Cold Case: Mordfall Simone Strobel vor der Lösung?
17 Jahre sind seit dem mysteriösen Tod der Deutschen Simone Strobel in Australien vergangen. 17 Jahre mit vielen offenen Fragen und immer neuen Verdächtigungen, aber ohne ausreichende Beweise für eine Festnahme – bis jetzt.
Es ist kaum vorstellbar, was die Familie der damals 25-jährigen Erzieherin aus Unterfranken durchgemacht haben muss. Nun die überraschende Wendung: Beamte führten den damaligen Freund Strobels in seinem Haus in Perth als Tatverdächtigen ab. Am Donnerstag wurde er in Sydney des Mordes angeklagt. Wird der Cold Case, der die Polizei in Bayern und Down Under so lange in Atem gehalten hat, endlich gelöst?
Verfahren verlegt
Simones Vater Gustl Strobel sagte der Zeitung „Main-Post“ in einer ersten Reaktion: „Wir sind völlig überrascht. Wir müssen uns erst einmal sammeln.“ In Australien verbreitete Videoaufnahmen zeigten den festgenommenen Deutschen in Handschellen und umringt von Ermittlern am Flughafen Perth. Von dort wurde er am Mittwoch nach Sydney überstellt. Auf die Frage einer Journalistin, ob er der Familie Strobel etwas sagen wolle, schwieg der heute 42-Jährige, der stets seine Unschuld beteuert hat.
Bis mindestens 3. August bleibt er in Untersuchungshaft, dann könnte er zunächst auf Kaution freikommen. Im September soll das Verfahren nach Lismore im Nordosten von New South Wales verlegt werden, wo das Opfer starb.
Ein Rückblick: Die junge Backpackerin Simone Strobel aus dem Landkreis Würzburg ist mit ihrem damals 24-jährigen Freund mit einem Working-Holiday-Visum per Wohnmobil in Australien unterwegs. Anfang 2005 kommen zwei Bekannte aus Deutschland dazu. Die vier sind auf einem Campingplatz in Lismore, als Strobel plötzlich verschwindet. Zuvor soll es Streit gegeben haben. Wenige Tage später wird ihre Leiche in der Nähe des Campingplatzes unter Palmwedeln gefunden. Schnell ist klar, dass die Frau Opfer eines Verbrechens geworden ist.
Medien berichten von Festnahme
Schon kurze Zeit später gab es erstmals Ermittlungen gegen Strobels Freund. Er habe bei seinen Vernehmungen in Deutschland und in Australien gezielt falsche Angaben gemacht, hieß es damals von der Staatsanwaltschaft in Würzburg. Deutsche Ermittler reisten noch 2005 nach Australien und vernahmen gemeinsam mit den dortigen Kollegen mehr als ein Dutzend Zeugen. Dennoch: Der Mord blieb ungeklärt.
Seit Tagen berichten Zeitungen und TV-Sender in Australien nun über die Festnahme des Deutschen und die Entwicklungen in dem Justizfall. Reporter haben vor seiner Villa in Perth Stellung bezogen, wo er bis vor wenigen Tagen mit seiner Frau und den gemeinsamen Kindern lebte. Nach der Hochzeit hatte er den Namen der Australierin angenommen. Trotz seiner Unschuldsbeteuerungen wurde er in all den Jahren immer als Hauptverdächtiger gehandelt. Welche neuen Erkenntnisse zu der Mordanklage führten, ließen die Ermittler bislang im Dunkeln.
Jedoch teilten sie mit, dass sie in Deutschland zwei weitere Haftbefehle ausstellen lassen wollen und mit den dortigen Kollegen in Kontakt stehen. Die beiden Personen hätten von Anfang an zur Liste der Verdächtigen gehört und würden der Beihilfe zum Mord und der Justizbehinderung bezichtigt, sagte Superintendent Scott Tanner. „Offensichtlich wissen diese beiden Leute, wer gemeint ist. Es wäre in ihrem besten Interesse, sich an die deutschen Behörden zu wenden.“
Öffentliche Diskussionen zum Fall
Immer wieder gab es Theorien und öffentliche Diskussionen zu dem rätselhaften Verbrechen, auch Podcasts befassten sich mit den Geschehnissen jener verhängnisvollen Nacht. 2014 kam das Buch „Have You Seen Simone? The Story of an Unsolved Murder“ (Haben Sie Simone gesehen? Die Geschichte eines ungelösten Mordes) der australischen Autorin Virginia Peters heraus. Nach eingehenden Recherchen und Interviews – auch mit Strobels Ex-Freund – nährt sie darin den Verdacht, dass dieser der Täter sein könnte. Er verklagte die Autorin daraufhin wegen Verleumdung. Die Klage wurde später abgewiesen.
Erst 2020 kam wieder Bewegung in den Fall, nachdem die Behörden auf dem fünften Kontinent eine Million australische Dollar für Hinweise zum Tod Strobels ausgesetzt hatten. Die umgerechnet etwa 680.000 Euro sollte es für Informationen geben, mit denen die Verantwortlichen des Verbrechens verhaftet und verurteilt werden könnten – egal ob in Australien oder in Deutschland.
„Wir wissen, dass die Wahrheit da draußen ist“, sagte Polizeichef Scott Tanner damals. „Wir brauchen Hilfe von der Öffentlichkeit, um endlich zu wissen, was passiert ist.“ Jede scheinbar noch so kleine Information könne einen Unterschied machen. Schon einen Monat später hieß es, die Ermittler hätten neue Hinweise erhalten. Details wurden aber bis heute nicht bekannt. (dpa/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion