Chinas Neue Seidenstraße hält 60 Prozent faule Kredite
China kämpft aktuell mit vielen wirtschaftlichen Problemen. Die jahrelange Null-COVID-Politik hat ihre Spuren hinterlassen. Hinzu kommen die Immobilienkrise und der Einbruch des Exportgeschäftes. Nun sollen auch enorme Ausfälle bei den internationalen Krediten im Zusammenhang mit Chinas globaler Handelsoffensive Neue Seidenstraße (Belt-and-Road) kommen – Ausfälle in bisher nicht geahntem Ausmaß.
Erstmals bringt eine umfassende internationale Analyse die Dimensionen dieser Vorgänge ans Licht. In Zusammenarbeit von Forschern des AidData-Forschungslabors am College of William & Mary in Williamsburg (Virginia, USA), der Harvard Kennedy School der Harvard-Universität in Cambridge (Massachusetts, USA), des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IFW) und der Weltbank wurde deutlich, dass Peking in den letzten Jahren für die Seidenstraßen-Kredite an Schwellen- und Entwicklungsländer in größerem Umfang Rettungskredite vergeben musste.
Denn diese Länder konnten ihren Kreditverpflichtungen aus den von China finanzierten Infrastrukturprojekten nicht mehr nachkommen.
60 Prozent Zahlungsausfall droht
Wie dieser Tage das Kieler Institut für Weltwirtschaft aus den Forschungsergebnissen zur Studie „China as an International Lender of Last Resort“ berichtete, lag der Anteil fauler chinesischer Auslandskredite 2010 noch bei fünf Prozent. Mittlerweile – Stand 2022 – seien es jedoch bereits 60 Prozent, die von einem Zahlungsausfall bedroht seien.
Zur Kompensierung dieser Entwicklung vergab Peking Rettungskredit um Rettungskredit. Die Kreditvergabe habe mit den großen Bilanzrisiken für die chinesischen Banken zu tun, heißt es weiter, und dass Peking damit versuche, seine eigenen Banken zu retten.
240 Milliarden US-Dollar Rettungskredite
Insgesamt 128 Milliarden US-Dollar sollen es allein bis Ende 2021 gewesen sein. Den Forschern nach seien demnach 240 Milliarden US-Dollar an 22 Schuldnerländer geflossen – unter anderem an Ägypten, Argentinien, Ecuador, Laos, die Mongolei, Pakistan, Surinam, Sri Lanka, die Türkei, die Ukraine, Venezuela und Weißrussland.
Den Informationen nach sei der Großteil der Kredite – eine Summe von 170 Milliarden US-Dollar – über Zentralbankkredite vergeben worden, was sie für internationale Organisationen und Ratingagenturen besonders schwer nachvollziehbar mache.
Doch was war die Folge davon?
Chinas Banken reduzierten die weitere Vergabe regulärer Kredite für neue Infrastruktur- und Energieprojekte drastisch. Die Analyse gehe sogar davon aus, dass diese Probleme die Zukunft von Chinas Neuer Seidenstraße gefährden.
„Die reguläre Kreditvergabe für neue Infrastruktur- und Energieprojekte haben chinesische Banken als Folge der umfangreichen Rettungskredite drastisch reduziert“, schreibt das IFW. Das werfe laut Analyse jedoch Fragen zur Zukunft der Neuen Seidenstraße auf.
Teure chinesische Rettung
Die teuren chinesischen Rettungskredite liegen im Durchschnitt bei einem Zinssatz von fünf Prozent, während typische Rettungskredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) bei zwei Prozent lägen.
Zudem komme hinzu, dass China nur äußerst selten Schulden erlasse, so das IFW.
„Dank unserer Daten können wir Chinas wachsenden Einfluss auf die internationale Finanzordnung verstehen“, erklärte Studien-Co-Autor Christoph Trebesch vom IFW. Bisher sei nicht bekannt gewesen, dass China ein System zur Rettung von Krisenstaaten aufgebaut habe, „geschweige denn das große Ausmaß und die Empfänger der Rettungskredite“.
80 Prozent aller chinesischen Auslandskredite – ein Kreditvolumen von mehr als 500 Milliarden US-Dollar – beziehe sich der Studie nach auf Länder mit mittlerem Einkommen. „Chinas Führung hat daher große Anreize, einen Zahlungsausfall dieser Länder auf jeden Fall zu verhindern“, schreibt das IFW. Daher vergebe das Regime im Fall von Zahlungsschwierigkeiten hier vorrangig neue Kredite zur Tilgung der alten.
Allerdings treibe die schwache Bonität und die geringen Devisenreserven dieser Länder auch für die neuen Kredite das Ausfallrisiko in die Höhe.
Für die übrigen 20 Prozent – die schwächeren Länder – gebe es selten Refinanzierungen. Nach Angaben des IFW stehe hier bei Zahlungsschwierigkeiten nur eine Umschuldung durch Streckung der Fälligkeiten zur Verfügung oder aber die Option eines Staatsbankrotts.
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