China deine Schweine
In der großen landwirtschaftlich geprägten Provinz Henan in der Mitte Chinas wurde der Vizepremierminister Chinas, der für die Landwirtschaft zuständig ist, von einem Provinzbeamten begleitet, um einen Schweinezüchter zu besuchen. In der Schweinefarm hatten die meisten Schweine glänzendes Fell und gut entwickelte Hinterschinken. Sie sahen besonders ansprechend aus. In den Ecken der Farm waren auch ein paar Schweine zu sehen, die sehr dünn, zottelig und verdreckt waren. Der Vizepremierminister fragte nach dem Grund. Der Züchter antwortete: „Die gut aussehenden Schweine sind mit Magerfleischpulver gefüttert, ihr Fleisch sieht schön frisch aus, sie werden sehr gut verkauft. Die verkaufen wir an die Stadtbewohner. Die normalen Schweine behalten wir für uns selbst.“ Etwas verblüfft fragte der Beamte, ob der Züchter denn wisse, dass das Magerfleischpulver den Menschen schadet. Der Züchter antwortete: „Das wissen wir. Aber die Stadtbewohner haben eine Krankenversicherung. Da kann nichts passieren.“
Es ist vielleicht nur ein Vorwand, zu sagen, dass die chinesischen Bauern, die zur niedrigsten sozialen Schicht gehören, keine andere noch niedrigere Schicht als ihre eigene haben, an der sie ihren Unmut auslassen könnten, und deshalb über die Schweine Rache an den Stadtbewohnern nehmen. Mehr oder weniger ist das wohl auch eine Rache an der Gesellschaft, in der ihr Leben nicht abgesichert ist. Wenn dieses Schweinefleisch nun auf den Teller der hohen Beamten kommen würde, die die Bauern immer ausgebeutet haben, dann hätte ihr Ärger die richtige Adresse gefunden.
Eine Gesellschaft ohne Gerechtigkeit hat keine Zukunft. Giftige Nahrungsmittel sind nur eine der Folgen dieses Gesellschaftssystems. Wenn dieses System, in dem die Kommunistische Partei Chinas lebt, und das von ihr erschaffen wurde, nicht abgeschafft wird, kann es nur noch schlimmer werden.
Magerfleischpulver Clenbuterol*
Xi Jinping ist ein „Aufsteiger“ des 17. Parteitags der KPCh im Jahr 2007. Er bekleidete in der Provinz Fujian ein Amt. Am 27. Januar 2001 gab er im staatlich gelenkten chinesischen Fernsehsender CCTV ein Interview. Darin berichtete er: „Das Verfüttern von Magerfleischpulver wurde anfangs noch als Forschungsprojekt gefördert. Ein Freund von mir, ein Maler, aß gerne Schweineleber. Nach einiger Zeit merkte er beim Malen, dass seine Hand zu zittern anfing. So konnte er nicht mehr gut malen. Im Krankenhaus wurde festgestellt, dass die Ursache Clenbuterol* war. Seit dem aß er diese Art Schweinefleisch nicht mehr, und allmählich verschwand seine Krankheit wieder.“
Das Magerfleischpulver hat jährlich nicht nur Hunderte von Vorfällen verursacht, wobei mehr als hundert Menschen Vergiftungen erlitten, auch Soldaten und Sportler wurden Opfer des Magerfleischpulvers. Warum hat in China das Verbot von Magerfleischpulver keinen Erfolg?
Acht zuständige Ministerien für ein Schwein
Der Grund dafür ist das so genannte kollektive Verantwortungssystem der Verwaltung der Nahrungsmittelsicherheit – von der Geburt eines Schweins bis zur Schlachtung tragen acht chinesische Ministerien kollektiv die Verantwortung. Für die Aufzucht des neu geborenen Schweins ist das Landwirtschaftsministerium zuständig. Das Landwirtschaftsministerium nutzt diese Gelegenheit, eine Zulassungsgebühr von den Schweinefutterunternehmen einzuziehen. Der langfristige Sanitär- und Quarantäneschutz ist die Aufgabe des Gesundheitsministeriums. Dieses kassiert die Kosten für den Sanitär- und Quarantäneschutz ab. Die eigentlichen Schutzmaßnahmen ist nicht sein Interesse. Die Schlachtung des Schweins ist die Aufgabe der Industrie- und Handelskammer. Die kassiert die Schlachtgebühren. Ob das Schwein die Bedingungen zum Schlachten erfüllt, darauf achten sie jedoch nicht wirklich. Sollten beim Schweinefleisch irgendwelche Probleme auftauchen, haben acht Ministerien die Verantwortung dafür. Darüber hinaus ist in diesem vielköpfigen Verwaltungssystem nicht eindeutig geregelt, wer für was die Verantwortung trägt. Es ist ein typisches Beispiel des chinesischen Sprichwortes: „Sind drei Mönche beisammen, werden sie verdursten.“
Korruption leicht gemacht
Warum kämpfen diese Behörden um das Verwaltungsrecht? Durch die Vergabe von Bewilligungen können sie Geld erpressen, das noch nicht zur Steuer zählt. Damit können sie ihren eigenen Tresor füllen. Wenn bei den Nahrungsmitteln Probleme auftauchen, können sie als verantwortliche Behörde für die Nahrungsmittelsicherheit noch mehr Geld in die eigenen Taschen abzweigen. Sollten irgendwelche Probleme bei Nahrungsmitteln auftauchen (wie beispielsweise beim Haustierfutter, das im März dieses Jahres in die USA exportiert wurde), wird das große Aufmerksamkeit erregen, und darüber können sie Sonderzuschüsse für die Sicherheit der Nahrungsmittel beantragen.
