Chinas riskante Rekord-Investitionen im Ausland: Milliarden-Deals, um Krise zu entkommen?

Obwohl sich die Wirtschaft im Land abkühlt und sich Chinas Wachstum verlangsamt, stürmen chinesische Auslandsinvestitionen einen Rekord-Gipfel nach dem anderen. Es geht um Milliardensummen, mit denen ausländische Firmen übernommen oder teilweise aufgekauft werden. Trotzdem sind nur wenige Geschäfte aus Sicht der Chinesen erfolgreich, wie New York Times und Financial Times anhand von Beispielen berichten.
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Symbolfoto aus Guangzhou.Foto: STR/AFP/Getty Images
Epoch Times16. März 2016

Die US-Kanzlei Baker & McKenzie veröffentlichte vor kurzem einen Report zu chinesischen Auslandsinvestitionen im Jahr 2015: Sowohl staatliches wie privates Engagement im Ausland erreichte einen neuen Rekord von 113 Milliarden US-Dollar. Davon flossen 23 Milliarden in EU und Schweiz, 15 Milliarden in die USA. In Europa stieg das Volumen um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2014, in den USA um 17 Prozent, so ein Bericht der Financial Times.

Trotz der Rekordzahl blieb der Geschäftserfolg beschränkt. Eine Umfrage unter chinesischen Unternehmen ergab, dass nur 32 Prozent der Geschäfte befriedigend liefen, so die New York Times in ihrer chinesisch-sprachigen Ausgabe.

Italien erhielt die höchste Investitionssumme, da hier ChemChina mit 7,9 Mrd. USD einen Löwenanteil am Reifenhersteller Pirelli einkaufte. Auf Platz 2 lag Frankreich, wo Chinesen 3,6 Mrd. USD in Infrastrukturprojekte und Tourismus steckten, wie Hotels und Weingüter.

In den USA gingen die Spitzeninvestitionen in die Bundesstaaten New York (5,4 Mrd. USD), Kalifornien und Texas – vornehmlich in die Finanz- und Immobilienbranche.

Schon jetzt wird anhand neuester Zahlen klar, dass 2016 wieder ein Rekord aufgestellt werden dürfte. In den vergangenen 6 Wochen erklärten chinesische Unternehmen Investitionsabsichten von 70 Mrd. USD. Die Geschäfte sind jedoch noch nicht in trockenen Tüchern.

Warum Giga-Investments trotz abflauender Wirtschaft?

Die New York Times (NYT) sieht in den Großeinkäufen trotz abflauender Wirtschaft Verzweiflungstaten – und zählt Beispiele auf, bei denen sie Verlustgeschäfte wurden. Zum Beispiel in diesem Fall:

Am 14. März kaufte die chinesische Anbang Insurance Group dem US-Investmentkonzern Blackstone die Hotel Group Strategic für 6,5 Mrd USD ab. Für Blackstone ein Bombengeschäft: Man hatte die Hotelgruppe selbst erst vor 3 Monaten für 6 Mrd gekauft. Die Anbang Versicherungsgruppe war es übrigens auch, die 2014 das New Yorker Waldorf Astoria von Blackstone kaufte. Damals flossen 2 Mrd. an das Amerikaner.

Da Anbang erst seit 15 Jahren besteht, fragt man sich, woher sie das Kapital für solche Großgeschäfte nehmen? Und warum waren sie bereit, im Fall der Hotel Group Strategic soviel draufzuzahlen?

Druck vom Schattenbanken-Sektor

Laut Analyse der NYT betreibt Anbang in China Schattenbankengeschäfte. Man kreiert Investment Produkte und verspricht den Kunden hohe Renditen. Analysten schätzen, dass Anbang wegen dieses Geschäftszweigs in Bedrängnis ist und wegen der Abkühlung in China seine Versprechen nicht halten und auch die Einlagen der Kunden nicht zurückzahlen können wird. Anbang investierte schon viel in Chinas Immobilienmarkt, dessen Entwicklung rezessiv ist. Großinvestitionen im Ausland seien deshalb der verzweifelte Versuch, dem Abwärtstrend in China zu entkommen, schreibt die NYT.

Die NYT blickte zurück auf die 20 größten Einkäufe Chinas. Vor allem Großinvestitionen in Öl, Bergbau und Finanzbranche gingen meist nicht gut aus.

Von den 20 Mega-Deals fanden 13 im Rohstoffsektor statt, in 9 davon waren Chinas staatliche Öl-Riesen CNPC, Sinopec und China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) involviert. Die rasante Talfahrt des Ölpreises machte die Geschäften zu Fehlern und noch andere ungünstige Faktoren kamen hinzu.

Zum Beispiel floppte die Übernahme des kanadischen Öl-Förderers Nexen durch CNOOC. Die Chinesen bezahlten 18 Mrd. USD für den Konzern, bekamen danach jedoch ein Problem durch den Krieg im Yemen, wo viele der Nexen-Ölquellen liegen und stellten fest, dass sie technisch nicht in der Lage sind, bestimmte Ölfelder in Kanada auszubeuten, wo Öl aus Sand raffiniert werden muss.

Ein Analyst von Nomura Securities aus Japan sagte, die Nexen-Übernahme war für CNOOC ein Verlustgeschäft von rund 5 Mrd. USD.

Ein weiterer prominenter Flop war die Übernahme von 20 Prozent der südafrikanischen „Standard Bank“ durch die Industrial und Commercial Bank of China. Sie kaufte sich 2007 mit 5,5 Mrd. in das Institut ein, dessen Wert sich bald darauf halbierte.

In der Energiebranche kaufte sich die Three Gorges Corporation einen portugiesischen Stromerzeuger für 3,5 Mrd USD, dessen Wert nach der Übernahme um 20 Prozent sank.

Die Auslandsinvestitionen sind für die Chinesen mit starken Risiken behaftet. So verschuldete sich zum Beispiel die Chemiegruppe ChemChina innerhalb Chinas mit 30 Mrd. USD, um den Schweizer Agrochemiekonzern Syngenta für rund 44 Mrd. Franken übernehmen zu können.



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