Chinas Kontrolle des Wasserhöchststands zweifelhaft

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Foto: AP Photo/Xinhua, Zhou Xuejun

Schwere Überflutungen in Südchina haben die Kontrolle des Wasserhöchststands und andere Funktionen von Chinas ehrgeizigstem, teuerstem und kontroversestem Wasserkontrollprojekt, dem Drei-Schluchten-Damm, zweifelhaft werden lassen.

Am 20. Juli um acht Uhr morgens hatten seit der Vollendung des Projektes die Wassermassen des Jangtse am Drei-Schluchten-Damm ihren Höchststand erreicht. 70.000 Kubikmeter pro Sekunde flossen in das Staubecken. Neun von zehn Entlastungskanälen wurden geöffnet, um das Wasser abzulassen.

Nach offiziellen Meldungen ist seit der Vollendung des Dammbauprojektes die größte Entlastungsflutung durchgeführt worden. 70.000 Kubikmeter Wasser flossen pro Sekunde in das Staubecken, 20.000 Kubikmeter mehr als während der Überflutung im Jahre 1998, bei der 4.150 Menschen starben.

Und doch ist die Kontrolle des Wasserhöchststands noch lange nicht zu Ende. In einigen der Gebiete unterhalb des Dammes, die ohnehin ständig überschwemmt werden, kämpfen die Menschen immer noch gegen die Fluten.

Auf Grund der Wassermengen, die durch die Entlastungskanäle vom Drei-Schluchten-Damm kamen und der heftigen Regenfälle, stieg am 22. Juli der Pegel am unteren Jangtse in der Provinz Hubei auf einer Länge von 628 Kilometern an den Deichen über den Grenzwert an. Die „Wuhan Morning Post“ berichtete am 23. Juli, dass der Wasserstand von fünf großen Seen und an 603 Dämmen in der Provinz Hubei ebenfalls über dem Grenzwert lag.

In einem anderen Gebiet des unteren Jangtse brachen die Ufer durch den Druck der ansteigenden Wasser zusammen. Das geschah an einem 300 – 500 Meter langen Ufer der Insel Mianchuan, Provinz Jiangxi, am 18. Juli.

Am 23. Juli berichteten staatseigene Medien, dass die Überflutung der Insel Mianchuan so schlimm sei, dass die Bewohner befürchteten, eine Wiederholung der katastrophalen Flut von 1998 zu erleben, als die vom Drei-Schluchten-Damm abgelassenen Wassermassen Jiujiang am 25. Juli erreichten. Bei der Flut von 1998 brachen die Dämme in Jiangzhou und viele Menschen mussten aus der Gegend evakuiert werden.

Nach offiziellen Berichten vom 21. Juli starben durch die Überflutung in Südchina wenigstens 701 Menschen und 347 wurden vermisst.

Schwere Überflutungen im unteren Bereich des Jangtse im Landkreis Poyang in der östlichen Provinz Jiangxi in China brachten am 16. Juli  eine Landstraße zum Einsturz.Schwere Überflutungen im unteren Bereich des Jangtse im Landkreis Poyang in der östlichen Provinz Jiangxi in China brachten am 16. Juli eine Landstraße zum Einsturz.Foto: Epoch Times Archiv

Ein Dorfbewohner aus Jiangxin auf der Insel Mianchuan berichtete am 18. Juli einem Reporter von „Epoch Times“, dass das gesamte Ackerland in der Nähe der großen Deiche weggeschwemmt worden sei und dass er alles, was er für das ganze Jahr angebaut habe, verloren habe. Drei Jahre nacheinander sei sein Ackerland überschwemmt worden und diese Flut würde wohl so schlimm wie die aus dem Jahre 1998.

Umkehrung der Kontrolle des Wasserhöchststands

Zu diesem kritischen Zeitpunkt und mit so vielen gefährdeten Gemeinden lässt der Drei-Schluchten-Damm immer mehr Wassermengen aus dem Staubecken ab. Das Ablassen des Wassers in tiefer gelegene Gebiete des Flusses zu einer Zeit, in der Überschwemmungen drohen, lässt Zweifel an der Funktion des Flutungskontrollsystems des Drei-Schluchten-Dammes aufkommen.

Der verstorbene Huang Wanli, Professor an der Abteilung für Hydraulik an der Universität Tsingnua, war seit 1990 ein Gegner des Drei-Schluchten-Damm Projektes. Schon lange vorher hatte er vorausgesagt, dass der Damm das Wasser auf „umgekehrte Weise“ regulieren würde – während der Regenzeit würde das Wasser aus dem Staubecken ausströmen, wenn es eigentlich gespeichert werden solle und während der trockenen Jahreszeit würde es gespeichert.

