Ausstellung: Sun Yat-sen, Chinas Demokrat
Vor hundert Jahren beendete Chinas demokratische Revolution von 1911 die Jahrtausende der Kaiserherrschaft und öffnete Chinas Weg in die Moderne. Sun Yat-sen blieb bis heute der einzige Demokrat unter den großen Führern Chinas im 20. Jahrhundert, er lebte von 1866 bis 1925. Die Ausstellung zeigt historische Fotos aus der Sammlung von Prof. Dr. Dr. h.c. Gottfried-Karl Kindermann (LMU München).
Im Gespräch mit der Epoch Times erinnerte Professor Kindermann daran, dass er schon 1979 die erste internationale Konferenz zu dem Lebenswerk des Demokraten veranstaltet habe. Jetzt wären die Feiern zu „100 Jahren Republik China“ der richtige Moment, um auch in Deutschland im Zeichen der Globalisierung den Geschichtskenntnissen auf die Sprünge zu helfen. „Es geht nicht an, dass wir nur Kenntnisse der europäischen Geschichte und ein wenig von der amerikanischen haben, aber den Rest der Welt nicht beachten“, so Kindermann.
Chinesen haben ein sehr langes Gedächtnis in Bezug auf die Ausbeutung und Kolonialisierung im 19. Jahrhundert, als die schwache Qing-Dynastie das Land nicht schützen konnte. Daher rühre auch bis heute eine latente Fremdenfeindlichkeit, erläutert Kindermann. Der Boxeraufstand im Jahr 1900 war ein blutiges Exempel gegen die Fremden.
Gleichzeitig mit der Kuomintang-Bewegung von Sun Yat-sen hat es Zusammenschlüsse der Kommunisten gegeben. Kindermann: „Sun Yat-sen hat mit der Sowjetunion kooperiert, weil entgegen seinen Hoffnungen weder aus den Vereinigten Staaten noch aus Deutschland oder Japan Hilfe zu erwarten war. Er brauchte Berater, Geld und Waffen. Lenins Vorschlag war ein Bündnis zwischen der Kommunistischen Internationale und den nicht marxistischen Bewegungen in den kolonialen oder halbkolonialen Gebieten. Das größte Gebiet dieser Art war China, es hatte 8000 Kilometer gemeinsamer Grenze mit Russland. Sun hat mit sowjetischen Emissären verhandelt und sich vertraglich und schriftlich schwarz auf weiß bestätigen lassen – das ist einmalig in der Weltgeschichte – dass der Kommunismus und der Sowjetismus für China nicht tauge.“
Nach Sun Yat-sens Tod 1925 stürzte China jedoch in einen Bürgerkrieg, in dem auch die Japaner eine zerstörerische Rolle gegen die Aufbauarbeit der Kuomintang spielten. Schließlich gelang es Mao Tse-tung, die Macht an sich zu reißen und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu festigen.
Zwar wird auch in China die Erinnerung an Sun Yat-sen gepflegt; er hat ein wunderschönes Mausoleum, aber er gilt in der offiziellen Version als „der Vorläufer der demokratischen Revolution der Kommunistischen Partei Chinas! Da muss man sich fragen, und ich frage das auch manchmal in China, wann denn diese demokratische Revolution stattgefunden hat“, sagt Kindermann hintersinnig zu dem Thema.
Die 100 Jahre Republik China wurden sowohl in Suns Mutterland China als auch auf Taiwan gefeiert, aber ist nicht eigentlich nur Taiwan legitimiert, das Erbe zu feiern? Dazu Professor Kindermann: „Sagen wir mal so, die Kuomintang, die nach Taiwan geflohen ist, hat das Erbe Suns in viel größerem Umfang übernommen. Seine Verfassungsidee mit den fünf Gewalten, die wir in Taiwan haben, entspricht weitgehend seinen Vorstellungen; ebenso seine Idee, dass man fremde Verfassungen nicht kopieren sollte, sondern eine eigene schaffen muss. Eine Schautafel dazu befindet sich in dieser Ausstellung. Seit 1987 hat sich auch gezeigt, dass Demokratie für Chinesen – in diesem Fall auf Taiwan – möglich ist, wie Sun Yat-sen es angebahnt hatte. Sie haben die Feuerprobe längst bestanden und ein stabiles Zweiparteiensystem aufgebaut.“
Info:
Humboldt-Universität,
Lichthof Ost
Unter den Linden 6
10099 Berlin
Geöffnet bis 25. Februar 2012
Mo. – Fr. 9.00 – 21.00 Uhr
Sa. 9.00 – 17:00 Uhr
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