Bargeldversorgung bei Blackout? Deutsche Finanzbehörden arbeiten an Notfallplänen
Deutschlands Finanzbehörden arbeiten Insidern zufolge an Notfallplänen für die Versorgung mit Bargeld, falls längere Zeit der Strom ausfällt.
Bundesbank, die Finanzaufsichtsbehörde BaFin und mehrere Branchenverbände würden sich verstärkt auf einen Blackout vorbereiten, sagten vier Insider. Dabei planen sie unter anderem, Bargeldbestände bei der Bundesbank aufzustocken. Zudem wäre eine mögliche Begrenzung der Geldmenge vorgesehen, die Kunden von ihren Konten dann noch abheben könnten, zitiert Reuters einen der Insider.
Banken und Aufsichtsbehörden prüften zudem mögliche Schwachstellen bei der Bargeld-Verteilung, so andere Quellen.
Eine der Schwachstellen seien die Transportunternehmen, die das Geld von der Zentralbank zu Geldautomaten und Banken bringen. Die Branche sei nicht vollständig durch Gesetze abgedeckt, die einen vorrangigen Zugang zu Kraftstoff und Telekommunikation während eines Stromausfalls regeln, so Reuters weiter.
„Es gibt große Schlupflöcher“, sagte Andreas Paulick, BDGW-Direktor. Gepanzerte Fahrzeuge müssten sich wie alle anderen an den Tankstellen anstellen, sagte er.
Warum ist Bargeld im Notfall wichtig?
Obwohl die EZB bereits seit 2018 die Abschaffung des Bargeldes fordert, würde ihm in Krisensituationen wieder eine bedeutende Rolle zukommen. Denn bei einem Stromausfall fallen elektronische Zahlungssysteme und Bankautomaten ebenfalls aus. Wenn die Menschen in diesem Fall nicht mehr an Bargeld kommen, könnten sie sich nicht mehr mit Nahrungsmitteln versorgen.
Bereits 2011 hatte eine Studie im Auftrag des Bundestages mit dem Titel „Was bei einem Blackout geschieht: Folgen eines langandauernden und großräumigen Stromausfalls“ auf die Folgen hingewiesen.
In dem Bericht wird gewarnt, dass es „zu Unmut und teils zu aggressiven Auseinandersetzungen“ kommen könnte, wenn die Bargeldversorgung kollabiere. Und weiter: „Als Achillesferse des Sektors erweisen sich die fehlenden elektronischen Bezahlmöglichkeiten sowie die versiegende Bargeldversorgung der Bevölkerung.“
Im Fall eines Blackouts wird Bargeld das einzige offizielle Zahlungsmittel sein, was noch funktioniert“, schätzt Thomas Leitert.
Er ist Vorstandschef des Unternehmens KomRe in Berlin, das Städte und Landkreise in der Vorbereitung von Stromausfällen und anderen Katastrophen berät. Auf seiner linkedin-Seite schreibt er: „Blackout ist viel krasser als Corona, ohne Vorwarnung und ohne technische Infrastrukturen/Unterstützung!“
Wie groß ist das Risiko eines Blackouts?
Der internationale Blackout- und Krisenexperte Herbert Saurugg ruft den Leser auf seiner Website zur Krisenvorsorge auf: „Haben Sie bereits ausreichend vorgesorgt? Wenn nicht, dann tun Sie das bitte jetzt!“
Auf seinem Blog postet er ein Video, in dem das Österreichische Bundesheer und die Verteidigungsministerin Klaudia Tanner im Rahmen des Sicherheitspolitischen Jahresauftaktes einen Blackout „als sehr wahrscheinliches und binnen der nächsten 5 Jahre zu erwartendes Ereignis klassifiziert.“
Einer der Gründe seien laut Saurugg Kraftwerksabschaltungen und fehlende Pufferspeicher, um die durch die Energiewende neu hinzugekommenen Kraftwerke permanent ausbalancieren zu können.
Zudem würde der Strombedarf in den nächsten Jahren durch die steigende Anzahl von E-Autos, Wärmepumpen, Klimageräten und der voranschreitenden Digitalisierung deutlich ansteigen. Dies würde die Infrastruktur massiv unter Druck setzen. Weitere Gefahren seien „Extremwetterlagen, Erdbeben, alternde Infrastrukturen oder Cyber-Angriffe, die das Fass zum Überlaufen bringen könnten“, so Saurugg.
Christoph Maurer schätzt die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts dagegen eher gering ein. Er ist Experte für Energiewirtschaft und Energiepolitik und gleichzeitig Geschäftsführer beim Unternehmen Consentec in Aachen. In einem Twitter-Post vom September schreibt er:
Wir sollten uns jetzt auch nicht von Kassandra-Rufen verunsichern lassen. Ein Blackout, das heißt, ein überregionaler, ungeplanter Stromausfall ist zwar nie zu 100 Prozent auszuschließen, bleibt aber auch im kommenden Winter unwahrscheinlich.
— Christoph Maurer (@maurerchr) September 7, 2022
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion