Kommentar: Deutschland hat verlernt, wie man Kinder erzieht
Jetzt ist es raus. Alle guten Absichten werden auch nur solche bleiben. In Politikerkreisen wurde wieder einmal versucht durch Hin- und Herbewegen von nicht vorhandenem Geld Frauen mit dem Köder an der Angel zu locken. Anreize hätte es geben sollen – natürlich finanzielle –, die im deutschen Volke scheinbar erloschene Gebärfreudigkeit wieder zu entfachen. Natürlich geht es jungen Familien „auch“ um das Finanzielle, es lässt ich eben noch immer leichter allein oder zu zweit in den Urlaub fliegen als mit Kindern, zu supergünstigen Last-Minute-Preisen. Währenddessen müssen Familien gleich für vier Personen hinblättern und das während der Hochsaison im Monat August, wenn die Strände sowieso überfüllt sind und ein Flug mindestens das Dreifache kostet.
Aber da scheint es noch andere Punkte zu geben, die die Waage der „Kosten-Nutzen-Rechnung“ zugunsten der Kinder ins Negative ausschlagen lassen. Wer möchte denn plötzlich seine Unabhängigkeit aufgeben und sein bequemes Leben durchwachten Nächten opfern? Oder sein schickes Cabriolet gegen einen langweiligen Kombi tauschen, der in keine Parklücke mehr passt und der ständig voller Brezelkrümel ist oder Sand vom Kinderspielplatz? Ja, und die Wohnung müsste dann nicht mehr nur jede Woche gesaugt werden, sondern womöglich mehrmals am Tag. Soweit zu den Äußerlichkeiten.
Wesentlich schwerer dürfte aber wiegen, dass die heutige potentielle Muttergeneration es schlichtweg nicht kann, sie hat es nie gelernt. Früher wuchs man in einer Großfamilie auf, die Not schweißte auch zusammen. Heute muss man einem projektorientierten Arbeitsplatz hinterziehen ohne Aussicht auf eine Dauerstellung. Da die Mutter sich, wenn sie ihre Kinder zur Welt brachte, auch in dem Alter befand, in dem man am leistungsfähigsten ist und dann natürlicherweise auch arbeitet, war die Aufzucht eines Kindes auf viele helfende Schultern verteilt. Hier waren die größeren Geschwister verantwortungsbewusste Erzieher der kleinen Nesthäkchen und lernten so permanent fürs Leben. Heute sind die jungen Frauen mit diesen Pflichten überfordert. Erstens konnten sie als Kind nie üben, wie ein Kind erzogen und versorgt werden muss, denn sie hatten ja höchstens ein Geschwisterchen oder keines. Zweitens haben sie keine helfende Hand zu Seite, wie etwa zu früheren Zeiten, als mehrere Generationen unter einem Dach wohnten und Arbeitsteilung oft schon allein zur Sicherung der Existenz notwendig war. In unseren heutigen angeblich so modernen Zeiten aber sitzen die Frauen – oder Männer, je nachdem, wer gerade den Erziehungsurlaub nimmt – völlig allein gelassen mit ihrem Baby zu Hause herum und es fällt ihnen vor lauter Depressionen die Decke auf den Kopf.
Doch vor allem ist die Erwartungshaltung an die heutigen Frauen überzogen und sogar kontraproduktiv. Sie sollen erfolgreich im Beruf sein, so ganz nebenbei aber noch Musterschüler heranziehen und für eine harmonische Ehe sorgen. Noch schwieriger wird es, wenn der Mann in der Gegenschicht arbeitet, das Kind den Tag in einem Hort verbringt und man sich nur noch zwischen Tür und Angel trifft – dann nämlich ist die Entfremdung perfekt und Scheidung fast vorprogrammiert. Denn irgendwann einmal fragt man sich, ob es denn normal ist, wenn man mit den Geschäftskolleginnen ein intimeres Verhältnis hat als innerhalb den eigenen vier Wände.
Und mit diesen Fragen über Fragen beschäftigen sich nun die bereitstehenden zukünftigen Mütter. Aber egal, wie sie es drehen und wenden, aufrechnen und gegenrechnen, unterm Strich bleibt kein Gewinn, sondern eher Überforderung und die Angst, nach einer Kinderpause nicht mehr in den erlernten Beruf zurückkehren zu können. Oder Vollzeit arbeiten zu müssen, weil der Chef zu einer Teilzeitarbeit niemals sein Einverständnis geben wird. Und der drohende Verlust des Arbeitsplatzes wiegt tonnenschwerer als ein in Aussicht gestellter kostenloser Kindergartenplatz oder Ganztagesschulen. So gesehen steht nicht nur die jetzige Frauengeneration vor kaum zu lösenden Problemen, sondern man könnte sagen, auch unsere Politiker und Politikerinnen, unsere Wissenschaftler, unsere Manager, Unternehmer und Unternehmerinnen und sonstige Experten. Sie alle haben verlernt, wie man die paar Jahre, die ein junges Wesen braucht, um auf sicheren Beinen zu stehen, nicht nur überbrückt, sondern als sinnvollste und bedeutendste Lebenszeit würdigt. Da ist von „Kinder großziehen“ die Rede, das kann es doch wohl nicht sein, es geht um Erziehung und Begleitung ins Leben. Deutschland hat verlernt, sich fortzuentwickeln und zukunftsfähig zu sein, und das in vielerlei Hinsicht – das Kinderproblem bringt es ans Licht.
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