Jugendamt trennt zwei Wochen altes Baby von der Mutter

Der Fall Lacour sorgt für großes Aufsehen. Bei der Familie, bei der Staatsanwaltschaft, bei der Presse und nicht zuletzt beim Jugendamt Holzminden. Die 16-jährige Sophie Lacour wurde hochschwanger "in Obhut genommen", den Eltern das Sorgerecht entzogen. Drei Wochen nach der Entbindung wurden Mutter und Tochter getrennt – ohne Begründung. Der Aufenthalt des Säuglings ist seit dem 4.6.2021 unbekannt, das Jugendamt macht widersprüchliche Angaben.
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Symbolbild.Foto: iStock / LeManna
Von 20. Juni 2021

Das Handeln des Jugendamtes Holzminden ist weder für die Familie Lacour, deren Anwalt, noch für unterstützende Aktivisten nachvollziehbar. Pure Emotionen breiten sich aus. Ärger, Wut, Hilflosigkeit und Verzweiflung – tiefe Trauer. Es ist schwer vorstellbar, was eine Mutter empfindet, die von ihrer zwei Wochen alten Tochter getrennt wird. Der Verbleib des Säuglings ist bis heute ungewiss. Schilderungen von Zeugen und dem Anwalt der Familie deuten auf einen Kriminalfall. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Schilderungen in diesem Artikel beruhen auf Angaben von Zeugen, von Sophie, ihren Eltern und des Anwalts der Familie. Der Bitte von Epoch Times zur Bestätigung des Sachverhalts, wurde knapp entgegnet: zum schwebenden Verfahren gibt das Jugendamt keine Auskunft.

Was zuvor geschah

Bereits Ende 2019 hatte die Familie Lacour Auseinandersetzungen mit dem Jugendamt. Damals bezichtigte ein anonymer Hinweis die Eltern von sechs Kindern, Alkoholiker zu sein. Es hieß, die Kinder seien verwahrlost und bekämen nichts zu essen.

Gutachten und Atteste widerlegten diese Behauptungen, sodass der zuständige Jugendamt-Mitarbeiter den Fall im August 2020 schloss. Derweil hat der älteste Sohn das Studium der Wirtschaftsinformatik abgeschlossen und steht im Arbeitsleben, eine Schwester von Sophie macht eine Ausbildung zur Physiotherapeutin. Atteste, die altersentsprechende Entwicklungen der Kinder sowie Body-Mass-Index im Normalbereich bestätigen, liegen der Redaktion von Epoch Times vor.

Doch nun zurück zu Sophie

Beim Frauenarzt-Besuch im Oktober 2020 steht fest: Die 16-jährige Sophie ist schwanger. Nachdem sie ablehnte das Kind abzutreiben, erfolgte eine Meldung an das Jugendamt Holzminden. Frau S. vom Jugendamt Holzminden sieht sich hieraufhin zu einem unangekündigten Besuch bei der Familie Lacour veranlasst, um die Wohnsituation der schwangeren Sophie in Augenschein zu nehmen.

Zusammen mit ihrer älteren Schwester Antonia wohnt Sophie in einer eigens angemieteten Wohnung, direkt neben der Wohnung der Eltern. Frau S. begehrt Einlass in die Wohnung der Eltern von Sophie, was ihr Vater verweigerte. Frau S. solle sich vielmehr die Wohnung ansehen, in der Sophie lebt. Die Jugendamtsmitarbeiterin verweigerte dies und zog ohne in Augenscheinnahme der Wohnsituation wieder ab.

Nach Entfernung von Sophie durch die Polizei und das Jugendamt besuchte ein Blogger und freier Publizist die Familie Lacour. In einem Schreiben an den Rechtsanwalt der Familie beschreibt der Autor, die Wohnung von Sophie und ihrer Schwester würde alle Anforderungen für junge Frauen und auch denen eines Kleinkindes erfüllen. Lediglich die Sicherungen der Steckdosen würden noch fehlen. „Hier wird halt gelebt“, schreibt der Autor. Ihm zufolge hätte es etwas aufgeräumter und das Bad etwas geputzter sein können. Im Großen und Ganzen befände sich die Wohnung jedoch in einem normalen Zustand. Jedenfalls sei es in keiner Weise verlottert oder verwahrlost.

Das Drama beginnt

Am 21. April 2021 dringen Frau S. und Frau V. vom Jugendamt Holzminden zusammen mit drei Polizeibeamten in die Wohnung von Sophie und ihrer älteren Schwester ein. Ohne Vorabinformation oder Vorgespräch wird die hochschwangere 16-Jährige gegen ihren Willen und gegen den Willen ihrer Eltern in sogenannte „Obhut“ genommen. Das Sorgerecht wird den Eltern entzogen. Ab jetzt dürfen weder Sophie noch ihre Eltern über den Aufenthaltsort der Schwangeren bestimmen.

