Der Aufstieg und Fall des „chinesischen Warren Buffet“

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Von 8. April 2009

Vor vier Monaten meinte es das Leben noch gut mit ihm. Es war Dezember, und der sogenannte „Chinesische Warren Buffet“ wurde in Beijings Diaoyutai-Staats-Gasthaus empfangen, einem Ort, der traditionell für den Besuch ausländischer Beamter reserviert ist.

Herr Tang stand ganz im Rampenlicht und hatte mit chinesischen Beamten und Medien zu tun. Es war ein Ereignis, bei dem „reiche und intelligente“ Chinesen gefeiert wurden, und der Investor mit Sitz in Toronto wurde mit dem „Award for Best Credibility“ („Preis für die höchste Glaubwürdigkeit“) ausgezeichnet.

Aber diese Glaubwürdigkeit wurde kürzlich in Frage gestellt, nachdem Ermittler bei der Börsenaufsichtsbehörde Ontario Securities Commission OSC (Wertpapierkommission von Ontario) Tang angeklagt hatten, er würde seine Investoren um ganze 60 MillionenDollar betrügen, was angeblich als Teil eines Schneeballsystems abläuft, bei dem alte Investoren mit dem Geld neuer Investoren bezahlt wurden.

Am 17. März befahl die Wertpapierkommission von Ontario, dass Tang und seine Firmen den Handel einstellen sollten, damit die Ermittler die Anschuldigungen weiterhin prüfen konnten. Kurz danach dehnte die Kommission die Anordnung zum Handelsstop auf den 10. September aus.

Herr Tang lehnte ein Interview mit einem Epoch Times-Reporter ab. Es wurden keine offiziellen Anklagen erhoben. Es sollen jedoch mehr als 200 Menschen ihre Investitionen in Höhe von mindestens 150.000 Kanadische Dollar verloren haben.

Weizhen Zhangs Heim im Norden Torontos. Er lehnte eine Interviewanfrage der Epoch Times ab. (Sun Dali/The Epoch Times)
Weizhen Zhangs Heim im Norden Torontos. Er lehnte eine Interviewanfrage der Epoch Times ab. (Sun Dali/The Epoch Times)

Tangs Aufstieg in die Prominenz war nicht weniger dramatisch als sein kürzlicher Fall, wie in einem chinesisch-sprachigen Artikel über Tangs Webseite stand, die den Titel trug: „Why Is Weizhen Tang So Capable?“ („Warum ist Weizhen Tang so leistungsfähig?“) Tang wurde als Bauernsohn in der chinesischen Provinz Hunan geboren. Er trat 1978 in das South Central Forestry College, eine Hochschule für Forstwirtschaft, ein und wurde neun Jahre später als Gaststudent für Biochemie an eine Universität in Ohio geschickt. Er kam 1990 nach Kanada und setzte sein Biochemiestudium an der Universität von Waterloo fort, bevor er eine Arbeit als Forscher in einem Krankenhaus in Toronto aufnahm.

Im Jahr 1995 soll Tang in Toronto sein Talent für den Handel entdeckt haben, wobei er zuerst Analagefonds für Familie und Freunde verwaltete. Zwei Jahre später gründete er das, was später die Weizhen Tang Corporation werden sollte, eine von drei in den Anklageschriften der OSC aufgeführten Gesellschaften, die von Tang geleitet wurden. Seine Frau und seine Tochter werden den Akten zufolge als Chefs und Führungskräfte einer Firma erwähnt.

In einem Artikel über die Webseite der Weizhen Tang Corporation, wo Tang über seinen „Weg zu Reichtum wie Warren Buffet“ erzählt, behauptet er, dass die Ängste der chinesischen Einwanderer Hindernisse für ihren Erfolg in Nordamerika sind.

Wang schrieb: „Die Mehrheit der Chinesen lehnt es ab Fremden zu trauen. Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen wir es müssen, werden wir jedoch von Gefühlen wie Angst und Verdächtigungen geplagt. Viele von uns fürchten, dass uns irgendjemand heimlich ausnutzen oder sogar betrügen könnte. Was wir nicht zu verstehen scheinen, ist, dass wir selbst kein Geld machen werden, wenn wir andere davon abhalten, ebenfalls Geld zu machen.“

Hugh Lissaman, der Rechtsanwalt von Tang, sagte bei der Anhörung vor der Sicherheitskommission in Ontario, sein Klient würde mit den Ermittlern bedingungslos zusammen arbeiten. (Sun Dali/The Epoch Times)
Hugh Lissaman, der Rechtsanwalt von Tang, sagte bei der Anhörung vor der Sicherheitskommission in Ontario, sein Klient würde mit den Ermittlern bedingungslos zusammen arbeiten. (Sun Dali/The Epoch Times)

Mit Tangs Reichtum wuchsen auch sein Ansehen und sein Einfluss. Er war unter denjenigen, die eingeladen wurden, den chinesischen Staatschef Hu Jintao bei seinem Besuch in Kanada im Jahr 2005 zu empfangen. Er wurde 2007 bei einer Veranstaltung der Vereinigten Front, einer wichtigen Organisation, die im Auftrag der Kommunistischen Partei Chinas deren Einfluss im Ausland verstärken soll, auch als ein Vertreter von Auslandschinesen von chinesischen Beamten empfangen.

