25. Jahrestag 4. Juni: So aktiv gedenken Chinesen Tiananmen-Massaker

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So sah der 20. Jahrestag des Tiananmen-Massakers in Hongkong aus. Was wohl morgen, am 25. Jahrestag in Peking passiert?Foto: MN Chan/Getty Images
Von und 3. Juni 2014

Sie lassen sich die Erinnerung nicht verbieten: Zum 25. Jahrestag der Studentenbewegung und des Tiananmen-Massaker werden nicht nur Chinesen im Ausland aktiv. Innerhalb Chinas finden derzeit viele private und kreative Gedenkveranstaltungen statt, welche die Rehabilitation der Studentenbewegung fordern. Am 4. Juni 1989 hatte die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) den von Tausenden geäußerten Ruf nach Freiheit und Demokratie auf dem Platz des Himmlischen Friedens („Tiananmen“) mit Panzern niedergewalzt.

Im Winter ging´s los …

Eine kleine Demonstration mit einem riesigen Plakat und das Ganze an einem denkwürdigen Ort bildete am 2. Februar 2014 den Auftakt des Untergrund-Gedenkens. Mehr als 30 Chinesen versammelten sich in der Heimatstadt von Zhao Ziyang, dem einstigen KPCh-Chef, der 1989 des Amtes enthoben wurde, weil er die Studenten unterstützt hatte. Bis zu seinem Tod hatte Zhao unter Hausarrest gelebt.

In der Kreisstadt Huaxian in der Provinz Henan sah man deshalb eine sechs mal vier Meter große Tafel, welche die Rehabilitation der Studentenbewegung forderte. Außerdem verlangten die Demonstranten eine Reform des politischen Systems in China und eine Neubewertung der historischen Rollen von Zhao Ziyang und Hu Yaobang. Auch Hu wurde 1986 wegen seiner Liberalisierungsabsichten vom Dienst an der Parteispitze suspendiert.

Während der Demonstration gab es keine Festnahmen, danach ermittelte man jedoch die Teilnehmer und stellte das initiierende Ehepaar unter Hausarrest. Aktuell wurde nun einer nach dem anderen verhaftet und vorübergehend weggesperrt – bis nach dem 4. Juni.

[–„Entschädigt endlich die Familien!“–]

Die Studentenbewegung, ihren Einfluss und die Folgen“ diskutierte am 3. Mai in Peking eine Runde von Akademikern und Rechtsanwälten. Es müsse endlich restlos geklärt werden, wieviele Menschen tatsächlich starben, so ihre Forderung – außerdem Entschädigung für die Hinterbliebenen. Die Teilnehmer der Runde bekamen später Besuch von der Polizei oder wurden vorübergehend verhaftet.

Hu Jias geplanter Flash-Mob

Dissident Hu Jia erzählte ausländischen Medien bereits vor längerer Zeit von seinem Vorschlag, am 4. Juni in schwarzgekleidet am Tiananmen-Platz zu erscheinen. Er selbst habe dies schon am ersten Jahrestag gemacht. Auch am 15. Jahrestag, im Jahr 2004, hatte er im schwarzen Anzug am Tiananmen eine Kerze entzündet. „Falls ich am 4. Juni noch frei herumlaufen kann, werde ich es wieder tun!“, so Hu Jia dieser Tage.

Eine internationale Initiative schlug online eine Gedenkaktion vor mit dem Titel: „Weltweit Peking belagern“. Jeder der mitmachen will, soll zur chinesischen Vertretung in seiner Nähe gehen und davor eine Mahnwache halten, um das Regime einzuschüchtern.

„Es geht um Grundsätzliches“

Die Gedenkveranstaltungen haben dieses Jahr zwei große Besonderheiten“, so Dr. Wang Juntao, Demokratie-Aktivist aus New York. „Erstens die Teilnehmer: Es sind mittlerweile immer mehr Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten. Einst zeigten die Chinesen nur ihre Solidarität mit den Studenten. Jetzt haben sie gemerkt, dass es eigentlich um ihre eigenen Bürgerrechte geht. Die zweite Besonderheit ist, dass auch die junge nach 1980 oder 90 geborene Generation aufgewacht ist und an den Protesten teilnehmen will.“

Mit dem Gedenken an den 4. Juni sei heute untrennbar der Wunsch nach einem gerechteren China verbunden, der Protest richte sich insgesamt gegen das korrupte und gewalttätige Regime.

[–Google-Störung und Hackfleisch-Verhaftung …–]

Innerhalb der KPCh ist die Reaktion auf den Gedenktag gespalten: Der amtierende Führungskreis zeigte bereits, dass er der Studentenbewegung gegenüber positiv eingestellt ist. Am 4. Mai hatte Staatschef Xi Jinping offiziell die Pekinger Universität und einem bekannten Philosophie-Professor die Hand geschüttelt, der 1989 die Freilassung gefangener Studenten gefordert hatte. Ex-Staatschef Hu Jintao hatte außerdem das Geburtshaus von Hu Yaobang besucht.

Trotzdem wurden laut Amnesty International im Vorfeld des Gedenktags in China mindestens 50 bekannte Aktivisten und Akademiker festgenommen. Speziell innerhalb des Polizeisystems ist der Einfluss der Hardliner, die das Gedenken unterdrücken wollen, noch sehr stark und es wird heftig zensiert.

Störungen bei Google

Ein Blogger der Seite „Great Fire.org“ berichtet laut Reuters, dass in China seit einigen Tagen bei mehreren Google-Funktionen Störungen auftraten, vor allem Gmail und die Google-Suche waren betroffen. Google selbst sagte über den signifikanten Rückgang seiner User-Aktivitäten seit letzten Freitag: „Von unserer Seite aus gab es keine Änderung.“ Es kann also nur an der Zensur liegen.

Verhaftet wegen Hackfleisch-Skulptur

Zuletzt wurde am 1. Juni in Peking der Tiananmen-Augenzeuge Guo Jian festgenommen. Er hatte das Blutbad selbst überlebt und spricht von mehreren tausend Todesopfern. Guo hatte dieser Tage bei sich zu Hause ein dreidimensionales Modell des Tiananmen-Platzes aufgestellt und darauf 160 Kilogramm Hackfleisch verteilt. Das Ganze hatte er einer ausländischen Journalistin gezeigt und wurde prompt verhaftet.



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