Randale und Ausschreitungen in Wiener Problembezirk – Innenminister kündigt Konsequenzen an

Kaputte Schaufensterscheiben, Pyrotechnik gegen Polizisten: In Wien-Favoriten kam es an Silvester zu Ausschreitungen meist jugendlicher Randalierer mit Migrationshintergrund. Bereits im Vorjahr war die Gegend um den Reumannplatz Schauplatz von Zusammenstößen.
Von 2. Januar 2021

Während die Silvester-Nacht in Österreich bedingt durch Corona-Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen oder geschlossene Gaststätten insgesamt ruhig blieb, kam es im Bezirk Favoriten im Süden Wiens zu Ausschreitungen.

Wie das Portal „oe24“ berichtete, hat es 16 Anzeigen und neun Festnahmen gegeben, nachdem bis zu 40 Personen im Umfeld des Reumannplatzes Knallkörper gezündet sowie mutwillig Schaufensterscheiben, Mülleimer, Automaten, Bänke und Zeitungsständer beschädigt haben sollen.

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Anrainer sprach von „gezieltem Vorgehen“

Darüber hinaus seien auch Einsatzkräfte und Streifenwagen mit pyrotechnischen Gegenständen beworfen worden. Die Presseagentur APA will erfahren haben, dass sie pyrotechnischen Gegenstände, die in Richtung der Beamten geworfen wurden, „die doppelte Sprengkraft einer scharfen Handgranate“ aufgewiesen haben sollen. Während des offenbar generalstabsmäßig vorbereiteten Angriffs sollen Beteiligte auch „Allahu Akbar“ gerufen haben.

Ein Augenzeuge sprach gegenüber „oe24“ von einem „gezielten Vorgehen“, das im Wesentlichen von vier Männern dirigiert worden wäre:

„Sie kamen vom Antonsplatz hergelaufen und teilten sich auf. Sie stellten ihre Rucksäcke auf die Bänke, holten die Raketen raus, zündeten sie und liefen wieder weg.“

Neben der Beschädigung von Bänken und Auslagenscheiben soll auch ein Weihnachtsbaum mit brennbarer Flüssigkeit übergossen worden sein.

Tatverdächtige zeitnah ermittelt

Nachdem es erst allen Beteiligten gelungen war, zu flüchten, hat es die Polizei dem ORF zufolge geschafft, zwei Syrer im Alter von 16 und 21 Jahren in einem Wohnhaus festzunehmen. Diese sollen die Beamten anschließend zu einer Wohnung geführt haben, in der sich weitere mutmaßlich an den Ausschreitungen Beteiligte befunden hätten. Dabei habe es sich um zwei Österreicherinnen im Alter von 14 und 15 Jahren, zwei Iraker (20 und 22 Jahre) sowie drei weitere Syrer zwischen 23 und 29 Jahren gehandelt.

Es erfolgten vorläufige Festnahmen wegen des Verdachts der schweren Sachbeschädigung, der 21-jährige Syrer, der versucht haben soll, eine Auslagenscheibe mittels eines Mülleimers einzuschlagen, muss sich möglicherweise auch wegen versuchten Einbruchsdiebstahls verantworten.

Nehammer kündigt Konsequenzen aus Silvester-Nacht an

Österreichs Innenminister Karl Nehammer sprach in einer ersten Reaktion von „Parallelgesellschaften“, aus denen heraus sich Vorfälle wie diese entwickelten, und die „in unserem Land nichts verloren“ hätten. Zudem kündigte Nehammer eine „großangelegte Schwerpunktaktion gegen die Straftäter und alle, die sich beteiligt haben“ an. Diese hätten ein „Zeichen einer tiefen antidemokratischen und unsolidarischen Einstellung“ gesetzt.

Nehammer kündigte zudem an, dass in Favoriten ab sofort uniformierte Sondereinheiten, aber auch Beamte in Zivil Kontrollen durchführen würden. Wiens Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl lobte die Polizei für ein schnelles Eingreifen mit mehreren Festnahmen und bescheinigte ihr, damit weitere Straftaten verhindert zu haben. Er wolle nun einen Sicherheitsgipfel einberufen zusammen mit Vertretern der Stadt, um „gemeinsame Ableitungen aus integrations- und sicherheitspolizeilicher Sicht [zu] treffen“.

Wien-Favoriten bereits im Vorjahr Schauplatz von Krawallen

Der von einer hohen Zahl an Migranten geprägte 10. Wiener Gemeindebezirk war bereits im Vorjahr Schauplatz wiederholter Ausschreitungen. Diese betrafen jedoch vor allem die türkische und kurdische Einwanderercommunity. Im Juni 2020 stießen zweimal nationalistische Türken mit österreichischen Linksextremisten und Anhängern der terroristischen „Kurdischen Arbeiterpartei“ (PKK) zusammen, die den Reumannplatz für Aufmärsche nutzten.

Auch Einsatzkräfte der Polizei gerieten damals zwischen die Fronten. Österreichs Regierung warf damals der Regierung in Ankara vor, zum gesellschaftlichen Unfrieden im Süden von Wien beizutragen. Aus der Türkei hingegen wurde kritisiert, dass Österreich Anhängern einer Terrororganisation zu viel an Bewegungsfreiheit eröffne. Die türkische Regierung bestellte in diesem Zusammenhang auch den österreichischen Botschafter in Ankara ein.

Stuttgart und Frankfurt/Main als Musterbeispiele?

Ein politischer Hintergrund ist jedoch im Fall der Ausschreitungen in der Silvester-Nacht nicht ohne Weiteres anzunehmen. Vielmehr erinnert das Vorgehen an mehrere ähnliche Ausschreitungen sogenannter „Event-orientierter“ Jugendlicher im Vorjahr. Diese hatten sich unter anderem in Stuttgart und Frankfurt am Main ereignet.

Zu Randalen von Jugendlichen, mehrheitlich mit Migrationshintergrund, im Umfeld größerer Partys war es jedoch auch schon im November 2019 – also vor der Corona-Pandemie – in Salzburg gekommen.



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