Corona, Geliebte oder ein Militärproblem? Chinas Außenminister bleibt verschwunden.
Das wäre vielleicht niemandem so wirklich aufgefallen, vor allem nicht in China, wenn der 57-Jährige nicht der amtierende Außenminister des chinesischen Regimes wäre. Im Mai noch war Qin Gang zu Besuch in Berlin bei Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Mitte Juni traf er sich in Peking mit US-Außenminister Antony Blinken.
Letztmals in der Öffentlichkeit gesehen wurde Qin Gang am 25. Juni bei einem Treffen in Peking mit den Außenministern von Sri Lanka und Vietnam und dem Vizeaußenminister von Russland. Seither wurden seine Termine allesamt abgesagt, darunter ein vom 7. bis 10. Juli geplantes Treffen mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borell. Ebenfalls abgesagt wurde ein geplantes Mittagessen mit den Botschaftern der EU-Länder Ende Juni in Peking.
Zu sehen war Qin Gang auch nicht beim virtuellen Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit am 4. Juli und beim Treffen zwischen Ministerpräsident Li Qiang und US-Finanzministerin Janet Yellen drei Tage später in Peking. Vermisst wurde Qin Gang auch beim Ostasiengipfel und dem ASEAN-Regionalforum am 14. Juli in Jakarta. Tags zuvor, beim Außenministertreffen Chinas mit den ASEAN-Ländern, kam Qin Gang auch nicht. An seiner Stelle kam Chinas Ober-Diplomat Wang Yi, der Direktor des Büros für auswärtige Angelegenheiten der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) und Amtsvorgänger von Qin Gang als Außenminister. Man entschuldigte Qin – aus gesundheitlichen Gründen. Die einzige offizielle Erklärung zum Verschwinden von Qin Gang bisher. Mehrere Medien berichteten darüber.
Doch es gibt noch einen anderen Hintergrund. Zudem brodelt die Gerüchteküche.
Mit Corona infiziert?
Wie die US-Ausgabe der Epoch Times dieser Tage berichtete, habe am 10. Juli die Hongkonger pro-Peking Zeitung „Sing Tao Daily“ behauptet, dass Qin Gang mit Corona infiziert sei. Er würde noch einen halben Monat Ruhe benötigen und bald wieder in der Öffentlichkeit auftauchen, hieß es.
Tatsächlich nehmen die Corona-Infektionen in China seit Monaten wieder zu, wobei die richtigen Zahlen nur schwer zu ermitteln sein dürften. Bereits seit dem Ausbruch im Jahr 2020 verschleiert die KPC das Ausmaß der Ereignisse in China.
In den sozialen Medien Chinas und auch im Ausland mehren sich die Gerüchte, dass das Verschwinden von Außenminister Qin Gang mit einem außerehelichen Verhältnis des KPC-Funktionärs mit einer Frau – einer Hongkonger TV-Moderatorin – zu tun habe. Dabei wurde der Frau sogar unterstellt, eine Doppelagentin zu sein, die zu mehreren ranghohen Parteikadern enge Beziehungen unterhalte. Weiter heißt es, dass die Frau kürzlich ein uneheliches Kind zur Welt gebracht habe, dessen Nachname Qin sei. Die Internetuser wussten zudem zu berichten, dass die Frau in einem luxuriösen Wohnsitz in Los Angeles, USA, leben soll.
Ein ausländischer Reporter fragte am 17. Juli auf einer routinemäßigen Pressekonferenz des chinesischen Außenministeriums nach dem verschwundenen Qin Gang und den Gerüchten um die Affäre mit der Frau. Mao Ning, Sprecherin des Außenministeriums, antwortete: „Mir ist die von Ihnen erwähnte Situation nicht bekannt.“ Ein anderer Journalist fragte, wann denn Herr Qin wieder zur Arbeit erscheinen werde. Daraufhin erklärte Frau Mao, dass sie dazu keine Informationen liefern könne.
Auf der Suche nach der Wahrheit
In zahlreichen Social-Media-Beiträgen werde angedeutet, dass das Verschwinden von Außenminister Qin mit der Absetzung ranghoher Beamter der People’s Liberation Army (PLA, Volksbefreiungsarmee) Rocket Force zusammenhänge, die für Chinas ballistische Raketen, auch nukleare, zuständig ist, wie die US-Ausgabe der Epoch Times schreibt. Es geht dabei wohl um eine Sache aus der Zeit, als Qin Gang noch Chinas Botschafter in Washington war. Während seiner Amtszeit dort (Juli 2021 bis Januar 2023) sei es ihm nicht gelungen, den in den USA studierenden Sohn des Raketentruppenkommandanten, General Li Yuchao, daran zu hindern, Staatsgeheimnisse auszuplaudern. Vater und der Sohn wurden verdächtigt, mit dem Verkauf von militärischen Geheimdienstinformationen der KPC in Verbindung zu stehen.
Yao Cheng, ehemaliger Fregattenkapitän (Oberstleutnant) des Marinekommandos der Volksbefreiungsarmee, gab am 28. Juni in einem Twitter-Beitrag an, dass Rocket-Force-General Li am 26. Juni von nationalen Sicherheitskräften aus seinem Büro entführt worden sei. Das sei auch der Tag des Verschwindens von Außenminister Qin gewesen. Die chinesischsprachige Ausgabe der Epoch Times berichtete zudem, dass an diesem Tag gleich mehrere hochrangige Militärbeamte der PLA Rocket Force verhaftet worden seien.
Auf der Suche nach der Wahrheit hinter dem Verschwinden von Außenminister Qin sprach die Epoch Times am 17. Juli mit dem bekannten chinesischen Dissidenten und Schriftsteller Yuan Hongbing in Australien. Dieser sagte, er habe durch seine Kontakte vom Verschwinden von Herrn Qin erfahren.
Der seit fast 20 Jahren in Australien im Exil lebende Rechtswissenschaftler bestätigte den Wahrheitsgehalt der Gerüchte über die Affäre von Qin Gang mit der Frau. Er meinte allerdings: „Wenn Qin Gang keine politischen Probleme hat, wird es keine Rolle spielen, da viele hochrangige KPC-Beamte solche haben.“ Wenn Qin Gang jedoch in politischen Schwierigkeiten stecke, „das heißt, wenn er Verbindungen zu hochrangigen Militärbeamten hat, die kürzlich abgesetzt wurden, wird Xi Jinping das nicht tolerieren“, erklärte der Chinaexperte. Dann werde die Affäre als eines der Beweisstücke gegen ihn verwendet, so Yuan.
„Das liegt hauptsächlich daran, dass Qin Gang und Wang Yi uneins waren, gegeneinander kämpften und um die Macht kämpften“, sagte er. Yuan sagte weiter, dass Wang Yi sehr dominant sei und Qin Gang sehr aggressiv, sodass die beiden nicht miteinander kooperieren könnten. „Wenn Herrn Qin dieses Mal etwas passiert ist“, so Yuan Hongbing, „bedeutet das, dass es ein großes Problem in der Funktionsweise des gesamten diplomatischen Systems der KPC gibt“.
Der Chinaexperte meinte jedoch, dass der Machtkampf zwischen Qin Gang und Wang Yi keine allgemeine Änderung der Außenpolitik der KPC mit sich bringen werde, da „der diplomatische Wolfskrieger-Stil und die Prinzipien der KPC“ von Xi Jinping bestimmt würden. Allerdings würde es zu einer „groß angelegten Personalumbildung im diplomatischen Dienstkreis kommen“, wenn „mit Qin Gang etwas schiefgehe“.
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