Aber wie geben sie dieses Geld aus? Nehmen wir wieder das Schwein als Beispiel. Eine Behörde wird 300.000 Yuan (ca. 32.500 €) ausgeben, um einen Wagen zu kaufen. Dann geben sie nicht mehr als 20.000 Yuan (ca. 2.150 €) aus, um Untersuchungsgeräte zu kaufen, die in dem Fahrzeug installiert werden. Diesen Wagen nennen sie dann Untersuchungswagen für die Nahrungsmittelsicherheit. Sie fahren den Wagen überall hin, das ist nicht nur auffällig, sondern dient Propagandazwecken. Dabei trägt aber keiner die Verantwortung für die Beschaffenheit des Schweinefleischs!
Wenn man 60 Prozent des Sonderzuschusses nimmt, der für die Gewährleistung der Unbedenklichkeit des Schweinefleischs bestimmt ist, dann ist man schon ein guter Beamter. Fakt ist, dass es acht Ministerien nicht schaffen, ein Schwein zu verwalten. Und dieser aufgeblähte Beamtenapparat wird von den Steuerzahlern ernährt, die dafür vergiftetes Schwein vorgesetzt bekommen.
Nahrungsmittelsicherheit: Eine Zündschnur
Heutzutage gibt es in China überall Vorfälle von Nahrungsmittelverunreinigung. Das liegt an dem verbürokratisierten korrupten System, wie es auch vor dem Sturz der ehemaligen sowjetischen KP in Russland existierte. Die KPCh wird sehr wahrscheinlich auf ihrem Todesweg bis zu ihrer Beerdigung wie die sowjetische KP immer ein Emporkömmling sein und sich wie ein solcher benehmen!
Wesentlicher Grund für den Sturz der Zarenherrschaft in Russland 1918 war der Bürgeraufstand, der zustande kam, als es in der damaligen Hauptstadt St. Petersburg kein Brot mehr zu kaufen gab. 1981 kündigte die polnische Regierung an, dass die Fleischversorgung um 20 Prozent reduziert würde. Das sorgte sofort für große Unruhe in der Gesellschaft und bedrohte das soziale System Polens. Die Geduld der polnischen Hausfrauen war zu ende. In den wichtigen Städten wie Warschau demonstrierten Tausende von Bürgern auf den Straßen und riefen: „Gebt uns Fleisch!“ Ähnliche Ereignisse gab es früher auch oft in der ehemaligen Sowjet-Union und den osteuropäischen Ländern. Das Problem der Nahrungsmittelsicherheit wird eine Zündschnur für ähnliche Ereignisse in China sein.
Gefährliche Recherche
Als ich den Verlauf des illegalen Handels von Magerfleischpulver recherchierte, habe ich von einigen Vorfällen erfahren, die noch haarsträubender und verwickelter waren, als sie in den großen Filmen über den Rauschgifthandel geschildert werden.
So hatte ich ein Erlebnis in einem unauffälligen, neu angelegten Industriegebiet in der Mitte Chinas. Im August 2004 hatte ich durch einen Mittelsmann mit einem Händler für Magerfleischpulver Kontakt aufgenommen. Ich sagte, dass eine ältere Familienangehörige von mir an einer chronischen Krankheit leide und dass ich Magerfleischpulver zur Verstärkung der Wirksamkeit ihrer Medikamente bräuchte. Der Händler war sehr misstrauisch, aber nachdem der Mittelsmann ihm sehr viel erklärt und ihn darum gebeten hatte, war er mit dem Handel einverstanden. Es war wie beim Rauschgifthandel. Ich sollte ihm zuerst das Geld und meine genaue Adresse geben. Er würde das Magerfleischpulver per Expresspost an meine Adresse schicken. Nachdem wir alles abgesprochen hatten, war ich noch nicht zufrieden, ich wollte so schnell wie möglich eine Probe des Magerfleischpulvers haben. Als sich die beiden miteinander unterhielten, konnte ich unauffällig ein wenig Magerfleischpulver in meine Tasche stecken. Der Mittelsmann und ich waren zufrieden und wir fuhren zurück. Wir waren schon fast eine Stunde gefahren, als uns plötzlich vier Motorräder den Weg versperrten. Die Motorradfahrer hielten Messer und Stöcke in den Händen und zerrten mich aus dem Bus. Zum Glück hatte ich schon Erfahrung mit Banditen. Ich konnte sie überzeugen, dass ich in großer Sorge um meine kranken Familienangehörigen wäre und aus der Not heraus ein wenig Magerfleischpulver geklaut hatte. Mit dieser Ausrede ließen sie mich schließlich ungeschoren davon kommen.
*Clenbuterol: Bei Menschen sind nach Verzehr von Clenbuterolhaltiger Kalbsleber erhebliche Nebenwirkungen wie Tachykardie, Muskelzittern, Kopf- und Muskelschmerzen und ähnliches beschrieben worden. Zhou Qing (1965), Schriftsteller und Buchautor, Gewinner des Lettre Ulysses-Reportagepreises 2006 wegen seiner Reportage über die Lebensmittelsicherheit in China. Sein Buch über die Lebensmittelsicherheit in China erscheint bereits in Chinesisch, Italienisch, Japanisch und Koreanisch. {H:1}
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