Großeinsatz in München: Verdächtige Person mit „Langwaffe“ am israelischen Konsulat erschossen

Nancy Faeser spricht von einem „gravierendem Vorfall“: In der Nähe des Israelischen Generalkonsulats und des NS-Dokuzentrums in München gibt es eine brisante polizeiliche Lage. Es gab einen Schusswechsel, an dem fünf Polizisten und ein Mann mit großer Schusswaffe beteiligt waren.
Großer Polizeieinsatz in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des Israelischen Generalkonsulats in München - verdächtige Person niedergeschossen
Großer Polizeieinsatz am 5. September in München - eine verdächtige Person wurde erschossen.Foto: Matthias Schrader/AP
Epoch Times5. September 2024

Die Polizei hat in der Münchner Innenstadt bei einem größeren Einsatz in der Nähe des israelischen Generalkonsulats einen Verdächtigen niedergeschossen. Er starb kurz darauf. Die Polizei ist weiter mit vielen Kräften vor Ort. Es gibt laut Polizei aber „keine aktiven Tathandlungen mehr“. Kurz nach 12 Uhr meldete die Polizei München via „X“:

Wir können Entwarnung geben, es besteht keine Gefahr mehr für die Bevölkerung.“


Vor dem israelischen Generalkonsulat am Münchener Karolinenplatz fielen am Donnerstagmorgen mehrere Schüsse. Laut Polizei waren die genauen Abläufe des Geschehens teilweise noch unklar.

Ohnehin vor Ort befindliche Objektschutzkräfte der Polizei wurden demnach auf den mit der Langwaffe hantierenden Mann aufmerksam, woraufhin dieser das Feuer eröffnete. Es kam nach Angaben des Sprechers zu einem „Schusswechsel“ mit fünf Beamten. Außer dem Täter gab es nach Informationen der Polizei keine weiteren Verletzten, auch die beteiligten Einsatzkräfte blieben unversehrt.

Zunächst teilte die Polizei mit, der Verdächtige sei schwer verletzt und befinde sich noch am Einsatzort.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) teilte später dessen Tod mit. Die Identität des bewaffneten Mannes müsse noch geklärt werden. Für die Bevölkerung habe keine Gefahr bestanden, sagte der Sprecher. Es gebe auch keine Hinweise auf weitere Verdächtige.

Steinmeier telefoniert mit israelischem Präsident

Nach dem Schusswechsel hat der israelische Präsident Isaac Herzog mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier telefoniert. Beide hätten ihre „gemeinsame Verurteilung und unser Entsetzen“ über die Tat „in der Nähe des israelischen Konsulats in München zum Ausdruck gebracht“, schrieb Herzog am Donnerstag im Onlinedienst X. Er sprach dabei von einem „Terroranschlag“.

„An dem Tag, an dem unsere Brüder und Schwestern in München aufstehen sollten, um unserer tapferen Sportler zu gedenken, die vor 52 Jahren von Terroristen ermordet wurden, kam ein hasserfüllter Terrorist und wollte wieder einmal unschuldige Menschen ermorden“, schrieb Herzog weiter.

Auf einem Video sind Schüsse zu hören

Laut Polizei handele es sich bei dem Verdächtigen um eine männliche Person, „die augenscheinlich eine Schusswaffe trug“, eine „Langwaffe“. Fünf Polizisten seien an dem Schusswechsel beteiligt gewesen, so der Sprecher.

Polizisten hatten gegen 9:00 Uhr in dem Areal in der Nähe des Konsulats und des NS-Dokumentationszentrums den laut Polizei mit einer sogenannten Repetierwaffe älteren Baujahres bewaffneten Mann entdeckt. „Er hat gezielt auf die Polizisten geschossen, die haben das Feuer erwidert“, sagte Innenminister Herrmann.

Ein Video auf „X“ soll den mutmaßlichen Täter zeigen.

Ein anderes Video bei X aus anderer Perspektive

Auf einem auf X geposteten Video eines Münchner Journalisten, das wohl die betroffene Gegend zeigt, waren mehrere Schüsse in schneller Folge aus verschiedenen Waffen zu hören. Ob es sich dabei um die Schüsse handelt, war zunächst nicht zu verifizieren.

Aktuell gibt es laut Polizei keine Hinweise auf weitere Verletzte. Zu den weiteren Hintergründen des Einsatzes wurden keine Angaben gemacht. Nach Angaben eines Polizeisprechers seien Spezialkräfte „noch an einem Fahrzeug zugange“, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen.

Innenminister: Situation „bereinigt“ – Faeser spricht von „gravierendem Vorfall“

Die Lage in München sei nach derzeitigen Erkenntnissen „bereinigt“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und gab in Burghausen bekannt, dass der Verdächtige tot ist. Die Identität des Mannes sei noch nicht geklärt. Über ein mögliches Motiv machte Herrmann zunächst keine Angaben. Der Mann habe mehrere Schüsse abgegeben.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schätzt die Schüsse als gravierenden Vorgang ein. „Es ist ein schwerwiegender Vorfall“, sagte die Politikerin in Berlin. Sie wolle aber nicht spekulieren, es gelte abzuwarten.

„Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Münchner Polizei, die da einen guten Einsatz aus meiner Sicht machen“, sagte Faeser. „Der Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen, das wissen Sie, hat oberste Priorität.“

Bewaffnete Polizisten stehen in der Münchner Innenstadt.

Bewaffnete Polizisten stehen in der Münchner Innenstadt. Foto: Matthias Schrader/AP

Herrmann verwies auf die Tatsache, dass die Schüsse am Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972 fielen. Damals hatten palästinensische Geiselnehmer Mitglieder des israelischen Olympiateams ermordet. Ob es einen Zusammenhang mit dem Jahrestag gibt, der auf den 5. September fällt, ist unklar.

Im israelischen Konsulat ist keiner verletzt

Das israelische Außenministerium teilte mit, es seien keine Konsularmitarbeiter verletzt worden. Im Konsulat habe es eine Gedenkfeier zum Attentat 1972 gegeben, deshalb hatte es den Angaben zufolge nicht geöffnet.

Das Konsulat in München sei zum Zeitpunkt des Vorfalls wegen des Gedenkens zum Jahrestag des Anschlags geschlossen gewesen, schrieb die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, Talya Lador-Fresher, auf der Plattform X.

„Dieses Ereignis zeigt, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus ist. Es ist wichtig, dass die breite Öffentlichkeit ihre Stimme dagegen erhebt.“

Großer Polizeieinsatz in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des Israelischen Generalkonsulats in München - verdächtige Person niedergeschossen

Großer Polizeieinsatz in München. Foto: Simon Sachseder/dpa

Die Polizei teilte zuvor mit, dass im Bereich der Briennerstraße und dem Karolinenplatz ein „größerer Einsatz“ laufe und man „mit zahlreichen Einsatzkräften“ vor Ort sei. Die Einsatzörtlichkeit befinde sich im Bereich des NS-Dokumentationszentrums. Auch ein Hubschrauber sei in der Luft.

In München gibt es durch den Polizeieinsatz erhebliche Verkehrseinschränkungen, an den Straßensperren stehen mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte.

Die Einsatzkräfte arbeiteten „auf Hochtouren“, hieß es auf X. Weitere Angaben würden veröffentlicht, sobald „mehr gesicherte Informationen“ vorlägen. „Wir erhalten Kommentare mit Spekulationen und Falschinformationen“, erklärte die Polizei im Onlinedienst X zudem und fügte hinzu: „Ihr könnt uns am meisten helfen, wenn ihr dies unterlasst und Gerüchte nicht teilt.“

Was ist der Hintergrund des Schusswechsels in München?

Was ist der Hintergrund des Schusswechsels in München? Foto: Simon Sachseder/dpa

Was war das Olympia-Attentat 1972?

Das Münchner Olympia-Attentat war ein terroristischer Anschlag, der sich am 5. und 6. September 1972 während der Olympischen Sommerspiele in München ereignete.

Am frühen Morgen des 5. September drangen Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation „Schwarzer September“ in das Quartier der israelischen Olympiamannschaft im Olympischen Dorf ein. Bei diesem Überfall wurden zwei israelische Sportler sofort getötet und neun weitere als Geiseln genommen.

Die Geiselnehmer forderten die Freilassung von über 200 in Israel inhaftierten Palästinensern. Nach gescheiterten Verhandlungen kam es in der Nacht zum 6. September auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck zu einem misslungenen Befreiungsversuch.

Dabei wurden alle neun israelischen Geiseln, ein deutscher Polizist sowie fünf der acht Terroristen getötet.

Trotz schwer bewaffneter Polizisten im Olympischen Dorf konnten 1972 nicht alle Geiseln gerettet werden.

Trotz schwer bewaffneter Polizisten im Olympischen Dorf konnten 1972 nicht alle Geiseln gerettet werden. Foto: Horst Ossinger/dpa

Insgesamt fielen dem Attentat elf israelische Olympiateilnehmer zum Opfer, darunter fünf Athleten. Das Ereignis gilt als einer der ersten großen internationalen Terrorakte, der live im Fernsehen übertragen wurde und weltweite Aufmerksamkeit erregte.

Das Olympia-Attentat von 1972 hatte weitreichende Folgen für die Sicherheitsmaßnahmen bei Großveranstaltungen und führte unter anderem zur Gründung der deutschen Anti-Terror-Einheit GSG 9. (dts/red)



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