an Liberalität herrschte. Junge Chinesen nutzten Weibo als alternatives Nachrichtenmedium und ausländische Promis eröffneten Accounts, um den chinesischen Markt zu erobern.

Weibo stieg und fiel mit der Redefreiheit

Die florierende Online-Kommunikation wurde jedoch durch Zensur-Aktionen eingeschränkt: Ab März 2012 mussten User ihre realen Namen angeben, im Juni 2013 kam die Verhaftungswelle zur „Niederschlagung der Gerüchteverbreiter“, welche viele Nutzer einschüchterte und nachhaltig zum Schweigen brachte.

Ein Team der Universität Ostchina hat nun die Aktivitäten von 1,6 Millionen Weibo-Nutzern analysiert: Vom Start der Plattform 2011 bis Ende 2013. Der Höhepunkt der Aktivität lag im März 2012, kurz bevor Realnamen Pflicht wurden. In diesem Monat brachte es die untersuchte Gruppe auf insgesamt 83,8 Millionen Tweets.

Verhaftungswelle schockierte User

2013 brach die Menge ihrer Tweets in nur zwei Wochen um die Hälfte ein – nachdem das Regime ein Exempel statuiert hatte durch die Verhaftung und „TV-Beichte“ des berühmten Unternehmers Charles Xue, dessen regimekritische Posts über 12 Millionen Fans auf Weibo mitverfolgt hatten.

Xues Beispiel schreckte andere prominente Blogger ab, die sich still der Zensur beugten, indem sie online weniger präsent waren, Tweets löschten, oder ihre Accounts schlossen.

Die untersuchte Gruppe hat ihre Aktivitäten mittlerweile fast ganz eingestellt: Im vergangenen Dezember bloggten nur noch insgesamt 114.000 User – verglichen mit den 430.000 Leuten, die im März 2012 bis zu 40 mal täglich posteten ein Einbruch von 73 Prozent. Auch die Anzahl der Tweets ging dramatisch zurück: Von fast 68 Millionen im März 2012 auf 17,9 Millionen im vergangenen Dezember.

Ergebnis nicht repräsentativ“

Die Ergebnisse seien nicht repräsentativ, meinte ein Weibo-Pressesprecher zum Telegraph: “Die Zahl der Leute, die sich einloggen, steigt täglich, während die Zahl derer, die ihre Aktivitäten einschränken nicht so stark wächst, was deshalb auf die Plattform kaum Einfluss hat”, wurde er zitiert.

Viele User sind derweil zur Handy-App „WeChat“ gewechselt, um Nachrichten im privaten Rahmen mit Einzelempfängern und kleinen Gruppen zu teilen. “Immer mehr Blogger ziehen von Weibo zu WeChat um, weil die Zensur dort weniger hart ist“, beschrieb ein Weibo-Nutzer das Phänomen. „Weibo ist jetzt nur noch ein Marktplatz für Werbung, Celebrities und Reise-Chats. Wie traurig!”



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