China verzeichnet niedrigstes Wirtschaftswachstum seit 28 Jahren
Chinas Wirtschaftswachstum sank 2018 auf den niedrigsten Stand seit 28 Jahren und verzeichnet momentan ein jährliches Gesamtwachstum von 6,6 Prozent. Grund dafür sollen die abgeschwächte Inlandsnachfrage und die anhaltenden Handelshemmnisse mit den Vereinigten Staaten sein.
Im vierten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit dem langsamsten Tempo seit der globalen Finanzkrise und fiel im Jahresvergleich, wie erwartet, auf 6,4 Prozent. Im dritten Quartal waren es noch 6,5 Prozent, berichtet das National Bureau of Statistics am 21. Januar.
Damit ist das jährliche BIP Chinas auf den niedrigsten Stand seit 1990 gesunken. Vorher gab es in China sie bis 2017 jährliche Wachstumsraten von über 7 Prozent.
Ausländische Unternehmen bangen um ihre Gewinne
Wachsende Anzeichen einer Konjunkturschwäche in China schüren die Angst vor Risiken für die Weltwirtschaft und belasten die Gewinne von Unternehmen von Apple bis zu großen Automobilherstellern. Dabei machte Chinas Wirtschaft in den letzten Jahren fast ein Drittel des globalen Wachstums aus.
Die chinesische Politik hat für dieses Jahr der Wirtschaft mehr Unterstützung zugesagt. So will die politische Führung das Risiko massiver Arbeitsplatzverluste verringern. Dabei schließt sie aber eine „Flut“ von Konjunkturmaßnahmen, wie es sie in der Vergangenheit gab aus. Denn diese hätten in der Vergangenheit zwar die Wachstumsraten schnell nach oben ansteigen lassen, dann allerdings auch einen Schuldenberg verursacht.
Da die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen voraussichtlich einige Zeit benötigen bis sie Wirkung zeigen, glauben die meisten Analysten, dass sich die Bedingungen erst noch verschlechtern werden, bevor es wieder besser wird. Daher prognostizieren sie für dieses Jahr eine weitere Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auf 6,3 Prozent.
Einige chinesische Beobachter glauben, dass das tatsächliche Wachstum bereits jetzt schon niedriger ist, als offiziell angegeben wird.
Investitions- und Einzelhandelsumsätze schwanden
Trotz einer Reihe von Maßnahmen zur Lockerung der Politik, zeigten die im Dezember zusammen mit dem BIP veröffentlichten Daten, dass die Konjunkturschwäche in weiten Teilen der Wirtschaft Ende 2018 anhielt.
Trotz einem unerwarteten Anstieg bei der Fabrikproduktion von 5,4 Prozent auf 5,7 und einem erstarkten Dienstleistungssektor, zeigen die Daten vom 21. Januar, dass die Investitions- und Einzelhandelsumsätze weiterhin schwinden, während die Arbeitslosenquote stieg.
Hinzu kommt, dass die Anlageinvestitionen 2018 nur um 5,9 Prozent anstiegen, so schwach wie seit mindestens 22 Jahren nicht mehr. Grund hierfür soll ein stark regulierendes Vorgehen der Staatsführung gegen risikoreichere Finanzierungen und Schulden sein, das die Ausgaben der Kommunen Anfang des Jahres belastete.
Auch die Immobilieninvestitionen sehen wackelig aus. Daher sehen Analysten die Möglichkeit, dass Peking die Beschränkungen für Hauskäufer lockert. Dies würde das Risiko einer potenziellen Immobilienblase wieder erhöhen, die vorher durch die Beschränkungen in Schach gehalten wurde.
Einzelhandelsumsätze stiegen leicht um 8,2 Prozent – bei gesunkenen Produktionsaktivitäten
Während sich das Wachstum der Einzelhandelsumsätze im Dezember leicht auf 8,2 Prozent erholte, ist das Kaufverhalten so schwach wie seit 15 Jahren nicht mehr. So schrumpfte die Zahl der Autokäufe auf dem größten Automobilmarkt der Welt zum ersten Mal seit den 90er Jahren.
Die Dezember-Daten zeigten auch, dass Chinas Produktionsaktivitäten zum ersten Mal seit 19 Monaten rückläufig waren. Der chinesische Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe fiel auf 49,4 und damit auf den schwächsten Wert seit Februar 2016. Eine PMI-Zahl unter 50 signalisiert einen wirtschaftlichen Rückgang. Diese Zahlen zeigten auch einen Rückgang des Auftragseingangs, der seit Juni 2016 nicht mehr zu verzeichnen war.
Handelsstreit zwischen China und den USA belastet China
Analysten haben gesagt, dass der Handelskrieg zwischen China und den USA, der sich derzeit in einem vorübergehenden Waffenstillstand befindet, die Binnennachfrage und den Arbeitsmarkt Chinas beeinträchtigt hat und weiterhin belasten wird.
Der in Berlin ansässige Think Tank Mercator Institute for China Studies veröffentlichte einen Bericht vom 10. Januar, in dem es heißt, dass Chinas Exportsektor, wenn der Handelsstreit nicht beigelegt werden kann, „zu Massenentlassungen von Arbeitnehmern in China führen wird“.
Viele chinesische Medien haben vorausgesagt, dass der Arbeitsmarkt 2019 die „schlimmste Beschäftigungssaison aller Zeiten“ sein wird, so das chinesische Staatsmedium „Global Times“.
Dies geschieht, da eine wachsende Zahl ausländischer Unternehmen die Produktion aus China verlagert – teils wegen des Handelskrieges – teils aus anderen wirtschaftlichen Gründen.
Der Apple-Monteur Foxconn hat seit Oktober letzten Jahres in der iPhone-Montagefabrik des Unternehmens in Zhengzhou City, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Henan, etwa 50.000 Leiharbeiter entlassen, so ein Bericht des japanischen Mediums „Nikkei“ vom 18. Januar.
Sind die offiziellen Wirtschaftszahlen real?
Experten haben zuvor die Richtigkeit der offiziellen Wirtschaftszahlen Chinas in Frage gestellt.
Forschungen des Assistenzprofessors Luis Martinez der University of Chicago im Jahr 2017 deuten darauf hin, dass autoritäre Regime die Wachstumsraten des BIP künstlich in die Höhe treiben.
Untersuchungen des Associate Professor Jeremy Wallace von der Cornell University im Jahr 2016 zeigen, dass chinesische Provint-Beamte bei den BIP-Wachstumsraten, die sie an die nationale Regierung melden, übertreiben. Darauf deutet auch eine Analyse von Bloomberg hin, durchgeführt in China im Januar 2018. Sie besagt, dass das BIP zwischen 2011 und 2015 auf Provinzebene „wahrscheinlich überbewertet“ wurde.
Gleichzeitig versuchte Peking, die Verbreitung sensibler Wirtschaftsdaten inmitten seiner unsicheren Wachstumsaussichten stark zu kontrollieren. So untersagte kürzlich das chinesische Regime den Regionalbehörden, Daten über die Produktionstätigkeit weiterzugeben.
Vorher hatte bereits das Exportzentrum der Provinz Guangdong die Veröffentlichung von PMI-Daten eingestellt. Regierungsbeamte erklärten dazu, dass alle zukünftigen Daten zur Produktionstätigkeit vom National Bureau of Statistics ausgegeben würden. (er)
Das Original erschien in US-Ausgabe Epoch Times (deutsche Bearbeitung von Erik Rusch)
Originalartikel: China Posts Lowest Economic Growth in 28 Years
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