Chinas „Himmelspalast“-Raumstation im Sinkflug

Zwischen dem 31. März und dem 2. April soll die defekten chinesischen Raumstation in die Erdatmosphäre eintreten. "Tiangong-1" wird dabei größtenteils verglühen, einige Teile könnten jedoch zur Erdoberfläche weiterfliegen, schreibt die ESA.
Titelbild
Eine undatierte Grafik der chinesischen Raumstation "Tiangong 1".Foto: CMSE via Europa Press/Illustration/dpa
Epoch Times28. März 2018

Am Osterwochenende werden Weltraumbeobachter besonders aufmerksam zum Himmel blicken: Zwischen dem 31. März und dem 2. April endet nach Berechnungen von Experten der Sinkflug der defekten chinesischen Raumstation „Tiangong-1“ zur Erde.

Das Objekt von der Größe eines Busses wird in die Erdatmosphäre eintreten – und dabei nach Angaben der chinesischen Raumfahrtbehörde CMSEO komplett verglühen. Die europäische Raumfahrtagentur ESA rechnet allerdings damit, dass einige Trümmerteile auf der Erde landen. Eine Verletzungsgefahr für Menschen bestehe aber nicht.

„Tiangong-1“ (zu deutsch: „Himmelspalast“) werde wegen der großen Hitze, die durch ihren Hochgeschwindigkeitseintritt in die Atmosphäre entsteht, zum größten Teil verglühen, heißt es auf der Website der ESA.

Weil bestimmte Materialien jedoch der Hitze standhalten, könnten einige Teile auf der Erde landen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch getroffen werde, sei aber verschwindend gering, erklärt der ESA-Experte für Weltraumschrott, Stijn Lemmens.

Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch getroffen wird, ist verschwindend gering

In den 60 Jahren seit Bestehen der Raumfahrt habe es bereits 6.000 unkontrollierte Wiedereintritte größerer Objekte in die Erdatmoshäre gegeben, sagt Lemmens. Es seien vor allem Satelliten und obere Stufen von Raketen gewesen. Mehr als 90 Prozent dieses High-Tech-Mülls habe 100 Kilogramm oder mehr gewogen. Aber nur in einem Fall habe sich ein Teil gelöst und einen Menschen getroffen – und dieser sei nicht verletzt worden.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Stück Weltraumschrott auf einen Menschen fällt, lässt sich dem Experten zufolge mit eins zu 1,2 Billionen angeben – somit ist die Wahrscheinlichkeit zehn Millionen Mal geringer, als von einem Blitz getroffen zu werden.

„Tiangong-1“ seit 2011 im Weltall

Dennoch erregt die Rückkehr des Weltraumlabors – des chinesischen Pendants zur Internationalen Raumstation ISS – Aufsehen. Denn sie ist zwar kleiner als die ISS, aber größer als normaler Weltraumschrott. 10,4 Meter in der Länge und 3,3 Meter in der Breite misst die aus zwei Modulen bestehende Station, hinzu kommen zwei Solarpanels mit den Maßen drei mal sieben Meter.

„Tiangong-1“ wog bei seinem Start 8,5 Tonnen, aber durch den Verbrauch von Treibstoff wird das Gewicht nun auf sieben Tonnen geschätzt.

Eigentlich sollte „Tiangong-1“ kontrolliert in die Erdatmosphäre eintreten, die möglichen Trümmerteile sollten im Pazifik fernab menschlicher Siedlungen landen. Aber die Raumstation ist seit zwei Jahren außer Betrieb.

China, das ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm unterhält, hatte „Tiangong-1“ im September 2011 im Weltall ausgesetzt. Auf dem Außenposten im Weltall fanden zwei bemannte und eine unbemannte Mission statt. Seit 2013 hat jedoch kein Taikonaut mehr die Raumstation betreten, und im März 2016 brach der Kontakt zu „Tiangong-1“ ab – die Bodenkontrolle verlor damit den Zugriff auf die Triebwerke. Die Raumstation blieb ihrem Schicksal überlassen.

Die Raumfahrtbehörden verfolgen den Sinkflug genau. Nach Angaben der ESA kann der genaue Absturzzeitpunkt einige Stunden im voraus genau berechnet werden. Die Zone, in der Trümmerteile niedergehen könnten, liegt laut ESA zwischen dem 43. Grad nördlicher und dem 43. Grad südlicher Breite. Deutschland liegt nördlich davon.

Weltraumschrott bereitet Kopfzerbrechen

Mehr Kopfzerbrechen als die zur Erde gehenden Trümmerteile bereitet den Raumfahrtbehörden der Weltraumschrott, der im All bleibt. Das „US Space Surveillance Network“ verfolgt rund 23.000 Objekte, die mit bis zu 28.000 Stundenkilometern durch den Weltraum jagen.

Aufgrund statistischer Modelle wird geschätzt, dass fast 30.000 Objekte mit einem Durchmesser von mindestens zehn Zentimeter im Weltraum herumfliegen und dazu noch 600.000 Kleinstteile von weniger als zehn Zentimetern Durchmesser.

Dadurch bestehe ein „reales Kollisionsrisiko für Raumfähren und bemannte Raumfahrtaktivitäten“, sagt Lemmens. Befürchtet werde das „Kessler-Syndrom“ – eine Kettenreaktion, bei der durch einen Zusammenstoß weitere Trümmer entstehen, die wiederum mit anderen Teilen kollidieren. (afp)



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