Chinas Wirtschaft am Rande des Zusammenbruchs
Staatsbeamte auf allen Ebenen versuchen, aus Chinas Immobiliengeschäft Profit zu schlagen. Das bringt die Wirtschaft in Schieflage und Banken an den Rand des Zusammenbruchs. Die Frage, die alle beschäftig: Wann platzt die Immobilienblase?
Künstlicher Boom von Anfang an
China reformierte seine Immobilienpolitik 1998 und senkte innerhalb des ersten Jahres danach dreimal die Zinsen. Der Zinssatz für Kredite sank von 5,7 Prozent im Jahr 1998 auf 1, 98 Prozent im Februar 2002. Im darauf folgenden Jahrzehnt blieb der Zinsatz auf konstant niedrigem Niveau zwischen 2 und 4 Prozent. Somit lag er gleich auf oder war sogar niedriger als die Inflationsrate. Wer damals Ersparnisse auf der Bank hatte, konnte mathematisch nur verlieren. Also hatten die Chinesen zwei Optionen: An der Börse oder in Immobilien investieren.
Steuern und Gebühren taten das Ihrige
2003 sagte Chinas Staatsrat, die Immobilienbranche würde strategisch gefördert, um Chinas Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Darlehen für Immobiliengeschäfte sollten bevorzugt gewährt werden. Danach stiegen Chinas Immobilienpreise seit 2004 stetig an. Die Lokalregierungen vergrößerten den Preisanstieg durch Extra-Abgaben wie die “Land-Transfer-Gebühr” und verschiedene Steuern. 1997 lag die landesweit eingenommene “Land-Transfer-Gebühr” bei 6,7 Milliarden Yuan (838 Mio. Euro). 2009 brachte es allein die Metropole Hangzhou auf das 18-fache: 120 Milliarden Yuan (15 Mrd. Euro).
Bis zu 50 bis 80 Prozent des Immobilienpreises sind dem Finanzexperten Ye Tan zufolge allein durch Steuern und Gebühren zustande gekommen. Heute macht in vielen Gebieten die “Land-Transfer-Gebühr” 40 Prozent des Endpreises aus..
Hu Cunzhi, Vizeminister für Land und Bodenschätze, wies am 11. Juli 2013 darauf hin, dass auf dem Grundstücksmarkt ein stillschweigendes Abkommen zwischen den Regierungen als Verkäufern und den Entwicklern als Käufern existiert. Die Entwickler entnehmen dem Markt demzufolge illegal große Mengen Land, das sie unter- oder unentwickelt lassen. So wird die Menge der Grundstücke und Wohnungen künstlich eingeschränkt, was den Preis hochtreibt und den Lokalregierungen zugute kommt.
Die Praktik des Regimes, den Erfolg seiner Beamten an der Steigerung des lokalen Bruttosozialprodukts zu messen, hat ebenfalls die Preise in die Höhe getrieben. Eisenbahn- und Flughafenprojekte werden als politische Erfolge verbucht. Natürlich verschlingen sie Investitionen im großen Stil und sind oftmals unnötig. Mancher Flughafen hat mehr Landebahnen als Flüge auf dem Flugplan.
Immobilienblase tangiert alle Branchen
Chinas künstlich aufgeblähte Immobilienpreise haben Auswirkungen auf viele Wirtschaftszweige und bringen zuweilen andere Branchen dazu, ins Immobiliengeschäft einzusteigen. So haben einige Bekleidungs- und Elektrohersteller ihr eigentliches Geschäft aufgegeben um ihr Geld auf Immobilien zu setzten. Denn die Gewinnmarge für chinesische Unternehmen ist im Sinkflug, weil Produktionskosten durch steigende Gehälter in die Höhe schnellen. Gleichzeitig sind die Gewinne im Immobiliengeschäftes weiter gestiegen. So glaubte man im Eigentumsgeschäft einen garantierten Profit einzustreichen.
Auch wenn jeder weiß, dass die Blase nicht ewig weiterwachsen wird, lässt sich keiner die Chance auf das schnelle Geld in letzter Sekunde entgehen. Peking und Shanghai haben vom sogenannten Konglomerations-Effekt profitiert: In den beiden Metropolen gibt es genug Arbeit. Menschen ziehen freiwillig dorthin, weil die Aussicht auf einen Job auch die Aussicht auf Immobilienfinanzierung beinhaltet.
