Das Dorf Taishi und sein Wille zur Demokratie
Seit Ende Juli versuchen die Bewohner des 2 000-Seelendofes Taishi in der Nähe von Guangzhou in Südchina Chen Jinsheng, Dorfvorsitzender und Partei-Mitglied der KPC ,abzusetzen. Die übergeordneten Regierungsebenen setzten 1 000 Polizisten, Schlägertrupps und Bestechung ein, um das zu verhindern. Die Details dieses Kampfes wurden trotz der restriktiven Maßnahmen von Chinas KP-Führung gegen die Freiheit des Informationsaustausches im Internet über die westlichen Medien bekannt. (Die Neue Epoche berichtete darüber in ihrer Nummer 20). Der 37jährige Guo Feixiong, Schriftsteller und engagierter Menschenrechtler, hat die Dorfgemeinschaft von Anfang an bei ihrer Aktion unterstützt und das ungesetzliche Vorgehen der KP-Behörden unter Umgehung der Internet-Blockaden auch im Ausland bekannt gemacht.
Menschenrechtler gekidnappt
In traditionsgemäßer chinesischer KP-Manier wurde Guo Feixiong inzwischen gekidnappt und befindet sich im Gefängnis, wo er seinen Protest seit drei Wochen durch konsequenten Hungerstreik ausdrückt und sich inzwischen in Lebensgefahr befindet. Sein Hilferuf an zwei Anwältinnen wurde diesen erst nach zehn Tagen zugestellt. Die Anwältinnen fuhren sofort in Begleitung von Ai Xiaoming, einer bekannten Professorin der Zhongshan-Universität, und einer Journalistin nach Taishi. Aber aus Angst um die eigene Sicherheit war keiner der Dorfbewohner mehr bereit, über die vorangegangenen Ereignisse zu berichten.
Anwältinnen bedroht und verfolgt
Während die Dorfbewohner schwiegen, wurden die angereisten vier Frauen von einem Dutzend Männern in Armeeuniformen verfolgt und massiv angegangen. Die Männer kippten zunächst unter Beschimpfungen Eimer mit Wasser über ihnen aus und verfolgten dann mit Motorrädern das Taxi, in dem die Frauen das Dorf verlassen wollten. Die Motorradfahrer umzingelten das Taxi an einer Mautstelle, schlugen mit Motorradschlössern die Scheiben des Taxis ein und verletzten eine der Insassinnen. Mit der Unterstützung der Angestellten der Mautstelle glückte dem Taxifahrer die Fahrt nach Guangzhou.
Die Anwältinnen baten während dieser Auseinandersetzung laufend über Handy bei der Polizei um Hilfe. Sie erhielten von keiner Behörde Unterstützung, und stattdessen nur die Aufforderung, ein Protokoll zu schreiben. Die Professorin schrieb später in einem offenen Brief: „Auch 36 Stunden nach diesen gewaltsamen Übergriffen haben sich weder Sicherheitsbehörden noch sonst jemand bei uns gemeldet. […] Nachdem ich viele jüdische Museen auf der Welt besucht habe, frage ich mich, wo der Unterschied zwischen diesem Schweigen gegenüber Gewalt liegt und dem Schweigen, als die Juden massenhaft verfolgt wurden.“
Mehr als 20 chinesische Anwälte und Menschenrechtler haben sich zu einer Beratergruppe für Taishi und ihren Rechtsberater Guo Feixiong zusammen geschlossen. Viele von ihnen sind bekannt für ihren Einsatz bei der Verteidigung der Menschenrechte. Sie wollen Guo Feixiong und einige immer noch inhaftierte Dorfbewohner rechtlich vertreten. Über Internet rufen sie zur Beteiligung an dem Kampf für Demokratie auf. Die Gruppe wächst und mit ihr die Chance für die Demokratie.
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