Aus dem Buch „Nacht-Erzählungen über traditionelle chinesische Medizin“

Nacht-Erzählungen: in China ist das schon zu einem Begriff geworden. Gemeint ist, in der Nacht herrscht Stille. Man ist viel lockerer als tagsüber und kann alles Weltliche abstreifen, um tiefgehend einer philosophischen Frage oder einem Gedanken nachzugehen oder anderen davon zu erzählen.
Epoch Times11. Dezember 2004

Das Buch „Nacht-Erzählungen über traditionelle chinesische Medizin“ umfasst etwa 40 Berichte über wahre Krankenfälle in Nordamerika und Taiwan, aufgeschrieben von mehreren Ärzten für traditionelle chinesische Medizin (TCM). Bei der traditionellen chinesischen Medizin behandelt der Arzt nicht nur die Krankensymptome, sondern er schenkt auch der Beziehung zwischen Krankheit und geistiger Ebene besondere Beachtung. Im Unterschied zur Schulmedizin werden Körper und Geist bei der TCM als eine Einheit betrachtet, daher ist das Vorgehen des Arztes auch ganz anders als bei der Schulmedizin.

In dem folgenden Fall kommt es am Ende zwar nicht zu einer Heilung, aber die Patientin erlangt neue, grundlegende Einsichten über ihr bisheriges Leben. Ein Auszug:

„In den Augen der meisten Menschen ist Marscha eine intelligente, leistungsfähige, zielstrebige, gesunde und äußerst energiegeladene Frau. Bevor sie die schlimme Diagnose erhielt schien es ihr, als habe sie das Leben noch nie vor ein unlösbares Problem gestellt. Was sie im Leben zu erreichen wünschte und sogar der Zeitpunkt des möglichen Geschehens standen völlig unter ihrer eigenen Planung und Kontrolle. Selbst die Geburt und das Geschlecht ihrer Kinder entsprachen ihrer Vorstellung – sie bekam einen Sohn und eine Tochter. Daher war sie fest davon überzeugt, dass sie ein vom Schöpfer besonders geliebtes Kind sei.

Vor einer Woche erhielt Marscha einen ärztlichen Befund: Spätphase des Brustkrebs. Eine Operation wird dringend empfohlen, auf jeden Fall muss die eine Brust entfernt werden.

Marscha ist gerade 42 Jahre alt geworden.

In den letzten Jahren hat sie meine Praxis oft wegen einiger Kleinigkeiten wie Kopf- oder Bauchschmerzen aufgesucht. Sie wusste, dass sie bei mir nicht die starke Frau spielen muss. Heute war sie wieder bei mir, weil sie keinen anderen mehr gefunden hat, dem sie ihr Leid klagen kann. Die Zukunft ist für sie völlig aus den Fugen geraten.

Als Arzt weiß ich, dass Krebs eine schwer zu heilende Krankheit ist. Die wirkliche Schwierigkeit besteht darin nicht zu wissen, wie sich das zukünftige Leben des Kranken abspielen wird. Als Patient kann man nie wissen, was alles noch auf einen zukommt. Leben, Tod, Glück oder Unglück stehen in den Sternen.

Marscha erzählte mir: „Als ich den ärztlichen Befund erhielt, habe ich zuerst meine Schwester darüber informiert. Sie ist die Einzige in der Familie, die Druck und Stress aushalten kann. Ich habe sie gebeten mit meiner Mutter über die Diagnose zu sprechen.

Meine Mutter ist Italienerin. Sie wissen, Italiener sind ein sehr leidenschaftliches Volk. Meine Mutter ist auch eine sehr gefühlsbetonte Frau.

Mein Mann ist ein guter Mensch und sehr warmherzig. Seine einzige Schwäche ist, dass er gar keinen Druck aushalten kann. Seine Stimmung ist ganz an meine Stimmung gekoppelt. Wenn ich mich freue, ist er glücklich. Wenn ich traurig bin, ist er depressiv. Ich leide nun unter Krebs, und daher er ist sehr betroffen, liegt im Bett und kann nicht mehr aufstehen. Und ich muss ihn in meinem Unglück auch noch trösten…“

Marscha leidet furchtbar unter ihrem Zustand. Es ist noch nicht einmal eine Woche her, daß sie von ihrer Krankheit erfahren hat. Wie soll sie ihr zukünftiges Leben gestalten? Auch ich fing an mir Sorgen um sie zu machen.

Wenn ein anderer an Krebs erkranken würde, wäre Mascha ihm sicher eine große Hilfe. Sie würde mit Vernunft das Beste aus der Situation machen und die richtige Entscheidung für den Patienten treffen. Nun braucht aber ausgerechnet sie, die Starke, Hilfe.

Ich hielt inne und fragte sie: „Marscha, was glaubst du, wovon könnte der Krebs kommen?“

„ Von der Chemie in den Lebensmitteln, von Wasserverschmutzung, Luftverunreinigung, Plastikprodukten und Hormonen im Fleisch, das wir essen… Ich bin ein wahres Opfer der modernen Wissenschaft und des gestörten ökologischen Gleichgewichts…“ sagte sie empört.

„Und wie sieht es aus mit schlechten Gewohnheiten im Alltag, ungesunder Lebensweise und der Vererbung der Krankheit in der Familie? Warum erkranken manche an Krebs und andere nicht?“ fragte ich sie.

Sie schwieg.

Ich fuhr fort:

„Marscha, ein Psychologe, der speziell über Krebskranke forscht, hat herausgefunden, daß viele Krebskranke eine gemeinsame Charaktereigenschaft haben: Sie können dem anderen sehr schwer verzeihen. Die Erinnerungen an unglückliche Erlebnisse und seelische Verwundungen bleiben bei ihnen sehr lange bestehen, manchmal sogar bis zum Lebensende. Sie sind auch gute Sammler, je mehr, desto besser, und können meistens das Gesammelte schwer aufgeben…“

Marscha machte vor Überraschung große Augen: „Gestern habe ich noch einen Streit mit meinem Mann gehabt wegen eines Missverständnisses, das wir vor langer Zeit hatten.“

Da erkannte sie, dass noch manch anderes mit ihrer Krankheit zusammenhängt, nicht nur die Faktoren, die den physischen Körper betreffen. Ihre Unfähigkeit anderen auch nach langer Zeit zu verzeihen und die vielen seelischen Belastungen, die sie mit sich herumschleppt, haben zu immer schlimmeren pathologischen Veränderungen geführt.

Sie erkannte schnell:

„Ach, all’ diese Probleme kann eine medizinische Behandlung allein doch nicht lösen.“ Sie hat die Situation, in der sie steht, umfassend erkannt.

Aber wie kann sie behandelt werden?

(Teil 2 folgt)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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