Rechtsanwalt Georg Königstein vertritt die Familie. Er erklärt, die Inobhutnahme begründe das Jugendamt mit einer angeblichen Kindeswohlgefährdung. Hierfür fehlen jedoch jegliche Beweise. Ganz im Gegenteil bestätigen zahlreiche Zeugenaussagen, dass eine Gefährdung nicht vorliegt. Die vorgebrachten „Gründe“ sind ihm zufolge vorgeschoben und entsprechen nicht der Realität. Das Handeln des Jugendamtes Holzminden bezeichnet der Jurist auch deshalb als völlig unverhältnismäßig, da vor einem Kindesentzug grundsätzlich ein vierstufiges Verfahren mit Beratungs- und Unterstützungsangeboten zu erfolgen hat.

„Das Jugendamt Holzminden handelt im Falle Lacour offenkundig rechtswidrig und völlig gesetzeswidrig. Denn die Elternrechte und Kinderrechte gehen offenkundig dem sogenannten Wächteramt des Staates vor. Zudem ist das viergestufte Maßnahmekonzept des Staates beim sogenannten Wächteramt offenkundig hier gar nicht eingehalten worden“, erklärt Rechtsanwalt Königstein gegenüber Epoch Times.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt

Am 19. Mai 2021 erblickt die kleine Anastasia zum ersten Mal das Licht dieser Welt. Mutter Sophie und Tochter haben anstrengende Stunden im Krankenhaus hinter sich. Auch Tage danach ist die 16-Jährige geschwächt. Besonders zu schaffen macht der jungen Mutter, dass sie nur eine weitere Person benennen darf, die ihr kurzzeitig nach der Geburt beiseite stehen darf. Sie entscheidet sich für Ihre ältere Schwester, mit der sie zusammen wohnt. Doch auch diese darf nicht so lange bleiben, wie zunächst vorgesehen.

Kurz darauf sind Mutter und Tochter wieder vollständig von der Familie getrennt. In dieser Zeit dokumentiert Sophie die Zeit per Video und Foto, um es mit der Familie zu teilen. Die Aufnahmen zeigen das frisch gebackene Glück von Mutter und Tochter.

Doch diese frohen Momente währen nicht lange. Am 4. Juni 2021 werden Sophie und Tochter Anastasia in das bereits geschlossene Jugendamt Holzminden gebracht. Hier trennen Frau S. und Frau V. mit polizeilicher Unterstützung Sophie von ihrem Säugling. Ihre Tochter ist gerade einmal 16 Tage alt. Seit diesem Tag ist der Verbleib von der kleinen Anastasia nicht bekannt.

Die Mitarbeiterinnen des Jugendamtes gaben wieder vor, dass eine Kindeswohlgefährdung vorliegen würde. Bei der Trennung von Mutter und Kind habe der Säugling geschrien wie am Spieß. Rechtsanwalt Königstein ist auch psychologischer Sachverständiger und Gutachter. Er beschreibt, dass durch die Trennung von Mutter und Kind, so kurz nach der Geburt, unter medizinischen und psychologischen Gesichtspunkten eben gerade eine Kindeswohlgefährdung durch das Jugendamt herbeigeführt wurde.

Er erstattete gegen Frau S. und Frau V. vom Jugendamt Holzminden Anzeige und Strafantrag unter anderem wegen Freiheitsberaubung, schwerer Körperverletzung, Nötigung und Verleumdung. Eingeklagt wird auch, dass Sophie ihre Tochter wieder sehen darf und beide, den Rest der Familie.

Höhepunkte der Absurdität

Zur Erinnerung: Sophie wurde im April aufgrund einer angeblichen Kindeswohlgefährdung aus der Wohnung geholt. Am 16. Juni 2021 teilte man Sophie mit, sie könne jetzt gehen. Auch wieder nach Hause. Doch Sophie weigert sich: Sie will nicht ohne ihre Tochter zurück.

Ungeklärt scheint die Frage, warum Sophie am 21. April aufgrund einer „Kindeswohlgefährdung“ vom Jugendamt in Obhut genommen werden musste. Jetzt, nach der Entbindung könne sie jedoch wieder ohne Probleme zurück nach Hause. Offen bleibt also, welche Gefährdung für Sophie konkret bestanden haben soll und weshalb die Gefährdung nun nicht mehr besteht.

Der Aufenthaltsort der Tochter Anastasia ist weiterhin unbekannt, die Herausgabe des Säuglings muss eingeklagt werden. Sophie und ihre Eltern gaben an, dass Frau S. vom Jugendamt Holzminden bereits im Vorfeld gesagt habe, es ginge ihr nur um das Baby. Sobald sie ihr Kind freigegeben habe, könne die 16-Jährige wieder nach Hause.

Höchst widersprüchlich beantwortete das Jugendamt Holzminden eine Presseanfrage der Epoch Times. Zum einen äußerte sich die Behörde aus Datenschutzgründen nicht zu einem laufenden Verfahren. Interessanterweise gab Pressesprecher, Herr Drews an, dass Frau S. „schon seit längerem nicht mehr“ mit dem Fall Sophie Lacour betraut sei. Da Frau S. jedoch eindeutig am 21. April an der „Inobhutnahme“, am 4. Juni bei der Trennung von Mutter und Tochter beteiligt war und auch Sophie nach der Entbindung aufsuchte, ist die Antwort der Pressestelle vom 14. Juni nicht nachvollziehbar. Zu persönlichen Gesprächen mit unserer Redaktion oder für ein Statement vor der Kamera waren das Jugendamt und die Pressestelle nicht bereit.



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