Die Angst des chinesischen Journalisten

Die Zentrale Nachrichtenagentur Taipei berichtete am 21. September: Der chinesische Journalist Jian Guangzhou von der „Östlichen Morgenzeitung“ in Shanghai war der Erste, der die Informationen über den Hersteller „Sanlu“ von dem giftigen Milchpulver an die Öffentlichkeit gebracht hat. Einem weiteren Artikel des Journalisten zufolge, konnte er die ganze Nacht nicht schlafen, nachdem er den Hersteller „Sanlu“ in seinem Bericht erwähnt hatte. Er befürchtet, dass der Hersteller ihm das Leben schwer machen könnte.

Die Web Seite „Renmin.com“ hat aus seinem Artikel zitiert: „Ich bin keineswegs begeistert, sondern sehr traurig wegen des verlorenen Verantwortungsbewusstseins eines alten, berühmten Unternehmens. Ich bin traurig wegen des Schwachsinns in der Beziehung zwischen Unternehmen und Medien. Ich bin traurig wegen des verloren gegangenen Gewissens der Medien.“

Jian wies in seinem Artikel darauf hin: „Ich bin nicht der Erste, der über die Nierenkrankheit der Säuglinge berichtet hat. Vor mir gab es mehrere Medienberichte aus den Provinzen Hubei, Dansu und anderen. Aber als sie über das Milchpulver, das die erkrankten Säuglinge getrunken haben, berichteten, wurde nur erwähnt, das Milchpulver ‚eines Unternehmens´.“

Jian sagte weiter: „Ich kann die Sorge dieser Medien sehr gut verstehen. Als Medien in der heutigen Zeit, müssen sie wie Politiker die Zeitungen gestalten. Gleichzeitig müssen sie wie ein normales Unternehmen die Zeitung betreiben. Die Leiter des Zeitungsverlages haben die schwierigste Arbeit. Jeder zittert vor Angst, das ist wie ein Lauf über dünnes Eis. Dazu kommt noch, dass sie viele Mitarbeiter haben, die durch den Erlös aus der Werbung ernährt werden müssen.“

Er ist der Meinung, dass die heutigen Journalisten in China ihre Ehre und Mission schon längst nicht mehr spüren können, die ihre Vorgänger hatten. Das liegt sowohl an der Marktwirtschaft, als auch an verschiedenartiger Zensur. Sie können wegen irgendeiner Kleinigkeit juristisch belangt werden. Den großen Unternehmen gegenüber sind sie bloß die kleinen Journalisten, die jeder Zeit gerufen oder weggeschickt werden können.

Nachdem Jian über den Unternehmen „Sanlu“ berichtet hatte, sagte er dazu: „In meinem Kopf taucht immer wieder das Bild auf, dass das Unternehmen am nächsten Tag mich verärgert anrufen und anschuldigen würde, dass ich verantwortungslos wäre und dass ich auf der Anklagebank sitze. Ehrlich gesagt, ich konnte in jener Nacht kaum schlafen.“

Am nächsten Tag wurde er tatsächlich von einer Dame des Unternehmens Sanlu angerufen, Sie hofften, dass er den Bericht aus dem Internet entfernt.

„Im Medienkreis ist es schon längst ein offenes Geheimnis, dass die Medien Geld von Unternehmen bekommen, damit sie den Mund halten. Ob es Medien gibt, die aufgrund des „Sanlu“ Milchpulvers „Mundhalten-Gebühr“ kassiert haben, das ist aus meiner Sicht sehr wahrscheinlich. Jedoch möchte ich diesen Medien keine Vorwürfe machen, denn wenn man nicht in dieser Branche arbeitet, kann man nicht wissen, wie schwierig es ist, in diesem Bereich zu überleben. Würde die Existenz bedroht, wie viel Wert kann noch das Gewissen behalten?“ sagte Jian.

„Wenn die Medien kein Gewissen mehr haben, wie wird die Gesellschaft aussehen? Wenn es auf dem Schiff keine Person mehr gibt, die den Weg bestimmt, wohin wird das Schiff der Zeitgeschichte fahren? Ist meine Sorge wirklich grundlos?“ so der Wortlaut des mutigen Journalisten Jian Guangzhou. (djy)