Einer von einer Milliarde Chinesen

"Obwohl ich mich zu Beginn von der lockeren Art und Freimütigkeit unser Gastgeber etwas überwältigt fühlte, merkte ich doch plötzlich, dass dies genau das war, was ich wollte, was ich immer gesucht hatte." So beschreibt Kai Chen, ehemaliger Spieler der chinesischen Nationalmannschaft, aufgewachsen in einem kommunistisch regierten Land, seine Berührung mit dem Westen.
Titelbild
Der große Basketballer Kai Chen (Mitte). Im Jahre 2008 war er als Unterstützer unterwegs beim „Lauf für die Menschenrechte“ in Berlin. (Jason Wang/The Epoch Times)
Von 12. Oktober 2009

Für die, die allein sind, für die, die kreativ sein können, für die, die glücklich sein wollen und den Mut haben, frei zu sein.“ – Mit dieser Widmung beginnt der inzwischen 56-jährige Autor und ehemals berühmte chinesische Basketballspieler Kai Chen die Geschichte seines Lebens zu erzählen.

Aufgewachsen im China der Mao-Zeit, entdeckt er, der dank seiner ungewöhnlichen Größe ein Basketballspieler werden kann, auf Auslandsreisen mit seiner Mannschaft eine andere Art des Lebens und des Miteinanderseins. Etwas, das seine tiefsten Sehnsüchte berührt und ihn schließlich in die Flucht treibt aus einem ideologisch und gewalttätig geprägten Land in die Freiheit.

Bisher liegt das Buch „One in a Billion“ in der amerikanischen Ausgabe von 2007 bei Author House vor, beziehen kann man es auch in Deutschland. Mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Übersetzerin Ulla Schwede können wir unseren Lesern einige deutschsprachige Auszüge aus diesem lesenwerten Buch vorstellen.

„Säuberungsaktionen“

Kai Chen erinnert sich: „Endlich kam der Sommer des Jahres 1966 und das Wetter wurde wärmer. Ich schloss die Grundschule ab und kam in die Mittelschule Nr. 2 in Tonghua. Mit jedem Tag, der verging, wurde die politische Atmosphäre bedrohlicher. Zuerst gab es die „Säuberungsaktion“ – einen  Versuch, die korrupten und ungesunden Elemente aus der Gesellschaft zu entfernen. Dann kam die „Bewegung für eine sozialistische Erziehung“, die die degenerierten, bürgerlichen Tendenzen ausrotten sollte. Und schließlich kam die seelen-zerreissendste Revolution, die es je gegeben hat, vom Großen Vorsitzenden Mao selbst angestoßen – die „Große Proletarische Kulturrevolution“. […]

„Mit unserem Blut und Leben“

„Die „Roten Garden“ tauchten überall auf wie Bambussprösslinge nach dem ersten Frühlingsregen. Vater und Mutter erhielten den Befehl, an Untersuchungs- und Umerziehungssitzungen teilzunehmen, die sich manchmal über Wochen hinzogen. Sie wurden immer melancholischer und in ihren Handlungen und Gesprächen immer vorsichtiger und misstrauischer. Sie vernichteten einige alte Bilder, weil sie gehört hatten, dass die Roten Garden damit begonnen hatten, die Häuser der Familien, die der Bourgeoisie verdächtig waren, zu durchsuchen und zu plündern.

Jede Familie klebte Portraits und Aussprüche des Vorsitzenden Mao auf rotes Papier und hängte sie wie antike Darstellungen von Familienwächtern an Türen und Gartentore. An den Wänden der Regierungsgebäude hingen Plakat neben Plakat mit Botschaften und Slogans wie „Nieder mit den Grundbesitzern, den reichen Bauern, den Konterrevolutionären, den schlechten Elementen und den Konservativen!“, „Nieder mit den Bürgerlichen in der Partei!“, und „Beschützen wir die proletarische Revolution des Vorsitzenden Mao und Mao selbst mit unserem Blut und Leben!“ […]

„Patriotische Schiedsrichter“

„Während des Jahres 1974 hatte die Mannschaft des 1. August mehr als einhundert Spiele gemacht: Was mich an diesen Spielen am meisten störte, war die Tatsache, dass die Spieler Basketball spielten, um die Größe ihrer Länder zu zeigen – etwas was noch größer und heiliger als Basketball selbst war. Die Schiedsrichter waren „patriotische Schiedsrichter“, gleichgültig, ob es Chinesen oder Ausländer waren. Sehr oft war es die Entscheidung des Schiedsrichters und nicht das Geschick der  Spieler, die ausschlaggebend für Sieg oder Niederlage waren. Es gab einen Schiedsrichter aus dem Heimatland jeder Mannschaft, und oft mussten wir die falschen und befremdlichen Entscheidungen des Schiedsrichters hinnehmen. Mir kochte bei den sinnlosen Vorgängen manchmal die Wut hoch. Während eines Spiels gegen Nordkorea fragte ich den chinesischen Schiedsrichter, warum er den Ball dem koreanischen Team gegeben habe, obwohl er eindeutig im Aus war.

„Wenn sie zu sehr zurückfallen, verlieren sie ihr Gesicht“, erwiderte er und schaute auf die Anzeigetafel. Ich hätte ihm ins Gesicht spucken mögen.“ […] „Ich sah die  aufgeregt blickenden Augen der amerikanischen Spieler. Das waren offene, freimütige Blicke, weit geöffnete, blanke Augen, echte Augen. Auf den Gesichtern lag ein Lächeln. Diese Art von Lächeln hatte ich in China selten gesehen, ein offenes, unschuldiges, furchtloses, von Herzen kommendes Lächeln. Ich entspannte mich.

„Freude der echten  Wirklichkeit“

Obwohl ich mich zu Beginn von der lockeren Art und Freimütigkeit unser Gastgeber etwas überwältigt fühlte, merkte ich doch plötzlich, dass dies genau das war, was ich wollte, was ich immer gesucht hatte. Dies war der eigentliche Grund, warum ich diese Menschen besuchte. Mein unstillbarer Durst nach der Existenz von etwas Echtem und Wahrem, von jemandem, der echt und wahr war, wurde gestillt. Ich fühlte eine seltsame Freudigkeit, ein Hochgefühl, das ich selten vorher verspürt hatte – die Freude der echten Wirklichkeit.“

 

„Ich bin ein freier Mann“

Ich bin ein Mann. Ein Mann. Verstehst du?
Ich bin keine Maschine, die von anderen gemacht wird.
Ich bin kein Werkzeug für die anderen.
Ich bin nicht Sklave meiner Natur.
Ich bin keine Kreatur meiner Umgebung.
Mein Wert gehört mir allein.
Meine Träume können nur von mir verwirklicht werden.
Ich bin ein freier Mann. Ein freier Mann. Verstehst du?
Ich habe meinen eigenen Willen.
Ich habe mein eigenes Leben
Ich habe meine eigene Souveränität.

Kai Chen: One in a Billion;
AUTHOR HOUSE, USA; 1/8/2007



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