Schweden schließt alle Konfuzius-Institute
Schweden hat das letzte der staatlich geförderten chinesischen Lehrprogramme eingestellt, da sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern verschlechtert haben, schreibt die britische „The Times“. Damit ist Schweden das erste europäische Land, welches die Kooperation mit den Konfuzius-Instituten komplett beendet hat.
Finanziert und personell ausgestattet werden die Konfuzius-Institute von der chinesischen Behörde „Hanban“. „Hanban“ ist der Zentralen Propagandaabteilung der KP Chinas unterstellt und erhält jedes Jahr ein Milliardenbudget. Hierarchisch liegt über der Zentralen Propagandaabteilung nur noch das Zentrale Politbüro als die Machtzentrale der KP Chinas.
In den Instituten und Seminaren wurde in Schweden hauptsächlich die chinesische Sprache und Kultur unterrichtet – mit „Lehrbüchern und finanzieller Unterstützung aus Peking“, wie „The Times“ schreibt.
Björn Jerdén sagte gegenüber „The Times“, das Ende der Konfuzius-Programme sei Teil einer umfassenderen Verhärtung der schwedischen Haltung gegenüber China. Jerdén leitet das Asien-Programm am Schwedischen Institut für Internationale Angelegenheiten in Stockholm.
„Die öffentliche Meinung über China ist in Schweden sehr viel negativer geworden“, sagte Dr. Jerdén. „Dies ist ziemlich bedeutsam, da Schweden früher eines der aktivsten Länder in Europa war, was die Anzahl dieser Abkommen betrifft“, so Dr. Jerdén.
Chinesischer Botschafter greift schwedische Medien an
Beobachtern zufolge ist dieser Schritt ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die einst herzlichen Beziehungen zwischen Schweden und China verändern und weiter verhärten.
In den letzten Wochen haben chinesische Staatsmedien Schwedens Umgang mit der Corona-Pandemie wiederholt angegriffen. Diese Medien bezeichneten Schwedens Vorgehen als „Kapitulation“ und Gefahr für andere Länder. Zahlreiche kommerzielle und kulturelle Verbindungen zwischen den Nationen wurden abgebrochen.
Der chinesische Botschafter in Schweden, Gui Congyou, kritisiert seit zwei Jahren die schwedischen Medien. Er wirft der Zeitschrift „Expressen“ vor, „schändliche Angriffe“ auf die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) durchgeführt zu haben. Der Botschafter griff insbesondere Wissenschaftler an, die „China kritisiert haben“, vor allem in Bezug auf den inhaftierten schwedisch-chinesischen Verleger Gui Minhai.
Negatives Bild über China in Schweden
Die Angriffe des chinesischen Botschafters führen zu keinem guten Ansehen bei der schwedischen Bevölkerung. Schwedens Außenministerin Ann Linde kritisierte die Vorgehensweise des Botschafters scharf und lud ihn zu einem Treffen ein. Auch die Opposition hat sich gegen die Äußerungen des Botschafters gestellt, so „Expressen“ weiter.
„Aber es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass die offenen Angriffe des Botschafters auf die schwedischen Medien nur ein Teil des Versuchs des Regimes sind, Schweden zu beeinflussen – und der vielleicht am einfachsten umzusetzende [Teil]“, schreibt die schwedische Zeitschrift „Expressen“.
Forschern zufolge breitet sich diese Beeinflussung in westlichen Universitäten aus, vor allem in Fragen, welche für das Regime sensibel sind. In vielen Fällen hätten schwedische Organisationen, Behörden und Kommunen einfach zu naiv gehandelt.
Das Konfuzius-Institut wurde eingeladen, Sprachunterricht an schwedischen Gymnasien und Hochschulen zu halten. Dies ermöglicht es Ingenieurstudenten unter der Leitung des Telekommunikationskonzerns Huawei, der enge Verbindungen zur KPCh hat, kostenlos nach China zu reisen.
Der Einfluss der KPCh in Europa
Laut dem schwedischen Abendblatt mögen diese Beispiele unschuldig klingen. „Doch Forscher, die das Thema untersucht haben, glauben, dass die Bemühungen des chinesischen Regimes, sich in Europa zu engagieren, noch in den Kinderschuhen stecken.“ Sie verweisen auf das Beispiel Australiens, wo für chinesische Vorteile politische Parteien finanziert wurden und mehrere Politiker bei Kontakten mit chinesischen Geheimdiensten erwischt wurden, schreibt „Expressen“.
Damit es Schweden gelingt, sich einer solchen Entwicklung zu widersetzen, seien Gegenmaßnahmen erforderlich, schreiben schwedische Journalisten. So eine Gegenmaßnahme ist die Schließung der Konfuzius-Institute in ganz Schweden.
Die Journalisten von „Expressen“ fordern, dass Schweden sich für die einzelnen Länder in Europa einsetzt, welche von China angegriffen werden, „dann wird das Machtgleichgewicht gleichmäßiger sein“. Gemeinsam mit der EU sollte Schweden seine Fähigkeit stärken, auf chinesische Einflussversuche zu reagieren. Sie fordern mehr Unabhängigkeit bezüglich dem Wissen über China, sowohl in den Bildungsstätten als auch im Außenministerium.
„In Solidarität mit dem chinesischen Volk sollten wir natürlich weiterhin offen über die schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen im Land sprechen. Vom Schweigen kann nur das chinesische Regime profitieren“, schrieben die Journalisten von „Expressen“.
Regisseurin Doris Liu begrüßt die Entscheidung
Doris Liu, Regisseurin des Films „Im Namen von Konfuzius“, der die Problematik mit den Konfuzius-Instituten auf der ganzen Welt beleuchtet, begrüßte die Entscheidung Schwedens auf Facebook.
Sie schreibt: „Mehrere schwedische Kommunen haben die Beziehungen zu ihren chinesischen Partnerstädten gekappt, darunter ist auch die Schließung des letzten Konfuzius-Instituts in Dalarna, Borlänge. Der Mobbing-Botschafter der KPCh ist berüchtigt geworden.“ Sie wies gleichzeitig auf einen Artikel der „Expressen“ hin.
Auch andere Kritiker nennen die Konfuzius-Institute ein Propagandainstrument. Mehrere Universitäten in den USA und Kanada haben ihre Konfuzius-Institute bereits aufgelöst. Im vergangenen Jahr hat New South Wales in Australien alle Konfuzius Seminare geschlossen. Weltweit gibt es 525 Konfuzius-Institute und 1.100 Seminare.
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