„Chinas Gewissen“ enthüllt die Qualen seiner Familie

Anwalt Gao Zhisheng und dessen sogenannte Freilassung
Titelbild
(Hu Jia)
[Anmerkung der Hu Jia ist ein Freund der Familie des Anwalts. Er wurde nach dem im folgenden zitierten Telefongespräch festgenommen und befindet sich seitdem in Isolationshaft. Anwalt Gao und seine Familie sind seit dessen „Freilassung“ am 22. Dezember 2006 in ihrer Pekinger Wohnung von der Außenwelt abgeschnitten. Die dreizehnjährige Tochter besucht unter ständiger Polizeibewachung die Schule und ist inzwischen traumatisiert. Anwalt Gao wurde eine Telefonkarte zugespielt, so dass er mit seinem Freund telefonieren konnte.]

Peking – Am 6. April 2007 klingelte bei mir um 13.25 Uhr das Telefon und zeigte eine mir unbekannte Nummer an. Als ich abhob, hörte ich eine Stimme, die vor acht Monaten verschwand. Es war Chinas Gewissen, der Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng. Er hatte versucht, mir einen Brief zu schicken, aber der Brief wurde nie durch ein Postamt befördert. Stattdessen schickte er ihn mir jetzt per Telefon. Während meines Hausarrestes und meiner Reise habe ich fast vier Monate lang auf diesen Anruf gewartet. Gao hatte während der letzten Monate versucht mich anzurufen, insbesondere nach dem chinesischen Neujahr.

Gao gehört zu seiner Familie. Um seine Familie zu schützen, ertrug er den beschämenden Hausarrest und die unausgesetzte Überwachung seit nunmehr vier Monaten. Letztlich wurde es so unerträglich, dass Gao über seine Erfahrungen sprechen musste.

Das eigene Heim wird zum Gefängnis

Er hofft, dass seine Frau und seine Kinder dieser Hölle auf Erden entfliehen können, die das kommunistische Regime durch seine Gesetze und das politische System geschaffen hat.

Freunde von Gao sagten: „ Obwohl Gao aus dem Gefängnis entlassen wurde, nahm er seine Leiden mit nach Hause. Wäre er im Gefängnis geblieben, wären seine Leiden mit ihm im Gefängnis geblieben.“ Wenn man nach dem Gesetz geht, welches Verbrechen hat er, welches Verbrechen hat seine Familie begangen?
Gao wurde am 15. August 2006 verhaftet. Als er am 22. Dezember entlassen wurde, nahmen viele Menschen im In- und Ausland an, er und seine Familie würden nun in relativer Freiheit leben können. Tatsächlich berichten Leute, die die Familie Gao vor kurzem besuchten, dass sie überall Polizisten in Zivil sahen, vor, hinter und in dem Haus. Familie Gao steht rund um die Uhr unter Bewachung.

Zeugen sahen auch die Wunden an Gaos Beinen, die von der langen Zeit seiner Folter bei Verhören stammen. Reporter aus dem Ausland wurden grundlos daran gehindert, Gaos Frau zu interviewen.
Nachdem der Brief von Gao jetzt veröffentlicht ist, wird das politische und juristische System des Regimes mit Sicherheit Rache an ihm und seiner Familie nehmen.
Seine Frau und seine Tochter werden wohl dem Verhängnis weiterer Schmähungen und Schläge nicht entgehen. Gao wird wahrscheinlich wieder eingesperrt werden.

Gaos Familie retten

Die Aufgabe, Gaos Familie zu retten, ist noch lange nicht beendet. Der zweite Akt hat gerade erst begonnen. Familie Gao ist noch weit entfernt davon, sich wirklich in Freiheit zu befinden.

Was können wir für Gaos Familie tun? Jeder in Peking kann zum Zeitzeugen werden, wenn er an Gaos Heim vorbeikommt und rundherum die vielen Polizisten in Zivil sieht.
Wir können verschiedene Sprachen und Medien nutzen, um die Welt erfahren zu lassen, wie diese nationale Mafia in Peking Gaos Familie tyrannisiert. Wir werden Menschenrechts-Organisationen und Medien in aller Welt dazu auffordern, die Umstände von Gaos Fall zu untersuchen.
Ich bin überzeugt davon, dass eines Tages alle Personen, die in politischen oder juristischen Kommissionen, im Nationalen Sicherheitsbüro, in der Staatsanwaltschaft, den Gerichten oder Geheimdiensten verantwortlich an diesem Fall beteiligten waren, öffentlich bekannt gegeben werden. Die Namen all derer, die alle Mittel einsetzen, um die Verteidiger der Menschenrechte zu attackieren, werden veröffentlicht werden. Alle ihre Verbrechen werden detailliert offen gelegt werden. Sie werden angeklagt und verurteilt werden.

Hu Jia, Peking 6. April 2007

(Hu Jia)
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