Stille Botschaft auf Chinas Geldscheinen
In Shanghai sind seit Anfang August in Wohnvierteln überall Plakate der Chinesischen Volksbank Shanghai zu sehen. Auf dem Hintergrund des berühmten Fernsehturms am Pudong-Hafen in Shanghai fallen die beiden Sätze in roter Schrift ins Auge: „Renmin Bi (Volksgeldschein) behutsam zu behandeln bringt Ehre, Renmin Bi zu beschädigen ist rechtswidrig.“ Unter dem ‚Verbot der mutwilligen Beschädigung von Volksgeldscheinen (Renmin Bi) und dem ‚Verbot des beliebigen Bemalens und Beschriftens von Volksgeldscheinen’ sind noch einige Paragraphen der ‚Verwaltungsvorschrift für Volksgeldscheine’ zitiert: „Wer Renmin Bi absichtlich beschädigt, wird von der Polizei verwarnt und mit Bußgeld bis zu 10,000 Yuan belegt.“
Die Chinesen sind daran gewöhnt, in ihren Wohnvierteln politische oder ideologisch belehrende Plakate, Transparente oder Zeichnungen auf Hauswänden zu sehen. Die KP-Führung legt schon seit ihrer Machtergreifung im Jahr 1949 großen Wert auf diese Propagandamethode, um den Menschen damit ihre Ideologie und Politik ein zu hämmern, sei es für die Bodenreform Anfang der 50er Jahre, dann die Kulturrevolution, die Familien-Politik, die Wirtschaftsreform oder das Inkrafttreten eines neuen Gesetzes. Die Wirkung ist nicht zu unterschätzen, weil die Menschen Tag für Tag an den Plakaten vorbei laufen.
Das Geheimnis gelüftet
Was will die Chinesische Volksbank oder in diesem Fall besser gesagt, die Parteiführung – die Chinesische Volksbank ist eine der größten staatseigenen Banken in China – mit ihrer Kampagne erreichen? Will sie die Bevölkerung tatsächlich an den behutsamen Umgang mit Geldscheinen und an die Verwaltungsvorschrift für Volksgeldscheine erinnern? Das Thema ist nicht neu und diese Vorschrift schon seit dem Jahr 2000 in Kraft. Noch nie hat die Bank den Umgang mit Geldscheinen so betont.
Chinas Internetbenutzer haben das Geheimnis gelüftet: Immer mehr Chinesen schreiben ihre persönliche Erklärung oder ihren Aufruf zum Parteiaustritt auf Geldscheine. Der freie Umlauf ihrer Nachricht auf den Geldscheinen ist garantiert und somit verbreiten sich die Austritts-Aufrufe schnell im ganzem Land. Der Geldschein ist zum neuen Medium geworden. Jede Art der Medienfreiheit jedoch empfindet die KP als Gefahr – daher wurde auch hier ganz schnell eine Zensur eingeführt.
Volkes Wille auf Geldscheinen
Lao Liu („Alter Liu“) nennt sich der Pekinger Bürger, der auf einem Zehn Yuan-Geldschein schrieb: „Gebt mir das Land zurück; der Himmel vernichtet Chinas KP. Ich erkläre meinen Austritt aus der Partei.“ Für den alten Liu ist es vielleicht doch etwas schwierig, seine Austrittserklärung aus Chinas KP so wie viele seiner jüngeren Landsleute per Email, Fax oder Telefon ins Ausland zu senden, zur Veröffentlichung auf der Webseite http://tuidang.epochtimes.com/ . Aber Liu hat einen starken Willen – er lässt sich nicht beirren. Mit seinem Geldschein kauft er etwas zu Essen, so nimmt sein bekundeter Wille den Weg in die Öffentlichkeit.
Vieles lässt sich in China leicht und schnell verbreiten, diese neue Methode macht da keine Ausnahme und sie ist sehr wirkungsvoll. Seit Oktober 2005 veröffentlichen immer mehr Chinesen ihren Willen zum Austritt aus der Partei auf Geldscheinen.
So auch Wang. Er kaufte wie immer sein Frühstück in einem kleinen Laden. Er bezahlte mit einem Fünf Yuan-Schein. Der Ladenbesitzer drehte den Schein mehrmals um, las laut vor, was darauf stand: „Der Himmel vernichtet die KP Chinas – Austritt aus der Partei – Schnell – Schon acht Millionen ausgetreten.“ Alle hörten dem Chef zu und schwiegen. Der Chef lachte und steckte das Geld in die Tasche. Er verkaufte seine Waren ruhig weiter, die Gäste sprachen leise über den Vorfall.
Die Große Angst der KP
Ein „Eiliges Geheimdokument“ der Verwaltungszentrale der Chinesischen Volksbank vom 19. April 2006 kursiert derzeit in chinesischen Medien in Übersee. Diese Mitteilung der Volksbank fordert die Staatsbanken auf, alle Geldscheine in ihrem Vorrat und in den Geldautomaten zu kontrollieren, um Scheine mit „antistaatlicher Propaganda“ herauszufinden und sofort umzutauschen. Die Mitarbeiter an den Bankschaltern müssen besonders auf Geldscheine mit „antistaatlicher Propaganda“ achten und gegebenenfalls sofort die Polizei informieren.
Um welche „antistaatliche Propaganda“ es konkret geht, ist aus dieser Mitteilung nicht zu ersehen. „Diese Mitteilung wurde uns mündlich erteilt. Ich habe nichts Schriftliches zu Gesicht bekommen. Geldscheine mit antistaatlicher Propaganda tauchen immer häufiger auf, es lässt sich gar nicht zu vermeiden. Der Inhalt ist gegen die Partei oder auf deren Umsturz gerichtet.“, sagte ein Mitarbeiter der Zentralfiliale der Volksbank in Shanghai gegenüber der chinesischen Zeitung Epoch Times.
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