Chinas Regierung erhält vollen Zugriff auf Apple iCloud Daten

Apples Ansprüche auf Schutz der Privatsphäre haben nachgelassen. Ein Teil der iCloud-Daten befindet sich nun den Händen von Chinas Regierung.
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Apple Store in ChinaFoto: Lintao Zhang/Getty Images
Epoch Times23. Juli 2018

Seit Ende Juni hat die chinesische Regierung Zugriff auf alle in China gespeicherten iCloud Daten. Bereits 2017 hat Apple angekündigt die gesetzlichen Anforderungen der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) zu erfüllen und einen Teil der Server in das chinesische Festland zu verlegen. Nun ist das Vorhaben in die Tat umgesetzt worden. Die chinesischen Behörden haben damit vollen Zugriff auf sämtliche in der iCloud gespeicherten Daten.

Grund für die Verlagerung der Server sind die chinesischen Gesetzesänderungen, nach denen in China agierende Unternehmen ihre Daten auf Servern innerhalb Chinas speichern müssen.

Apple habe nach eigenen Angaben versucht, dieser Regelung auszuweichen, sei aber nicht erfolgreich gewesen.

„Wir haben uns dagegen ausgesprochen, dass iCloud diesen Gesetzen unterliegt, aber letztendlich waren wir erfolglos“, sagte Apple gegenüber Reuters.

Apple ist verpflichtet, sämtliche Inhalte der iCloud-Nutzer auf dem chinesischen Server zu speichern. Das beinhaltet auch Fotos, Kontakte und andere private oder sensible Daten.

Im Juni 2017 hat Apple bereits ein Abkommen mit dem staatseigenen Unternehmen Guizhou-Cloud Big Data (GCBD) abgeschlossen, nach dem die Daten auf dessen Server gespeichert werden. Am 28. Februar begann Apple mit der Migration der Nutzerdaten.

Anfang Juli gab es einen erneuten Aufschrei, als bekannt wurde, dass GCBD hinter dem Rücken der Öffentlichkeit einen Vertrag mit einer Tochterfirma der China Telecom geschlossen hatte. Die Daten wurden an das staatliche Unternehmen weitergereicht. Erst nachdem die Datenübergabe erfolgt war, wurde es bekannt gegeben. Kein User hatte damit die Chance, seine Daten vorher zu löschen oder die iCloud aus Sicherheitsgründen zu deaktivieren.

China Telecom ist der größte Dienstleister für die Telekommunikation Chinas. Weltweit hat das staatseigene Unternehmen unter allen Mitbewerbern am meisten Kunden.

Apple genießt den Ruf, besonderen Wert auf den Schutz der Privatsphäre zu setzen und speichert die Daten in China ebenfalls verschlüsselt. Mit zum Deal gehört jedoch, dass Apple auch den Generalschlüssel zum dekodieren der Daten mit auf chinesischen Servern speichert. Chinesische Behörden dürfen nun im Rahmen des chinesischen Rechtssystems die Entschlüsselung der Daten fordern.

Betroffen von der Datenspeicherung in China sind bisher nur chinesische Bürger, bzw. Menschen, die auf ihrem Gerät China als Region angegeben haben, auch außerhalb Chinas. Wer also verhindern möchte, dass seine Daten nach China wandern, sollte bei seiner Apple-ID nicht China als Region wählen.

Apple-Nutzer enttäuscht

Besonders für chinesische Nutzer ist der Deal mit der KPCh eine Enttäuschung. Apple wirbt mit seinem Schutz der Privatsphäre. In der Vergangenheit hat Apple sich selbst amerikanischen Behörden gegenüber hartnäckig gezeigt, wenn es um die Herausgabe privater Nutzerdaten ging. Nun knickt Apple gegenüber dem chinesischen Markt ein und kooperiert mit der KPCh.

BBC führte ein Gespräch mit der Hongkonger Niederlassung von Amnesty International.

“Dieser Schritt untergräbt wirklich die Behauptung von Apple, dass die Privatsphäre seiner Kunden ernst genommen wird. Apple sollte nicht zulassen, dass sein Durst nach Profit seine chinesischen Benutzer in Gefahr bringt”, sagt Joshua Rosenzweig, stellvertretender Regionaldirektor für Forschung am Amnesty International Büro Hongkong.

“Wir haben an Apple geschrieben, um Informationen darüber zu erhalten, wie es die Rechte seiner Kunden vor missbräuchlichen Regierungsanfragen nach Daten schützen will. Das Schweigen des Unternehmens ist sehr bedenklich.”

Was will die KPCh mit den Daten?

Einige China-Beobachter und amerikanische Politiker meinen, die KPCh entwickle sich zunehmend zu einem Überwachungsstaat nach Orwellschen Vorbild. Überwachung der Internetaktivitäten und digitaler Inhalte sind dabei schon längst bekannt.

Neu ist die zunehmende Massenüberwachung der Menschen in China. Besonders Großstädte sind zum Teil inzwischen lückenlos mit Überwachungskameras ausgestattet. Die Geräte nutzen modernste Technologie: Gesichtserkennung und ein eigens entwickelter “Voiceprints”, der die Identität eines Bürgers anhand der Stimme ermitteln kann. Technologisch ist eine Durchsuchung der Gesprächsinhalte nach Schlagworten  bereits möglich. Zusammengefasst: Die KPCh weiß, wer was wann gesagt hat.

Das “Sozialkredit-System”, bewertet anschließend, ob das Gesagte den Kriterien und dem Geist der KPCh entspricht und bewertet die Menschen individuell. Belohnungen sowie Strafen können für “Meinung” eines Menschen verteilt werden. Strafen wären dabei Geldstrafen, Reiseverbote bis hin zu Gefängnisstrafen.

Herr Bao aus Nordchina erzählte in einem Interview mit NTDTV über seine Erfahrungen mit dem Sozialkredit-system, nachdem er in China eine Petition eingereicht hatte.

“Vor zwei Tagen ging ich nach Wuhan, der Hauptstadt von Hubei, und versuchte, ein Zugticket zu kaufen. Ich bekam sofort einen Anruf, der mir sagte, ich könne nicht an Bord gehen“, berichtete er. “Bei diesem System geht es darum, Menschen zu kontrollieren, damit sie so transparent werden, dass sie keine Privatsphäre haben.“

Die immer größer werdenden Zweifel an Chinas Investitionen in ausländische digitale Infrastrukturen lösen bei Kritikern inzwischen Bedenken aus, dass China versucht, seine Überwachung und sein Zensursystem auch ins Ausland zu übertragen. (tp)



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