Chinas Exil-Dichter darf doch mit diskutieren
Der regimekritische chinesische Dichter und Verleger Bei Ling landete am Freitag in der Früh am Frankfurter Flughafen, ohne vom Gastgeber des Symposiums, zu dem er angereist war – der Frankfurter Buchmesse – abgeholt zu werden. „China und die Welt – Wahrnehmung und Wirklichkeit“, so der Titel des Symposiums. Bei Ling, zuerst eingeladen, dann vom Leiter des Symposiums, Peter Ripken, zunächst wieder ausgeladen, zeigte sich betrübt darüber, dass man in Frankfurt dem Druck des chinesischen Mitveranstalters, der Zensurbehörde GAPP, nachgegeben hatte. Diese hatte wissen lassen: „Wenn der kommt, dann kommen wir nicht“. Die Drohung hätte mehr als zehn Delegationsmitglieder betroffen, die den Raum verlassen wollten, sollten sie Bei Ling zu sehen bekommen.
Auf die Nachricht, Bei Ling habe seinen Flug aus den USA nach Frankfurt doch wahrgenommen, reagierte Ripken zunächst ein wenig nervös – und legte bei einem Telefongespräch unverhofft auf, als er die Nachricht erfuhr.
Die Wogen geglättet hat nun der Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse, Jürgen Boos. Er sei „verärgert“ über die Geschehnisse und entschuldigte sich für diese „Peinlichkeit“, die sie ihren Gästen Bei Ling und der ebenfalls zwischenzeitlich ausgeladenen Autorin Dai Qing verursacht hatte – und lud die beiden nun auch offiziell zu dem am heutigen Samstag stattfindenden Symposium ein. Auch an der Podiumsdiskussion dürfen sie teilnehmen.
Bei Ling war überzeugt, dass er nach Frankfurt kommen und am Samstag zum Symposium gehen solle, auch wenn er nur als Zuhörer hätte dort sein können. Die Nachricht, nun doch mit diskutieren zu können, freute ihn dennoch. „Das ist eine erfreuliche und gerechte Entscheidung der Buchmesse, die etwas spät, aber doch nicht zu spät gekommen ist“, sagte Bei Ling zur Epoch Times. Er begrüße diese positive Änderung und erwarte ein persönliches Gespräch mit seinem Gastgeber und eine interessante Diskussion. „Es sollte so sein, dass auf dem Podium unterschiedliche Stimmen und Meinungen ausgesprochen werden können“, so Bei Ling.
Wird nun die Delegation des offiziellen China das Symposium bei seinem Anblick tatsächlich verlassen? „Meiner Erfahrung mit dem chinesischen Regime nach ist es schon sehr wahrscheinlich, dass die Behörde Chinas so etwas tut. Aber ich hoffe, dass jeder Autor oder Dichter, der vom Regime eingeladen wurde, mit seinem Gewissen eine eigene Entscheidung treffen kann“, sagte der Exil-Dichter.
Überrascht zeigte er sich darüber, dass die GAPP Mitveranstalter des Symposiums ist. „Erst heute in Frankfurt habe ich das erfahren. Die GAPP ist die Zensurbehörde Chinas. Ich kann nicht verstehen, warum die Frankfurter Buchmesse so was tut, eigentlich ist das auch ein Skandal“. Bei Ling will während des Symposiums seinen Gastgeber danach fragen.
Essay von Bei Ling: Andere Wirklichkeit
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