Todesfälle nach Wurstverzehr: foodwatch erhebt Vorwürfe – Staatsanwaltschaft ermittelt
Nach zwei Todesfällen durch keimbelastete Wurst wirft die Verbraucherorganisation foodwatch den Behörden und dem nordhessischen Wurstproduzenten Wilke „schwere Versäumnisse“ vor.
Es sei inakzeptabel, dass noch immer keinerlei Angaben zu den Verkaufsstellen der zurückgerufenen Produkte gemacht worden seien, teilte die Organisation foodwatch mit. Auch gebe es bislang keine Liste der betroffenen Produkte. In Waren der nordhessischen Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH waren wiederholt Listerien-Keime nachgewiesen worden.
In Südhessen hatte es zwei Todesfälle bei älteren Personen gegeben. Man sei „aufgrund der Daten des Robert Koch-Instituts zu dem Schluss gekommen, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen den Todesfällen und dem Verzehr von Wurstprodukten besteht“, sagte Hartmut Wecker, Sprecher des Kreises Waldeck-Frankenberg. Der Kreis hatte den Betrieb am Dienstag geschlossen. Laut Wecker habe man schnell reagiert: „Da ist nicht lange abgewartet worden.“
Mittlerweile ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Kassel wegen fahrlässiger Tötung. Es gebe einen Anfangsverdacht, sagte eine Sprecherin. Dieser richte sich aber noch nicht gegen eine konkrete Person. Das Unternehmen habe die Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens beantragt, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts Korbach.
Keine Transparenz zur Herkunft
Die Verbraucherinnen und Verbraucher könnten die Herkunft der Produkte nicht sicher nachvollziehen, kritisierte foodwatch. So habe Wilke offenbar auch für Handelsmarken produziert. Daher reiche es nicht, ausschließlich Wilke als Hersteller der zurückgerufenen Produkte sowie das Identitätskennzeichen der Waren zu benennen.
Behörden hatten zuvor erklärt, eine Rückruf-Liste sei nicht nötig, da alle Produkte von Wilke als solche deklariert seien. Waren unter anderen Markennamen seien nicht bekannt. Das Unternehmen selbst hatte in einer Mitteilung vom Mittwoch alle Waren mit der Kennzeichnung DE EV 203 EG zurückgerufen. Produkte seien aber auch in loser Form an Fleischtheken und Küchen in Krankenhäusern und Kantinen geliefert worden. Laut Behörden wurden Wilke-Produkte über alle Bundesländer verteilt und auch weltweit ausgeliefert.
Die Behörden erhofften sich am Freitag neue Hinweise auf die Keimquelle. Man warte auf den Bericht der Arbeitsgruppe, die den betroffenen Betrieb untersucht habe, sagte Wecker. In Wilke-Produkten waren mehrfach Listerien nachgewiesen worden. Die Keime können für Personen mit schwachem Immunsystem lebensgefährlich sein. Es gibt 37 Krankheitsfälle, die möglicherweise mit Wurstwaren der Firma im Zusammenhang stünden. Diese Zahl habe sich auch nach einem Aufruf der Verbraucherorganisation foodwatch an mögliche weitere Betroffene nicht erhöht, hieß es vom Kreis.
Das Unternehmen Wilke Wurstwaren geht nach eigenen Angaben auf eine Dorfmetzgerei vor mehr als 80 Jahren zurück. Die Firma beschäftigt nach Zahlen auf seiner Homepage rund 200 Mitarbeiter und exportiert Waren weltweit.
Unterdessen war bekannt geworden, dass in den vergangenen zwei Jahren nach Angaben niederländischer Gesundheitsbehörden drei Menschen durch mit Listerien verseuchte Wurst gestorben sind. Auch habe es dadurch eine Fehlgeburt gegeben, teilte das Reichsinstitut für Gesundheit und Umwelt in Utrecht mit. Die Behörde geht davon aus, dass die Wurstwaren von einer niederländischen Firma in Aalsmeer stammten. Dieser Betrieb wurde vorläufig von den Behörden geschlossen. (dpa)
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