Chinas Schattenbanken: Wieder Bangen um Trust-Ausfall

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Schon wieder ist ein Schattenbanken-Trust in Schieflage, der von der China Construction Bank verkauft wurde.Foto: PETER PARKS/AFP/Getty Images
Von und 19. Februar 2014

Die Angst vor dem Domino-Effekt auf Chinas Finanzmarkt ist groß: Ist der nächste Trust-Ausfall der Anfang vom Ende? Nach dem vom Staat geretteten Schattenbanken-Trust „Gold 1“ heißt das nächste Sorgenkind nun „Jilin-Trust“. Dessen Anleger haben schon auf vier Raten vergeblich gewartet. Heute, 19.Februar, läuft die nächste Zahlungsfrist ab.

Das Finanzprodukt der Anlagegesellschaft Jilin Province Trust Co., sollte den Kohlekonzern Shanxi Liansheng Energy mit Geld versorgen. Chinas Kohleindustrie leidet seit längerem unter Niedrigpreisen. Der vergleichsweise milde Winter tat sein Übriges. Die letzte Nachricht an die Investoren lautete: Der Konzern befinde sich in der Sanierung und sollte in nächster Zeit wieder zahlungsfähig sein. Wann und ob die Geldgeber ihr Kapital aber wiedersehen, steht noch nicht fest.

Staatsbank ist der Buhmann

Beim Jilin-Trust geht es um eine Summe von 972,7 Millionen Yuan, rund 121,6 Millionen Euro. Verkauft hatte das Finanzprodukt nicht irgendein Institut, sondern die China Construction Bank (CCB), eine der fünf großen Staatsbanken Chinas, die eigentlich für Zuverlässigkeit stehen sollte.

Für die CCB hagelt es nun Kritik von Investoren, die in den chinesischen Medien zitiert wurde: Der Jilin-Trust sei von vielen Filialleitern der Bank ausdrücklich als risikofreies Produkt mit hoher Rendite empfohlen worden. Damals hieß es, dass die Qualität gut sei und dass sich der Kohlekonzern Shanxi Liansheng betriebswirtschaftlich auf der besten Stufe befände – ein AAA-Kunde, bei dem es keinen Rückzahlungs-Ausfall geben werde.

[–Experten raten von Rettung ab–]

Experten betrachten eine mögliche Rettung des Jilin-Trusts mit Skepsis: Falls der Staat in Zukunft bei jedem solchen Fall einspringen sollte, könnte er das Problem nur mit gedruckten Geldscheinen lösen, was eine hohe Inflation und die Abwertung der chinesischen Währung zur Folge hätte.

Der unabhängige Wirtschaftsexperte Xie Guozhong hält eine Finanzkrise in China für unvermeidlich: „So eine Rettungsaktion kann den Ausbruch der Krise nur kurzfristig verschieben, aber nicht verhindern. Der chinesische Staat sollte deshalb darauf verzichten, Steuergelder in Rettungsaktionen zu verpulvern und faule Finanzprodukte aufgeben. Eine harte Landung nach den Gesetzmäßigkeiten der Marktwirtschaft hätte am Ende bessere Folgen für die Volkswirtschaft, als eine vom Staat abgefederte ‚weiche Landung‘.“

Wenn es nach Xie ginge, sollten die Banken, die Trusts verkaufen, im Fall eines Zahlungs-Ausfalls auch einen Teil der Verantwortung übernehmen.

„Wenn man Trust-Ausfälle künstlich verhindert, wird sich Chinas Schattenbanken-Business noch unnötig verkomplizieren“, meint Zhu Haibin, erster Volkswirt von JP Morgan Chase & Co in China. Vor dem Hintergrund eines sich verlangsamenden Wirtschaftswachstums seien Trust-Ausfälle nicht zu verhindern. Man sollte deshalb lieber eine Pleite der betroffenen Schattenbanken riskieren. Diese hätte jedoch zur Folge, dass Investoren ihr Kapital vom Markt abziehen und auch die Schattenbanken in eine Liquiditätskrise geraten.

Wie groß ist Chinas Schattenbanken-Sektor?

Aktuell befindet sich Chinas Schattenbanken-Sektor noch immer im Boom. Sein gesamtes Kreditvolumen ist schwer zu schätzen, übersteigt jedoch das der normalen Bank-Kredite.

Am 13. Februar veröffentlichte der Verband der chinesischen Trust-Branche eine Statisktik über das Gesamtvolumen des Trustgeschäfts: Demnach erreichte das Gesamtvolumen der Treuhandfirmen, die Trustprodukte vergeben, in China 10,9 Billiarden Yuan (1,36 Billiarden Euro). Ende 2012 war das Trust-Geschäft noch 7,5 Billiarden Yuan schwer (937,5 Billionen Euro). Innerhalb nur eines Jahres vergrößerte es sein Volumen um rund 46 Prozent.

[–Immobilien-Trusts verzwölffachten sich innerhalb eines Jahres–]

Im letzten Jahresviertel von Oktober bis Dezember wurde allein für die Immobilienbranche eine Kapitalmenge von 139,5 Milliarden Yuan durch den Verkauf von Trusts erwirtschaftet (17,4 Milliarden Euro). Das war zwölfmal soviel Kapital wie im Vergleichszeitraum von 2012: Damals brachten es die Immobilien-Trusts nur auf 11,6 Milliarden Yuan (1,45 Milliarden Euro). Die Methoden sind dabei ähnlich, wie die einst von Lehmann Brothers verwendeten: Man verpackt verschiedene Kredite zu einem Paket und verkauft sie weiter als „Secondhand“-Kredite.

Zum Vergleich: In Chinas regulärem Bankgeschäft brachte es das Immobilien-Kreditvolumen derweil nur auf 80 Milliarden Yuan, rund 10 Milliarden Euro (von Oktober bis Dezember 2013), was nur 60 Prozent dessen entspricht, was zeitgleich in Trustprodukten umgesetzt wurde. Die Angaben stammen von der chinesischen Zentralbank.



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