China: Rettungspakete helfen nicht mehr – Wirtschaftskrise bereits unkontrollierbar

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Die chinesische Immobilienpreis-Entwicklung, wie sie das Wirtschaftsportal Quartz sieht.Foto: Screenshot qz.com
Von und 24. September 2014

Als Anfang der Woche wurden neue Zahlen über Chinas gar nicht so rosige Wirtschaftslage veröffentlicht und die chinesische Regierung ließ verlauten, sie werde keine besonderen „konjunkturfördernden Maßnahmen“ ergreifen, trübte nicht nur die Börsenstimmung in Fernost – auch die Wallstreet und der DAX rutschten nach unten. Mittlerweile haben sich die Börsen zwar wieder von ihrem China-Schreck erholt – doch ihre Reaktion zeigt deutlich, dass die Angst vor schlechten Nachrichten aus China umgeht.

Wer genauer hinsieht, kommt zu dem Schluss, dass in China ein Systemkollaps nur noch eine Frage der Zeit ist. Dass das Schiff längst nicht mehr lenk- und regulierbar ist, zeigen einige neue Zahlen.

Rettungs-Paket führte zum heutigen Zustand

Investition und Gelddrucken waren die alten Rettungs-Methoden, die seit der globalen Wirtschaftskrise im Jahr 2008 zum Einsatz kamen. Ein Rettungspaket von 4 Billionen Yuan wurde damals in die chinesische Wirtschaft investiert, um das Wachstum anzukurbeln. Dies funktionierte eine Weile, das Wirtschaftswachstum blieb im erforderlichen zweistelligen Bereich, aber auch die negativen Konsequenzen waren unübersehbar.

Das meiste Geld aus den Rettungspaketen floss in Infrastruktur-Projekte wie den Autobahnbau, die Schwerindustrie (Kohle und Stahl) sowie die Baubranche und den Immobilienmarkt. Heute gibt es in China „Geisterstädte“ mit einem Überangebot leerstehender Häuser und viele Industrien leiden an künstlich herbeigeführten Produktionsüberkapazitäten.

Siehe auch: „68 Millionen Wohnungen leerstehende Wohnungen in China“

Wie Überproduktion und Dumpingpreise Chinas Stahlindustrie killen

Der neuen Regierung ist grundsätzlich klar, dass weitere riesige Rettungspakete nicht funktionieren werden. Es müsste eine grundlegende Wirtschaftsreform her, um die maroden Staatsunternehmen zu sanieren, Ressourcen rationaler zu verteilen und China für mehr Marktwirtschaft zu öffnen. Doch dafür ist es schon zu spät.

Zu spät für die sanfte Landung

Bei der Rettung der chinesischen Wirtschaft gibt es zwei Hauptprobleme: Einerseits werden Staatschef Xi Jinping und sein Premier Li Keqiang samt der von ihnen angestrebten Reformen vom roten Filz der Prinzlingsfamilien ausgebremst, die um keinen Preis ihre Machtposition verlieren wollen, die ihnen erlaubt, das immer noch kommunistische System nach Belieben zu „melken“.

Andererseits hat das Land keine Zeit mehr, die Wirkung langfristiger Reformen abzuwarten: Dass die Selbstregulierungskraft des Marktes die Probleme schrittchenweise lösen könnte, bleibt ein Traum angesichts dessen, dass aus Chinas Immobilienblase bereits merklich die Luft entweicht, die Staatsunternehmen hoch verschuldet und die Kapitalketten vieler Privatunternehmen gebrochen sind. Was tun?

Im Mai kamen „Micro-Rettungsmaßnahmen“

Im Mai beschloss man sogenannte „Micro-Rettungsmaßnahmen“. Kein großes Paket, dafür viele kleine Finanzspritzen in Form einer gelockerten Kreditvergabe an bestimmten Stellen. Dies sollte dem System neue Impulse geben und Krisenherde darin entspannen: Also doch wieder Investitionen in die Infrastruktur, wenn auch gemäßigte – dies war die Strategie vom Mai.

Die Wirtschaftszahlen vom August zeigen jedoch, dass auch die Micro-Rettung gescheitert ist.

Ein Wirtschaftsforschungsinstitut aus den USA, das vierteljährlich ein „Braunes Buch über Chinas Wirtschaftslage“ veröffentlicht, kam zu folgendem Schluss: Chinas Unternehmen nahmen im vergangenen, dritten Quartal 2014 nur ungern Kredite auf. Und da half es auch nicht, dass die Banken wegen der Micro-Rettung die Kreditvergaben gelockert hatten.

Im dritten Quartal 2014 hatten laut des Institutes weniger als 20 Prozent der chinesischen Unternehme Kredite aufgenommen, vor einem Jahr waren es im Vergleichszeitraum noch 29 Prozent. Schuld daran seien die immer höheren Zinsen, welche die Kredite verteuerten. So stieg der Durchschnittszinssatz im dritten Quartal 2014 auf 7,47 Prozent. Im April bis Juni 2014 hatte er noch bei 6,95 Prozent gelegen. Da gleichzeitig Chinas gesamte Inlandsnachfrage stagniert, nutzten die verteuerten Kredite den Privatunternehmen überhaupt nichts. Für sie ist es sinnlos Dinge zu produzieren, die sie sowieso nicht verkaufen können.

Neueste Rettungsmaßnahme der Zentralbank

Das Geld der Zentralbank floss deshalb über die Geschäftsbanken weiter an die Staatsunternehmen. Doch auch sie stehen prinzipiell vor dem gleichen Problem der mangelnden Nachfrage. Speziell die Kohle- und Stahlindustrie leidet an Überkapazitäten und Chinas Regierung versucht bereits, die Überproduktionen zu bremsen. Also sind auch hier weitere Kredite sinnlos.

Trotzdem reagierte die chinesische Zentralbank am 17. September auf die miserablen Zahlen vom August mit weiteren Kreditspritzen: Etwa 63 Milliarden Euro (500 Milliarden Yuan) wird sie den fünf größten Staatsbanken Chinas zur Verfügung stellen.

Fazit: Der Patient ist nahezu tot

Chinas Wirtschaft ist bereits wie ein todkranker Patient, den weder Micro- noch Makro-Rettungsmaßnahmen wiederherstellen können. Die Probleme sind bereits so groß, dass sie weder politisch noch wirtschaftlich regulierbar sind. Die einzige Frage ist: Stirbt der Patient früher oder später – kommt der unvermeidbare Systemcrash früher oder später?



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