In Kanada war Herr Tang auch ein Befürworter der Politik des chinesischen Regimes. Als chinesische Polizei 2008 gewalttätig gegen demonstrierende Mönche in Tibet vorging, tat sich Herr Tang hervor, indem er viele Busfahrten bezahlte, damit Chinesen zu einer Veranstaltung nach Ottawa fahren konnten, auf der sie den Standpunkt der chinesischen Regierung unterstützten, dass die kommunistische Herrschaft die Tibeter befreit hätte, prahlt er in seinem Blog.

Tang sagt er wäre bereit für diese Veranstaltung 200.000 Kanadische Dollar auszugeben. Er schrieb: „Meine Rolle bestand darin das Ziel zu setzen, Geld zur Verfügung zu stellen, zu bestimmen, wie das Geld verwendet werden sollte, das Risiko zu tragen und die Dinge zu tun, die andere nicht tun oder nicht zu tun wagen.“ Tang unterhielt auch enge Verbindungen mit dem chinesischen Konsulat in Toronto. Alleine im Januar 2009 organisierte und finanzierte er zwei Veranstaltungen, bei denen der Generalkonsul Gastsprecher war.

Und im Februar und März wurde er zweimal mit einem Preis gewürdigt, weil er im letzten Jahr die Veranstaltung gegen die Sache der Tibeter organisiert hatte. Beide Male war wieder der Generalkonsul dabei. Ermittler sagen, dass Herr Tang in einem Verhör vor der OSC am 24. März zugegeben hätte, dass er 2007 15 Millionen Kanadische Dollar verloren hätte, während er Investoren einen Gewinn gemeldet hatte.

Die Kommission behauptet, dass Tang alte Investoren auch mit Geldern von neuen Investoren bezahlte. Er und seine Gesellschaften wurden auch angeklagt mit Sicherheiten zu handeln, ohne bei der Kommission registriert zu sein und ohne einen Prospekt herauszugeben. Herr Tang selbst betonte, dass bis jetzt keine offizielle Anklage gegen ihn erhoben wurde. In einer Reihe von Briefen, die auf der Webseite der Weizhen Tang Corporation erschienen, gab er zu Fehler gemacht zu haben, bestritt aber, persönlich davon profitiert zu haben.

„Ich habe niemandem Geld gestohlen“, sagte er im ersten der fünf Briefe. „Ich bin nicht wie Ponzi oder Madoff, denn selbst mein Auto ist geleast“, schrieb er im letzten Brief, der am Montag veröffentlicht wurde. Tang sagte, dass er das verlorene Geld wieder zurückgewinnen würde, wenn er die Möglichkeit dazu bekäme. Und es scheint so, als ob ihm viele Investoren diese Möglichkeit bieten möchten. In einer auf der Webseite seiner Gesellschaft veröffentlichten Petition wurde am Sonntag behauptet, sie würde 116 Investoren vertreten und die Wertpapierkommission OSC darum bitten, das Handelsverbot gegen Herrn Tang aufzuheben.

In dem Brief stand: „Die meisten Investoren von Weizhen Tang glauben, dass nichtkörperliche Konfrontationen intern gelöst werden sollten, da Auslandschinesen eine Minderheit in Kanada sind.“ Darin stand auch, dass die Nichtaufhebung des Verbots zum „totalen, unwiederbringlichen Verlust unserer Investitionen führen würde. Dies ist etwas, das wir auf keinen Fall akzeptieren können.“ Weder Tangs Anwalt noch die Investoren legten die Petition dem Komitee am Mittwoch vor. Sein Anwalt betonte stattdessen, dass sein Klient mit den Ermittlern zusammenarbeiten würde.

Vor der Anhörung der Sicherheitskommission am Mittwoch sagte Herr Liu, ein ehemaliger Arzt aus China, er hätte die meisten seiner Lebensersparnisse durch den Investor Weizhen Tang verloren. (Sun Dali/The Epoch Times)
Vor der Anhörung der Sicherheitskommission am Mittwoch sagte Herr Liu, ein ehemaliger Arzt aus China, er hätte die meisten seiner Lebensersparnisse durch den Investor Weizhen Tang verloren. (Sun Dali/The Epoch Times)

Aber ein Investor war am Mittwoch anwesend, ein Mann, der sich selbst als Herr Liu vorstellte, ein ehemaliger Arzt in den Sechzigern aus China. Herr Liu sagte, er hätte bei Tang seit 2002 investiert und die meisten seiner Lebensersparnisse verloren. „Das, was ich jetzt am meisten möchte, ist, mein Geld zurückzubekommen,“ sagte Liu. „Tangs Aussage nach hätte ich gesehen, wie meine Investitionen wachsen, aber ich habe nie irgendwelches Geld zurückbekommen.“ Er sagte auch, dass Tang ihn nie davor gewarnt hätte, dass es ein Risiko bei dieser Investition gab. „Ich hoffe, dass er seine Arbeit fortführen kann, wenn es das Gesetz erlaubt. Aber wenn ihn das Gesetz zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, dann soll es so sein.“

Text erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 14/09




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