Bericht über Synchrongesang bei Olympia unerwünscht

Titelbild
Zwei Chinesinnen gehen in einer Kunstausstellung in Shanghai an einem Gemälde von einer Roten Garde aus der Zeit der Kulturrevolution in China vorbei. Teile der andächtigen Hymne auf die Kommunistischen Partei Chinas wurden für die Olympische Eröffnungsfeier geändert oder herausgeschnitten und die Internetzensoren hatten viel Arbeit, um die Geschichten über die Sängerin aus den chinesischen Webseiten herauszuschalten (Mark Ralston/AFP/Getty Images)
Von 19. August 2008

Von allen Fälschungen bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking wurde keine so heftig unterdrückt, wie das Debakel um die Lippensynchronisation bei der Eröffnungszeremonie am 8. August.

Laut einigen China-Analytikern war dies der Fall wegen der sensiblen Natur des gesungenen Liedes.

Anfangs war die Welt von dem bezaubernden Gesicht der neunjährigen Lin Miaoke, die bei der Eröffnungszeremonie sang, begeistert. Nachdem bekannt wurde, dass Miaoke nur das hübsche Gesicht zur Stimme der siebenjährigen Yang Peiyi war, nahmen die Artikel in der internationalen Presse eine eher hässliche Form an.

Der musikalische Leiter der Eröffnungszeremonie, Chen Qigang, erklärte nachher in einem Radiointerview, dass die Entscheidung für die Stimme des einen Mädchens und für das Gesicht des anderen „zum Nutzen und Image des Landes – um keinem Makel Platz zu bieten“ gefällt wurde.

Chen berichtete, dass die Entscheidung von einem Mitglied des allmächtigen chinesischen Politbüros gefällt wurde. Yang war die bessere Sängerin, wurde jedoch wegen ihrer augenscheinlich schiefen Zähne nicht als „Gesicht“ für das Lied gewählt.

Zunächst konnten Internetnutzer in China diese Geschichten lesen, doch am 13. August hatte die berüchtigte Armee der Internetzensoren der Kommunistischen Partei Chinas aufgeholt.

Wenn man zum Beispiel in google.com außerhalb Chinas „Lin Miaokes gefälschter Gesang“ auf Englisch eingibt, dann bekommt man 144.000 Resultate. Doch wenn man die gleiche Phrase in eine der populären Suchmaschinen in China, wie z.B. die von Google für China zurechtgeschneiderte Seite google.com.cn und baidu.com eingibt, wird einem mitgeteilt, dass aufgrund von damit in Beziehung stehenden Gesetzen oder Richtlinien nichts angezeigt werden kann.

Nachdem die ausländischen Medien angefangen hatten, über den Lippensychronisationsskandal zu berichten, bekam laut Wuyue Sanren, einem bekannten Kommentator für eine Anzahl chinesischer Medien in Peking, die chinesische Presse eine Anweisung von oben, dass es sich bei dieser Meldung an sich um eine Fälschung handle.

Wuyue erklärte, dass am nächsten Tag neue Anweisungen nach unten gereicht wurden, in denen es hieß, dass die chinesischen Medien diesen Vorfall überhaupt nicht diskutieren sollten und jegliche Bezugnahme löschen sollten.

Die Meldung über das gefälschte Feuerwerk bei der Olympischen Eröffnungsnacht wurde allerdings nicht zensiert.

Ein Grund, dass gerade dies in China so sensibel behandelt wird, mag an der Natur des Liedes liegen, welches diese zwei Mädchen in Zusammenarbeit präsentierten.

Das Lied heißt „Ode an das Vaterland“, eine klassische andächtige Hymne auf die Kommunistische Partei. Das Lied ist bei allen unter der Partei herangebildeten Chinesen bekannt und mit leidenschaftlich kommunistischen Gefühlen aufgeladen.

Einige Kommentatoren deuteten an, dass die Fälschung der Aufführung eines so bedeutsamen Propagandastückes besonders peinlich für ein Regime sei, das so verzweifelt in einer zunehmend ernüchterten Bevölkerung seine Legitimität aufrechterhalten will.

Das Lied wurde ursprünglich 1950 geschrieben und damals von Mao Tse-tung hoch gelobt, der sich persönlich mit dem Texter Kamerad Wang Xin traf.

Mao war der Führer der kommunistischen Revolution Chinas und von 1949 bis 1976 an der Macht. Ohne Zuhilfenahme eines Krieges manipulierte Mao während seiner Amtszeit zahlreiche Verfolgungswellen, welche den Tod von schätzungsweise 80 Millionen chinesischen Bürgern zur Folge hatte.

Der Liedtext ist voll von Nationalismus und revolutionärer Loyalität zur Partei. Doch Teile des Originals wurden für die Olympischen Spiele abgeändert und folgende Zeilen wurden vollständig aus dem Lied entfernt.

„Wir lieben Frieden, wir lieben unser Heim,

Doch wenn jemand wagt,

unser friedliches Heim zu verletzen,

werden wir ihn dem Tod übergeben!“

Der Sinngehalt des Liedes – und die vorgenommenen Änderungen – blieben den ausländischen Zuschauern wahrscheinlich verborgen, da bei der Ausstrahlung keine Übersetzung geliefert wurde. Doch den Chinesen blieb er sicherlich nicht verborgen.



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