Ein chinesischer Blogger stellte einen Artikel ins Internet, in dem er die „magische“ Kontrolle des Wasserhöchststands des Drei-Schluchten-Staudamms kritisierte. Sie bewirke, dass entweder das flussaufwärts gelegene Chongqing gerettet
werde, während dafür flussabwärts Wuhan in den Fluten versinke, oder umgekehrt. Der Artikel fand große Verbreitung im Internet und auf den Webseiten.

Ein Haus in Jiujiang und Jinde versinkt in den Fluten nach ununterbrochenen heftigen Regenfällen in Chinas östlicher Provinz Jiangxi.Ein Haus in Jiujiang und Jinde versinkt in den Fluten nach ununterbrochenen heftigen Regenfällen in Chinas östlicher Provinz Jiangxi.Foto: Epoch Times Archiv

Kann der Drei-Schluchten-Damm, das größte Wasserkraftprojekt der Welt, sein Versprechen erfüllen, den Wasserhöchststand im gesamten Jangtse zu kontrollieren?

Ironischerweise haben Beamte die Kapazität der Flutkontrolle des Dammes im Jahre 2003 auf „ist in der Lage, noch in 10.000 Jahren der schlimmsten Flut standzuhalten“ angegeben, im Jahre 2007 auf 1.000 Jahre und im Jahre 2008 auf 100 Jahre verkürzt.

Erst vor kurzem, unmittelbar vor dem historischen Wasserhöchststand am Drei-Schluchten-Damm, hat die staatseigene „CCTV“ Cai Qihua zitiert. Cai Qihua ist Chef der Kommission für Wasserreserven des Jangtse. Er sagte: „In diesem Jahr können wir nicht alle unsere Hoffnungen auf den Drei-Schluchten-Damm richten.“

Kritiker weisen auf Versagen hin

Wang Weiluo, ein Wasserexperte, berichtete kürzlich in einem Gespräch mit dem internationalen Sender „Deutsche Welle“, wie schlimm die letzten Überflutungen am Jangtse gewesen seien. „Chingqing liegt direkt oberhalb des Dammes. Vierzehn seiner Landkreise und Städte sind überflutet. Noch weiter oben sind viele Menschen bei den schlimmen Überschwemmungen in der Provinz Sichuan gestorben.“

„Unterhalb des Dammes sind die Wasserstände in Wuhan und dem See Hong in der Provinz Hubei sehr hoch. Auch die im See Dongting in Jiangxi und in der Provinz Anhui sind sehr hoch. Das Wasser reicht bei 100 Dämmen am See Poyang bis zum Rand“, erklärte Wang

Die drei Hauptfunktionen des Dammes sind Kontrolle des Wasserhöchststands, Schiffbarkeit und Energieerzeugung. Dieses Mal jedoch, sagt Wang, hat die Flut bewiesen, dass zweieinhalb der drei Funktionen gar nicht existieren. „Die Fluten sind nicht unter Kontrolle. Der Schiffsverkehr in den Drei-Schluchten Kanälen ist wegen der Fluten eingestellt worden.“

„Auch in der trockenen Saison kann man den Schiffsverkehr vergessen“, erklärte Wang. Weil das Staubecken dann das Wasser speichert, ist der Wasserstand am unteren Flusslauf noch niedriger.

Wang erklärte weiter: „Wir konnten in Chongqing das Flussbett des Jiangling sehen – das ist einer der Nebenflüsse des Jangtse. Das zeigen Bilder vom letzten Jahr. Jetzt ist der Jiangling voll und das Wasser ist schlammig. Man kann es nicht dazu verwenden, Energie zu erzeugen, weil der Schlamm die Turbinen beschädigen würde.“

Im Juli letzten Jahres berichtete „AFP“: „Seit Jahren schon sind Chinas riesige Dammprojekte eine Quelle für Kontroversen. Die Regierung besteht darauf, dass sie eine saubere Energiequelle liefern und den Wasserhöchststand kontrollieren. Das beste Beispiel dafür sei der Drei-Schluchten-Staudamm, der größte in der Welt.“

Doch Kritiker erklären, dass die Dämme oft riesige Umweltprobleme zur Folge hätten und dass der Wasserhöchststand nicht unter Kontrolle sei. Millionen von Menschen sind umgesiedelt worden, um Platz zu schaffen und bei vielen Projekten spiele Korruption eine Rolle.

„China Daily berichtete im vergangenen Monat, dass einige Dämme, die am Jangtse gebaut wurden, nur wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung kurz vor einem Dammbruch seien und dass über 40 Prozent der Staubecken der Nation ein Sicherheitsrisiko darstellten.“

Artikel auf Englisch: Three Gorges Dam’s Flood-Control Function Questioned

Foto: AP Photo/Xinhua, Zhou Xuejun

 



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