Chinas Reiche fühlen sich ohne Bodyguards nicht mehr sicher
Nie waren in China Bodyguards gefragter als heute:
Die Krisenstimmung und brenzlige Wirtschaftssituation im Reich der Mitte sorgt aktuell für einen Boom der privaten Sicherheitsdienste. Bisher wurden Personenschützer vor allem von Politikern und Prominenten angeheuert, mittlerweile spüren auch Chinas wohlhabende Normalbürger Bedarf, Leib und Leben von einem Profi schützen zu lassen.
Bodyguards erst seit 2010 legal
Dabei gibt es die Branche für private Bodyguards in China erst seit 2010. Damals wurde die erste „Verwaltungsvorschrift für Sicherheitsdienstleistungen“ veröffentlicht und der Markt für private Bodyguards legalisiert.
4,2 Millionen Bodyguards gibt es derzeit in China und rund 4000 Sicherheitsdienste bieten ihren Service an. Zum Vergleich: 2009 waren es noch 2700 Anbieter und rund 2 Millionen Bodyguards.
Auch machte die Branche 2009 einen Umsatz von 880 Millionen Euro und liegt aktuell mit rund 4,8 Milliarden Euro beim über Fünffachen, berichtete der Economic Observer aus Peking.
Angst vor Übergriffen
Grund für den erhöhten Sicherheitsbedarf sind die großen sozialen Spannungen: Der prominenteste Angriff auf einen reichen Mann fand im September 2013 auf Zong Qinghou statt. Der Chef des Softdrink-Konzerns Wahaha wurde von einem Arbeitslosen mit einem Messer attackiert und schwer an der Hand verletzt, nachdem er dessen Job-Gesuch abgelehnt hatte.
„Die Reichen sind in China sehr reich und die Armen extrem arm“, sagte Chen Yongqing, der Vorsitzende der Pekinger Dschingis-Sicherheitsakademie dazu. „Wegen der großen sozialen Kluft wächst der Groll ständig und Wohlhabende brauchen Schutz.“
Ein chinesischer Millionär erzählte unter dem Decknamen „Herr Dong“ den Beijing News: Einer seiner Freunde – ebenfalls ein reicher Geschäftsmann – sei vor kurzem entführt und ermordet worden. Er selbst habe bereits mehrere Anrufe von anonymen Erpressern erhalten. Den Tod seines Freundes nahm Herr Dong zum Anlass, 20 Bodyguards für sich und seine Familie anzuheuern. Neben Personenschutz gehöre auch Kinderbetreuung zur Aufgabe der Bodyguards, so der Bericht.
Doch ist das Sicherheitsbedürfnis nicht der einzige Grund für die Anstellung eines Leibwächters. Wie der bereits oben erwähnte Chen Yongqing von Dschingis sagte, engagieren einige seiner Kunden Bodyguards auch als Statussymbol, um Geschäftserfolg zu demonstrieren.
Wer sind Chinas Bodyguards?
Als hochbezahlte Fachkräfte einer wachsenden Branche können sich die Bodyguards von Dschingis über ein Jahreseinkommen von rund 60.000 Euro freuen – Tendenz steigend. (Das Durchschnitts-Einkommen eines chinesischen Städters lag 2012 bei nur 2800 Euro). Innerhalb der nächsten fünf Jahre hofft Dschingis, Bruttogehälter im Gesamtwert von 100 Millionen Yuan (12,5 Millionen Euro) an seine Mitarbeiter ausschütten zu können und die Börse zu erobern.
Die Bodyguards sind meist pensionierte Angehörige von Spezialeinheiten, Ex-Athleten und Sicherheitsleute. „Wir bieten tausenden pensionierten Soldaten jedes Jahr eine Jobperspektive“, sagt Chen: „Es wäre verschwendetes Talent, wenn wir diese Leute für 2000 Yuan im Monat (250 Euro) in den normalen Sicherheitsdienst schicken würden.“
Sieht so die Zukunft aus?
Allgemein gilt die Zukunft von Chinas Personenschützern als äußerst vielversprechend: So sagte Pan Xianjin, Gründer des Dienstes „China Kingdom International“ laut New York Times: „Die Nachfrage im Sicherheitsdienst übersteigt das Angebot.“
Der chinesische Menschenrechtsaktivist Wei Jingsheng nannte in einem aktuellen Artikel mehrere Gründe für den Boom der Bodyguards: Die große Kluft zwischen Arm und Reich sei einer davon, die Gesetzesbrüche der Kommunistischen Partei der andere Auslöser. In China herrsche ein Mangel an Fairness und Gerechtigkeit, der sozialer Ungerechtigkeit Vorschub leiste.
Wei schätzt, dass in Zukunft immer mehr Menschen Probleme mit illegalen Methoden lösen, in die Wirtschaft eingreifen, oder Rache üben werden: „Die Regierung muss Millionen von Soldaten und Polizisten einstellen und Beamte und Reiche brauchen Bodyguards. Eine solche Gesellschaft steht kurz vor dem Zusammenbruch. Das ist ein Vorzeichen für soziale Unruhen.“
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