Iraker wegen Anschlagsserie auf ICE-Züge vor Gericht
Rund zwei Jahre nach einer islamistischen Anschlagsserie auf ICE-Züge auf der Strecke München-Nürnberg hat in Wien unter strengen Sicherheitsvorkehrungen der Prozess gegen den 44-jährigen Tatverdächtigen und seine Frau begonnen.
Der aus dem Irak stammende Angeklagte soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft versucht haben, in Deutschland insgesamt vier Züge zum Entgleisen zu bringen. Dabei soll er als Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gehandelt haben. Bei den Anschlägen entstand Sachschaden. Verletzt wurde niemand.
Mann lebte seit 2013 als anerkannter Flüchtling in Österreich
Dem Ehepaar wird mehrfacher versuchter Mord als terroristische Straftat, schwere Sachbeschädigung als terroristische Straftat sowie Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung angelastet. Es soll auch Kontakte zur Islamisten-Szene in der Schweiz und in Frankreich gehabt haben. Der Mann lebte seit 2013 als anerkannter Flüchtling in Österreich. Das Urteil wird an diesem Donnerstag erwartet.
Der 44-Jährige bekannte sich zum Auftakt vor dem Landgericht Wien der schweren Sachbeschädigung schuldig. Er will aber nicht als Terrorist im Namen des IS gelten. Sein Verteidiger sagte, es sei seinem Mandanten nicht darum gegangen, ein katastrophales Zugunglück herbeizuführen.
„Er wollte Aufmerksamkeit erregen.“ Sein Ziel sei der Abzug ausländischer Truppen aus dem Irak gewesen. Dagegen hielt die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten vor: „Sie wollten Anschläge im Namen des IS begehen, die größtmöglichen Sachschaden, größtmöglichen Personenschaden anrichten.“
Drohschreiben im Copy-Shop vergessen
Der Anklage zufolge hatte er in drei von vier Fällen die ICE-Strecke zwischen Nürnberg und München im Visier. Bei Allersberg hatte er mit einer Balken-Konstruktion, mit Holzkeilen und später mit einem über die Gleise gespannten Stahlseil die Züge attackiert. Dabei kollidierte ein mit 160 Passagieren besetzter ICE mit Tempo 204 mit dem Stahlseil. Außer einem Lichtblitz und Schäden an Frontscheibe sowie am Lack passierte allerdings nichts.
Außerdem soll der Angeklagte im Dezember 2018 an einer S-Bahn-Station in Berlin ein Seil mit Hakenkrallen auf die Oberleitung geworfen haben, um einen Zug entgleisen zu lassen. Auch dieser Anschlag scheiterte. Das Original eines Drohschreibens vergaß er beim Kopieren in einem Copy-Shop. Das wurde eine wichtige Spur. (dpa)
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