China Unicom: Razzia beim Handy-Riesen wegen Chinas internem Machtkampf
Der Handy-Konzern China Unicom hat derzeit mächtig Probleme: Erst wurden Top-Manager verhaftet, dann in den Medien schlechte Publicity verbreitet. Von der Ausspionierbarkeit aller Unicom Handys war sogar die Rede. Unicom wird gerade von der „Anti-Korruptions-Kampagne“ gebeutelt. Doch der Angriff auf Unicom ist nicht das Ziel, sondern nur ein Symptom: Chinas Staatschef Xi Jinping ist hinter seinem 88-jährigen Vor-Vorgänger Jiang Zemin und dessen Familie her – diese sind die Hintermänner des Handy-Riesen und das eigentliche Ziel der Attacken.
Was bisher geschah:
Das Unternehmen China Unicom wird seit September von der berüchtigten „Anti-Korruptions-Kampagne“ gebeutelt. Drei Top-Manager wurden vor Weihnachten verhaftet, einer flüchtete.
(Siehe: „Drei Top-Manager von Apple-Partner Unicom wegen Korruption verhaftet“)
Jetzt kamen in den chinesischen Staatsmedien noch Negativberichte über Unicom hinzu, die am Ruf des Unternehmens nagten. Von Geschäften, die nicht mehr gut liefen, war die Rede. Am 8. Januar erreichte dies einen vorläufigen Gipfel, als es hieß, in alle Unicom-Handys sei eine „Sicherheitslücke“ eingebaut gewesen, durch die alle Kunden- und Kommunikationsdaten abhörbar waren. Ein Fauxpas, wie er bei einem Netzbetreiber dieser Größe gar nicht hätte passieren dürfte. Das Timing dieser Offenbarung wirkte gewollt.
Berichte über zu hohe Gebühren gab es schon seit Dezember. Sogar das Staatsfernsehen CCTV und das Internetportal Xinhua-Net hatten Chinas Handy- und Internet-Konzerne der „Verbraucher-Ausbeutung“ bezichtigt und als „Räuber-Unternehmen“ gegeißelt.
Laute Kritik an Chinas Telekom-Kaiser
Am 11. Januar kam der ominöse Vorschlag eines Professors bei einem Forum in der Pekinger Hochschule für Kommunikation: Man sollte Telekom-Unternehmen in Zukunft in öffentliche, steuerfinanzierte Dienstleister verwandeln. Kommunikationstechnik sollte dem Bürger ähnlich wie Wasser als Grundversorgung zur Verfügung stehen. Der Professor kritisierte zwar die gesamte Branche, aber insbesondere drei Netzbetreiber: China Mobil, China Unicom und China Netcom (allesamt Unternehmen der Jiang Zemin-Clique). Diese drei hätten „an zu hohen Gebühren viel zu viel verdient“ und das Geld der Bürger sei hauptsächlich „in die Taschen der Top-Manager“ geflossen.
Jeder wusste, wer hier mit „Top-Manager“ gemeint war: Chinas Telekom-Kaiser Jiang Mianheng. Der Pate hinter Chinas drei Handy-Riesen und vielen weiteren Playern der Branche ist kein geringerer als Jiang Zemins Sohn. Auch über ihn gab es in letzter Zeit Negativ-Schlagzeilen.
Am 8. Januar hieß es auf der offiziellen Website der Chinesischen Naturwissenschaftsakademie, dass Jiang Mianheng „seinen Posten aus Altersgründen abgibt“. Jiang M. war Präsident der Shanghaier Filiale des Pekinger Institutes gewesen. Ein Nachfolger wurde ernannt.
Warum Jiang M. plötzlich gehen musste
Jiang M. ist gerade mal 63 Jahre alt, in China kein zwingendes Rentenalter, zumal in solch ehrwürdiger Position. Im Internet rollte sofort eine Diskussionswelle an. Die Netzgemeinde wertete Jiang M.s Rücktritt als weiteren Schritt im Countdown für das politische Schicksal seines Vaters. Es wird erwartet, dass Staatschef Xi die Verstrickungen von Jiang Zemin und dessen Netzwerk mit Stumpf und Stiel beseitigt und auch Jiang Zemin wegen Korruption und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Rechenschaft zieht. Denn in den Jahren in denen Jiang China quasi allmächtig regierte, hatte er vorgesorgt und seine Verwandtschaft und Getreuen in lukrative oder mächtige Positionen gesetzt, damit auch nach seinem Abtritt von der politischen Bühne alles möglichst zu seinen Gunsten verlief. Xi Jinping versucht aktuell mit seiner „Anti-Korruptions-Kampagne“ die Kräfte aus dem Jiang-Lager zu beseitigen.
Mehr Hintergründe über die Rolle Jiang M.s:
„Chinas Telekom-Kaiser im Visier der Ermittler“
Die Entlassung Jiang M.s aus der Naturwissenschaftsakademie war abzusehen: Das Hongkonger Magazin “Front” berichtete im Oktober, dass ein Untersuchungs-Team der Disziplinar-Kontrollabteilung schon im August den Leiter der Akademie informiert hatte, dass Jiang seinen Posten bald räumen müsse.
Im August und September hatten die Korruptionsjäger Shanghaier Institute und Unternehmen durchkämmt.
Interessant: Vor dem Rücktritt Jiang M.s hatte es einen weiteren Verlust für die Shanghaier Jiang-Seilschaft gegeben: Der KP-Chef der Stadt Nanjing wurde kurz nach Neujahr entlassen und Zielscheibe von Untersuchungen. Nanjing ist die Provinzhauptstadt von Jiangsu, der Region um Shanghai. Bisher waren alle Gouverneure von Jiangsu Vertraute von Jiang – so auch der gestürtzte Yang Weize.
Die Quittung für Jiangs „Bergtour“
Die zwei Entlassungen in Jiangs engerem Umfeld wertete der Pekinger Polit-Kommentator Hua Po gegenüber EPOCH TIMES wie folgt: Xi Jinping habe damit auf Jiang Zemins Neujahrs-Bergtour reagiert. Der 88-jährige war mit Kindern, Enkeln und ziemlich viel PR-Aufwand in Urlaub gefahren. Auf der südchinesischen Insel Hainan besuchte er in Begleitung des dortigen Lokalgouverneurs und ansässiger Medien den „Ost-Berg“. Er lobte die Schönheit der touristischen Anlage und meinte, er werde dafür in Peking noch Werbung machen.
Da es in China eine Redewendung gibt („Vom Ost-Berg wieder aufsteigen“) nebst dem Volksglauben, dass einem ein Besuch dieses Berges einen Neuanfang im Leben ermöglicht, war dies ein Wink mit dem Zaunpfahl an Jiangs Anhänger, dass er ein politisches Comeback plant und noch einmal seinen Einfluss in Peking spielen lassen will.
„Dieser Bergbesuch hat Xi vermutlich gar nicht gefallen“, so Hua Po. Die beiden Entlassungen sollten Jiang vor Augen halten, dass er einen Preis zahlen muss, wenn er weiter solche Aktionen macht.
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