Chinas wichtigster Mann in Macau ist aus einem Bürogebäude gefallen – und tot
Der Leiter des chinesischen Verbindungsbüros für die ehemalige portugiesische Kolonie Macau, Zheng Xiaosong, ist in Macao gestorben. Er litt unter Depressionen, sagt die Behörde für Hongkong- und Macau-Angelegenheiten innerhalb des kabinettsähnlichen chinesischen Staatsrates in einer Erklärung. Man fügte hinzu, dass Vertreter der Pekinger Regierung Macau besucht hätten, um ihr Beileid auszusprechen. In der Erklärung wurde nicht weiter auf die Umstände seines Todes eingegangen.
Der 59-jährige Zheng Xiaosong wurde im September 2017 zum Leiter des Verbindungsbüros für Macau ernannt und war Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), einem Gremium mit gut 200 Mitgliedern. Es zählt zum Machtzentrum der KPCh. Zuvor war er Vizeleiter der südöstlichen Küstenprovinz Fujian, nachdem er mehrere Jahre lang im chinesischen Außenministerium und Finanzministerium tätig gewesen war.
Das Verbindungsbüro in Macau dient als Brücke zwischen der lokalen Regierung und Peking. Allerdings hat das Pekinger Regime immer viel Einfluss in lokalen Angelegenheiten ausgeübt.
Wie in Hongkong handelt Macau auch nach der Politik „Ein Land, zwei Systeme“ und wird von einem Chief Executive regiert, der durch eine Wahl gewählt wird, aber die Zustimmung Pekings einholen muss, um sein Amt offiziell zu übernehmen.
Macaus Chief Executive Fernando Chui sagte in einer Erklärung, dass er über den Tod von Zheng „schockiert“ sei und drückte sein Beileid aus. Hongkongs Chief Executive Carrie Lam gab auch eine Erklärung ab, in der sie „tiefe Trauer“ über den Tod von Zheng äußerte.
Fragliche Punkte beim Tod von Zheng
Der promovierte Jurist und Politikkommentator Sang Pu aus Hong Kong warf zwei Fragen über Zhengs Tod auf.
Erstens, die Behörde und die Polizei widersprachen einander. Die Polizei in Macau ist noch bei der Untersuchung über Zhengs Todesursache. Bisher wurde noch keine öffentliche Erklärung von der Polizei dazu gegeben.
Aber die chinesische Behörde für Hongkong- und Macau-Angelegenheiten gab am Tag nach Zhengs Tod schon bekannt, dass er wegen Depression Selbstmord begangen habe.
Zweitens, am Dienstag, den 23. Oktober, soll eine Brücke zwischen Hong Kong, Macau und Festland China eingeweiht werden. Es wurde verbreitet, dass Chinas Führer Xi Jinping auch an dieser Zeremonie teilnehmen würde.
Als Leiter des Pekinger Verbindungsbüros in Macau sollte Zheng Xiaosong natürlich dabei sein. Warum hat er drei Tage vor solch einer wichtigen Veranstaltung und solch einem sensiblen Zeitpunkt sein Leben beendet? Kann das nur ein Zufall sein? Das fragte Sang Pu.
Machtkampf rund um Hongkong und Macau
Im Pekinger Regime gibt es eine zentrale Koordinierungsgruppe, zuständig für Hongkong und Macau. Sie blickt auf eine lange Geschichte enger Beziehungen zum ehemaligen Parteichef Jiang Zemin zurück. Er und sein Kreis von Verbündeten sind Teil einer politischen Fraktion, die sich gegen den derzeitigen KP-Chef Chinas Xi Jinping stellt.
Im Jahr 2003 wurde Zeng Qinghong, damals stellvertretender Vorsitzender der KPCh, zum Vorsitzenden der zentralen Koordinierungsgruppe ernannt. Zeng war weithin bekannt als engster Verbündeter und politischer Kopf von Jiang.
Im Jahr 2012 übernahm Zhang Dejiang, ehemaliger Vorsitzender des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses, Chinas Scheinparlament und ein weiterer wichtiger Verbündeter von Jiang, die Führungsrolle in der Zentralen Koordinierungsgruppe.
Aber nachdem Xi Ende 2012 die Macht übernommen hatte, begann er eine parteiweite Säuberung der Funktionäre der Jiang-Fraktion und begann, den Einfluss dieser Fraktion auf Hongkong und Macau abzuschwächen.
Derzeit hat Han Zheng, einer der Vize-Premiers in China, die Position inne. Obwohl er seine politische Karriere in Shanghai machte – einer Hochburg der Jiangschen Fraktion -, baute Han gute Beziehungen zu Xi auf, während er als Parteichef von Shanghai dort arbeitete. (yz/rls)
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