China lässt in Tibet „Ende der Sklaverei“ feiern
Berlin – Am Samstag, den 28. März, soll in China der 50. Jahrestag der vollständigen Machtübernahme in Tibet und der Vertreibung des Dalai Lama gefeiert werden. Mit großen folkloristischen Aufführungen, Ausstellungen und verfälschten Geschichtsdarstellungen geht China zu diesem so genannten „Tag der Befreiung von der Leibeigenschaft“ in die Propaganda-Offensive. Tibeter und Tibet-Unterstützer weltweit betrachten dies als Verhöhnung der jahrzehntelangen Unterdrückung Tibets.
„Die chinesische Kampagne der Geschichtsumschreibung erinnert erschreckend an George Orwells Klassiker ‚1984‘, der die Funktionsweise totalitärer Systeme beschreibt“, erklärt Wolfgang Grader, Vorsitzender der Tibet Initiative Deutschland e.V. (TID). „Die Besetzung Tibets als ‚Befreiung‘ zu bezeichnen ist eine Umdeutung der historischen Realität, die an Zynismus uns Tibetern gegenüber nicht zu übertreffen ist“, ergänzt Dalha Agyitsang vom Vorstand der TID, Mitglied des Vereins der Tibeter in Deutschland e.V. (VTD).
„Die geballte Macht, mit der China versucht, die Kritik seiner Tibet-Politik international zu unterbinden, zeigt sich auch an der Ergebenheit Südafrikas gegenüber Peking, wenn es dem Dalai Lama die Einreise verweigert“, so Grader weiter. „Die einzige verantwortbare Reaktion darauf kann sein, dass die Politik und die Gesellschaft der freien Welt sich geschlossen gegen diese Versuche stellt, die anhaltende Tyrannei der Volksrepublik China in Tibet aus dem Blick der Öffentlichkeit zu nehmen.“
Die TID begegnet der chinesischen Propaganda zum „Tag der Tyrannei“ am 28. März mit einem Tag der Information. In mehreren deutschen Städten, darunter München, Stuttgart und Nürnberg veranstaltet sie Kundgebungen, Infostände und Mahnwachen, um über die wahren Verhältnisse in Tibet aufzuklären.
Gesellschaft für bedrohte Völker bezieht Stellung
Der von China ausgerufene Feiertag zur „Befreiung Tibets von Leibeigenschaft und Sklaverei“ am kommenden Samstag markiert nach Auffassung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) einen historischen Tiefpunkt in den Beziehungen zwischen Tibetern und Chinesen. Es sei eine grobe Geschichtsfälschung, dem traditionellen Tibet Sklaverei zu unterstellen, erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. „Niemand leugnet, dass es Missstände im alten Tibet gegeben hat, doch kein zeitgenössischer Reisender hat über Sklaverei berichtet.“
„Wenn Chinas Führung ernsthaft an einem friedlichen Ausgleich mit den Tibetern interessiert wäre, hätte sie für ihre Jubelfeiern nicht den 28. März ausgesucht, der wie kein anderer Tag für die Demütigung und Verhöhnung der Tibeter steht“, sagte Delius. Nach der Flucht des Dalai Lama hatte der chinesische Ministerpräsident Zhou Enlai die tibetische Regierung am 28. März 1959 aufgelöst.
Offenbar wollten Chinas Machthaber mit diesem Feiertag nur den Dalai Lama diskreditieren und ihren Machtanspruch über Tibet bekräftigen. Chinas Führung rühme sich zwar der Vielzahl von Nationalitäten in der Volksrepublik, zeige jedoch in keiner Weise Respekt gegenüber der Kultur, Gesellschaft und Religion der Tibeter. So versuche Peking, eine eigene Version der Geschichte und Kultur des alten Tibet festzuschreiben. „Dafür wird eine Heerschar von systemkonformen Tibetologen regelmäßig auf Propagandareisen in alle Welt gesandt, um die Sichtweise der Kommunistischen Partei zu verbreiten.“ Auch in Deutschland würden diese Propagandisten regelmäßig ihre sonderbaren Thesen vertreten, die jedoch wissenschaftlichen Standards nicht genügten. In verantwortungsloser Weise würden so die traditionellen Werte Tibets verspottet mit dem Ziel, die Tibeter bedingungslos zu assimilieren. (rls)
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