China: Wird Bo Xilai seine Hintermänner ans Messer liefern?
Mit Spannung wurde das Urteil gegen Chinas Ex-Politstar Bo Xilai erwartet. Es lautete „Lebenslänglich“. Doch was nun kommt, dürfte noch spannender werden: Schon Einen Tag danach, am 23. September, hat Bo gegen das Urteil Berufung eingelegt. Mit Blick auf die nur fünf Tage dauernde Verhandlung, Chinas aktuelle politische Lage und Bo Xilais Charakter hat der Politkrimi erst richtig begonnen. Es steht die Frage im Raum, ob Bo seine Mitstreiter verraten wird, um Strafmilderung zu erwirken.
Es gibt doch noch die anderen Korrupten …
Das Urteil gegen Bo ist zweifellos Ergebnis eines politischen Kompromisses. Der Korruptionsvorwurf allein wird ihn nicht zur Kooperation mit den Machthabern bewegen können, weil fast alle Funktionäre der Partei korrupt sind. Obwohl Bo manchen Medien zu Folge – Asahi News zum Beispiel – Korruptionsgelder in Milliardenhöhe angenommen hat, ist sein Fall nichts Besonderes. Da waren ja noch die Familie Zhou Yongkangs, des Chinas Ex-Stasi-Chefs, der Clan des Ex-Parteichefs Jiang Zeming und der Eisenbahnminister Liu Zhijun, die Korruption im großen Stil betrieben haben. Die Verurteilung Bo Xilais ist deshalb lediglich die Konsequenz, die ihn als Verlierer im politischen Machtkampf getroffen hat.
Weil Bo es gewagt hatte, Xi Jinping vom Thron stürzen und seine Macht an sich reißen zu wollen, ist er nun zum Verlieren verdammt. Sein persönlicher Ehrgeiz war zwar eine gute Vorraussetzung für einen erfolgreichen Putsch, jedoch konnte er ohne die Unterstützung mächtiger Verbündeter nichts ausrichten. Man kann sogar sagen, dass Bo erst von Zeng Qinhong und Jiang Zemin dazu angestiftet wurde, Xi zu stürzen. Die Blutschuld-Bande unter der Führung von Jian Zemin und Zhou Yongkang hatten im Vorfeld ihren Segen gegeben, dass Bo der Nachfolger Xis wird.
Freunde verraten und Vorteile gewinnen
Nun ist ihr geheimer Plan aufgeflogen und Bo will die Rolle des Sündenbocks sicher nicht alleine spielen, denn da gab es ja noch ein paar andere potentielle Putschisten … Durch die Berufung hat er zwei Chancen: Er kann weiterhin die Vorwürfe abstreiten und gleichzeitig durch den Verrat an seinen Hintermännern eine Strafmilderung bekommen. Im Urteil gegen Wang Lijun hieß es nicht umsonst: „Nach der Festnahme hat Wang Lijun große Verdienste geleistet, indem er Beweise und wichtige Indizien zu schwerwiegenden Verbrechen zur Verfügung stellte.“ Wang wurde zu „nur“ 15 Jahren verurteilt und die Parteimitgliedschaft blieb ihm erhalten.
Viele vertreten aktuell die Ansicht, dass Bo Xilais Berufung sein Urteil nicht ändern wird. Jedoch hängt das nicht nur von Bos „Geständigkeit“ ab. Entscheidend könnte sein, inwiefern Bo seinen Rivalen Xi Jinping dabei unterstützen kann, seine Macht innerhalb der Partei zu festigen. Wenn Bo seine Hintermänner Zeng Qinhong und Zhou Yongkang offen anzeigen würde, wäre eine Milderung des Strafmaßes in zweiter Instanz nicht unwahrscheinlich.
Bos Urteil wird Sargnagel für Zhou
Bo hoffte bisher immer, dass Zhou Yongkang ihn schützen wird und kann. Deshalb dürfte Bo noch eine Menge Informationen über Zhou zurückgehalten haben, weil er insgeheim auf seinen Schutz hoffte. Nun muss Bo lebenslang hinter Gitter und vermutlich hasst er Zhou dafür, dass er nicht genug unternommen hat, oder beneidet ihn darum, weil er noch auf freiem Fuß ist.
Wenn Bo erfährt, dass Zhou mittlerweile selbst zum Ziel von Ermittlungen geworden ist, wird dies sofort zum berühmten „Gefangenenparadoxon“ führen, bei dem sich die Gefangenen, die nicht mehr in der Lage sind miteinander zu kommunizieren, gegenseitig verraten, um begnadigt zu werden. Bo und Zhou sind Persönlichkeiten, die ohne weiteres dazu in der Lage sind, einen anderen ins Messer laufen zu lassen, um eigene Interessen zu wahren. Durch die Verurteilung Bo Xilais zieht sich die Schlinge um Zhou Yongkangs Hals immer weiter zu.
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