Doch auch in Peking und Shanghai besitzen die Reichen oft mehrere Wohnungen und es gibt viel Leerstand. 2007 standen 36 Prozent aller Wohnungen in Peking leer, diese Zahl dürfte mittlerweile höher liegen.
Harter Aufprall nach künstlichem Boom
Chinas Bruttosozialprodukt ist zurückgegangen. Und doch hat jahrelange Überinvestition für einen signifikanten Überhang an Kapazitäten gesorgt.
So wurde durch den Immobilienboom auch die Stahlerzeugung bis weit über ihre ursprüngliche Kapazität angekurbelt. Nach einem Jahrzehnt des künstlichen Wachstums produziert China heute beinahe die Hälfte des Stahls weltweit und kämpft mit Überkapazitäten.
Da Chinas Wirtschaftswachstum seit 2011 zurückging, ist auch der Bedarf für Stahl geschrumpft, und die Stahlindustrie muss sich ihrem Schuldenberg stellen. Dieser beläuft sich bei den 86 führenden Unternehmen insgesamt auf über 3 Billionen Yuan (375 Mrd. Euro).
Erschwerend kommt hinzu, dass die Branche im ersten Halbjahr 2013 nur 2,2 Mrd. Yuan (275 Mio. Euro) erwirtschaftet hat. 35 Firmen (bzw. 40 Prozent) schreiben rote Zahlen. Ähnlich problematisch sieht es bei anderen Industriezweigen aus. Erschwerend kommt die Veschuldung von Chinas Lokalregierungen hinzu. Obwohl diese von Landverkäufen stark profitiert haben, konnten die Einnahmen bisher nicht die gähnende Leere in deren Kassen füllen.
2010 erreichte die Verschuldung von Chinas Lokalregierungen 10,7 Billionen Yuan (1,34 Mrd. Euro), so Chinas Oberster Rechnungshof. Ex-Finanzminister Xiang Huaicheng schätzte das Minus auf 20 Billionen Yuan. Mit anderen Worten, die Schulden der Lokalregierungen entsprechen 20 bis 30 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts. Viele Lokalregierungen versuchen, die alten Schulden mit neuen Krediten zu zahlen, die rund ein Drittel der Gesamtschulden ausmachen
Welcher Sektor bricht als erster zusammen?
Entweder wird der Zusammenbruch der Staatsunternehmen infolge von Überproduktion das Land in den Bankrott treiben, oder die Zahlungsunfähigkeit von Chinas Lokalregierungen die Wirtschaft zusammenbrechen lassen. Die Banken werden jedenfalls nicht ungeschoren davon kommen. Dies könnte der Grund sein, warum die Bank of America und Goldman-Sachs sich jüngst von ihren Anteilen an chinesischen Banken getrennt haben.
Bevor die Immobilienblase platzt, wird der Preis in den Großstädten noch einmal steigen, während er in einigen Orten wie Erdos, Wenzhou und Guiyang schon im Abstieg ist. Der Immobilien-Preisturz wird den Cash-Flow der Wirtschaft unterbrechen. Bankkredite werden nicht mehr zurückgezahlt und der Dominoeffekt wird seinen Lauf nehmen. Vielleicht wird der Zusammenbruch einer Bank den der anderen nach sich ziehen. Egal in welcher Stadt es zuerst passiert, eine Kettenreaktion wird den Kollaps auslösen.
Als die japanische Blase in den 80er Jahren platze, sank Japans Börsenwert über zwei Jahrzehnte lang. Aktienpreise fielen um 70 bis 80 Prozent und Immobilienpreise um 55 bis 65 Prozent. Heute liegt Japans Immobilienmarkt wieder auf dem Niveau von 1983.
Wann es in China soweit sein wird lässt sich schwer schätzen. Eins ist sicher: Das Land hat viele große Probleme. Wie bei einem Ballon, der an mehreren Stellen dünnhäutig ist wird das Ganze platzen, wenn ein neuralgischer Punkt dem Druck nicht mehr Stand halten kann.
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