Chinesische Firma für Knochentransplantate wird des illegalen Handels mit Leichenteilen beschuldigt

Peking wird seit Jahren vorgeworfen, illegal mit Körperteilen von Gewissensgefangenen zu handeln. Regierungen und Menschenrechtsorganisationen verlangen mehr Transparenz. Ein durchgesickertes chinesisches Gerichtsdokument zeigt nun, dass tausende menschliche Körper illegal von Bestattungsunternehmen, einem medizinischen Labor und einem Krankenhaus gekauft wurden.
Titelbild
Medizinisches Personal in China.Foto: Peter Parks/AFP über Getty Images
Von 14. August 2024

Laut einem durchgesickerten Gerichtsdokument wird ein chinesisches Unternehmen für Knochentransplantate beschuldigt, mit Tausenden gestohlenen Leichen gehandelt zu haben.

Entsprechend dem jetzt aufgetauchten Dokument soll das ehemals staatliche Unternehmen Shanxi Osteorad Biomaterial und eine Partnerfirma zwischen Januar 2015 und Juli 2023 mehr als 4.300 menschliche Leichen von mehreren Bestattungsunternehmen, einem Transplantationszentrum und einer medizinischen Universität erworben haben, um daraus Knochentransplantationsmaterial herzustellen.

Dem Dokument zufolge lieferte das Unternehmen Material für Knochenimplantate an Krankenhäuser in 13 Provinzen und Städten.

Das durchgesickerte Dokument, datiert auf den 23. Mai, wurde erstmals am 8. August von Yi Shenghua, einem Anwalt aus Peking, mit fast 2,8 Millionen Followern, auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo veröffentlicht.

Yi erklärte am Donnerstag, 8. August, gegenüber dem chinesischen Staatsmedium „The Paper“, er sei nicht in den Fall verwickelt und habe das Dokument von einer mit der Angelegenheit vertrauten Quelle erhalten.

Dem Dokument zufolge beschlagnahmte die Polizei bei den beteiligten Unternehmen mehr als 18 Tonnen Roh- und Halbfabrikate sowie 34.077 Einheiten des Fertigprodukts.

Verkauft statt verbrannt

Außerdem hieß es, dass Shanxi Osteorad Registrierungsformulare für Spender und Qualitätskontrollpapiere gefälscht habe. Dem Dokument zufolge ist Shanxi Osteorad im Jahr 1999 vom Staatsunternehmen China Institute for Radiation Protection gegründet worden.

Einer der beiden Eigentümer des Unternehmens, Su Chengzhong, hat im Jahr 2014 eine separate Firma, Sichuan Hengpu Technology Limited, gegründet. Er habe dann die Leichen beschafft, indem er die Kontrolle über vier Bestattungsunternehmen durch Investitionen, Unterverträge oder Infiltration erlangte, heißt es im Dokument weiter.

Die vier Bestattungsunternehmen, die auf drei Provinzen verteilt sind, sollen Leichen oder Knochen von 4.000 Verstorbenen an Sichuan Hengpu verkauft haben, anstatt sie zu verbrennen. Der Preis habe 2.000 chinesische Yuan (255 Euro) pro Stück betragen, genauer gesagt 2.500 Yuan (319 Euro), wenn die Knochen bereits entnommen wurden.

Einige Leichen seien in den Bestattungsunternehmen zerlegt, andere in Sichuan Hengpu. Dem Gerichtsdokument zufolge habe das Unternehmen mehr als 1.000 Leichen an Shanxi Osteorad verkauft, der Rest sei eingelagert worden.

Miteigentümer Su soll auch einen Mann namens Liu Zhiyong vermittelt haben, der im Yibin Zhongshan Krankenhaus arbeitete und den Job als Tarnung für den Kauf eines Krankenwagens nutzte. Dieser sei für den Transport der Leichen verwendet worden.

Arbeiter transportieren am 21. Juni 2022 in Peking Kisten mit medizinischen Abfällen. Foto: Kevin Frayer/Getty Images

Medizinisches Labor, Transplantationszentrum

Unabhängig davon soll ein Sezierlabor an der Medizinischen Universität Guilin 450 Leichen von drei anderen Bestattungsunternehmen für 900 Yuan (115 Euro) pro Körper gekauft haben, obwohl es wusste, dass die meisten Leichen gestohlen waren. Dabei soll auch Schmiergeld an das Personal der Bestattungsunternehmen gezahlt worden, heißt es weiter.

Weiter heißt es, dass rund ein Dutzend Leichen aus einem chinesischen Spitzenkrankenhaus stammen würden, das ein Zentrum für Leber- und Nierentransplantationen ist. Zwischen 2015 und 2021 soll Li Zhiqiang, ein Arzt am Affiliated Hospital of Qingdao University, etwa zehn Leichen an Shanxi Osteorad verkauft haben, wobei der Preis zwischen 10.000 Yuan (1.275 Euro) und 22.000 Yuan (2.806 Euro) lag.

Aus dem Dokument geht nicht hervor, woher die Leichen stammten.

Herkunft der Leichen ungeklärt

Der in den USA ansässige China-Kommentator Tang Jingyuan sagte, das Dokument werfe viele Fragen auf.

„Das ist etwas sehr Merkwürdiges. Auch wenn die Leichen theoretisch von Organspendern stammen, hat Li nicht das Recht zu entscheiden, was mit ihnen geschehen soll, sie gehören den Familien“, sagte Tang dem Fernsehsender NTD, einem Schwestermedium von Epoch Times.

„Darüber hinaus hat Li die Leichen zerstückelt, Körperteile eingefroren und sie illegal und heimlich verkauft. Sowohl die Leichen als auch ihr Tod waren verdächtig. Wie sind sie gestorben? Warum gab es keine Familien, die die Leichen beanspruchten?“, fragte er.

Tang sagte, er glaube, dass der Fall ein Beispiel für ein etabliertes System des Leichenhandels in China und eine von der Kommunistischen Partei Chinas unterstützte Schwarzmarktwirtschaft sei, die Menschen tot oder lebendig als Einnahmequelle betrachte.

Dem Gerichtsdokument zufolge wies Li Baoxing, der Leiter von Shanxi Osteorad, vier leitende Angestellte an, Einverständniserklärungen und Qualitätskontrollberichte zu fälschen, und ließ die meisten Mitarbeiter des Unternehmens Unterschriften von Spenderfamilien fälschen.

Nachdem Anwalt Yi das Dokument auf Weibo gepostet hatte, berichteten mehrere chinesische Medien über die Geschichte, aber die Berichte und eine Reihe von Yis Weibo-Beiträgen sind nicht mehr im Internet auffindbar.

Natürliches Knochenmaterial begehrt

Das entsprechend dem Dokument illegal gewonnene Knochentransplantat kann für eine spezielle Form der Knochentransplantation genutzt werden, bei der Knochen eines menschlichen Spenders einem genetisch nicht verwandten Empfänger übertragen werden kann.

Bei einer anderen Art der Knochentransplantation werden die eigenen Knochen des Patienten für eine Knochenspende für ihn selbst verwendet. Bei einer dritten Form wird tierisches Material genutzt, um daraus synthetisches Knochenersatzmaterial anzufertigen. Jede dieser Methoden wird angewandt, um Knochenschäden oder -defekte zu reparieren.

Nach Angaben von Allgens Medical, einem chinesischen Unternehmen für synthetisches medizinisches Material, wurden im Jahr 2018 mehr als zwei Drittel der Knochentransplantationen in China mit natürlichem Material durchgeführt, und 90 Prozent davon stammten von Menschen.

Gegen das chinesische Regime wird seit Jahren der Vorwurf erhoben, dass ein staatlich organisierter Handel mit illegal erworbenen Körperteilen von unrechtmäßig inhaftierten Praktizierenden der buddhistischen Meditationsschule Falun Gong und anderen Gewissensgefangenen wie den Uiguren betrieben wird. Regierungen, die Europäische Union und Menschenrechtsorganisationen haben mehr Transparenz von Peking gefordert.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Chinese Bio Firm Accused of Illicit Human Cadaver Trade“. (deutsche Bearbeitung er)



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