Chinas Premier spricht von „großen Sorgen“: BIP-Zahlen schrumpfen weiter

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Wichtiger Indikator: Chinas Schienenfrachtverkehr sank im ersten Quartal um 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.Foto: STR/AFP/Getty Images
Von und 15. April 2015

Chinas Wirtschaftswachstum ist im ersten Quartal weiter geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Januar bis März offiziell um nur 7,0 Prozent zu. Dies war die niedrigste Wachstumsrate seit sechs Jahren. Im vierten Quartal 2014 war die Wirtschaft Chinas laut offiziellen Zahlen noch mit 7,3 Prozent gewachsen.

Chinas Wirtschaft verspüre Abwärtsdruck, aber das Wachstum befinde sich in einer vernünftigen Spanne, Während der Sprecher des Statistikbüros, Sheng Laiyun, am Mittwoch in Peking sagte: „Chinas Wirtschaft verspürt Abwärtsdruck, aber das Wachstum befindet sich in einer vernünftigen Spanne“, sendete Premier Li Keqiang noch zwei viel denkwürdigere Signale: Bei zwei Gelegenheiten sprach er öffentlich über die Wirtschaftslage, laut chinesischen Beobachtern ein Zeichen, dass die Lage noch viel prekärer ist, als die Zahlen glauben lassen. Normal in dem kommunistisch regierten Land wäre, dass die Zahlen zwar veröffentlicht, aber nicht von der Spitzenpolitik kommentiert werden. Dies deute auf den Ernst der Lage hin. Li bereite das Volk also auf noch Schlimmeres vor, so die Einschätzung.

Erst am Montag hatte China einen überraschenden Einbruch seiner Exporte bekanntgegeben. Die Ausfuhren waren im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 15 Prozent gefallen, was ein schockierendes Ergebnis war.

Li Keqiang spricht von „großen Sorgen“

Am 14. April sprach Li Keqiang bei einem Regierungstreffen von Wirtschaftsexperten und Unternehmern: „Der Abwärtsdruck der Wirtschaft nimmt weiterhin zu. Man muss noch stärker auf der Makroebene gegensteuern“, sagte Li dort. Das heißt, Chinas Regierende erwarten sich eine weitere Verschlechterung der Lage, weshalb der Premier dazu aufforderte, politisch stärker mit Rettungsmaßnahmen einzugreifen.

Am 10. und 11. April bereiste Li Chinas nordöstliche Provinzen Liaoning, Jilin und Heilongjiang, um die dortige Wirtschaftslage zu begutachten. In Changchun traf er mit den Vertretern der drei Provinzen zusammen und sagte ihnen: „Ich habe auch einmal in Nordostchina gearbeitet und zähle als halber Nordostchinese. Als solcher muss ich Euch unumwunden sagen: Eure Zahlen machen mir große Sorgen.“

2014 hatte der Nordosten im Gesamtvergleich die abgründigsten Ergebnisse geliefert: In Liaoning waren es 5,8 Prozent, in Jilin 6,5 und in Heilongjiang 5,6 Prozent BIP-Wachstum. Im ersten Quartal 2015 schrumpften diese Zahlen weiter.

Was wirklich relevante Zahlen verraten

Apropos Liaoning: Dort war Li einst KP-Chef gewesen und hatte sich im Jahr 2007 gegenüber dem US-amerikanischen Botschafter Clark T. Randt in einem Geheimgespräch zu der Bemerkung hinreißen lassen: „Chinas BIP-Zahlen sind künstlich erzeugt und deshalb unzuverlässig.“ (Wikileaks verriet es der Welt). Er selbst betrachte zur Beurteilung der Lage drei Komponenten, die seitdem im Volksmund der „Li Keqiang-Index“ genannt werden: 1. Die Frachtmenge der Eisenbahn, 2. den Stromverbrauch der Industrie und 3. den Wert der neu vergebenen Kredite.

Diese sehen aktuell wie folgt aus:

Der Frachtverkehr der Bahn ist um 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken, gab die chinesische Eisenbahn am vergangenen Wochenende für das erste Quartal bekannt. Letztes Jahr wurden 957 Millionen Tonnen Güter in China per Schienenverkehr bewegt. 2015 waren es nur noch 867 Millionen Tonnen, das Niveau ähnelt dem der Finanzkrisen-Zeit von 2010.

Der Stromverbrauch der Industrie ist laut offizieller Statistik dieses Jahr im Januar und Februar um 2,5 Prozent gewachsen. Dies war jedoch das niedrigste Wachstum seit 2 Jahren. Im Februar war der Stromverbrauch sogar rückläufig.

Kredite wurden laut der chinesischen Zentralbank in den ersten drei Monaten im Wert von 4,61 Milliarden Yuan vergeben. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum waren dies 0,8949 Milliarden Yuan weniger, was einem Rückgang von rund 19,4 Prozent entsprach.

Wo liegt Chinas wahres BIP?

Chinas offziell angegebenes BIP des Jahres 2014 lag bei 7,4 statt der erwarteten 7,5 Prozent. Kritische Schätzungen, wie die von Gordon Chang, hatten aus Zinssenkungen der chinesischen Zentralbank jedoch geschlossen, dass das reale BIP-Wachstum bei 2 bis 2,2 Prozent dümpelte. Chang war mit seiner Meinung nicht alleine.

Siehe: „China senkt den Leitzins – BIP- Wachstum nur 2,2 Prozent?“



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