Katar: Bemühungen um Waffenruhe in Gaza stocken – Seibert fordert Freilassung der Geiseln

Bisher bleibt die Aussicht auf eine Waffenruhe im Gaza-Krieg gering. Das Schicksal der verbleibenden Geiseln im Gazastreifen ist ungewiss. Der deutsche Botschafters in Israel, Steffen Seibert, sprach am 400. Tag der Geiselnahme auf einer Demonstration für die Freilassung der Geiseln. 
Katar bestreitet ein Ende seiner Vermittlerrolle im Gaza-Krieg. (Archivbild)
Katar bestreitet ein Ende seiner Vermittlerrolle im Gaza-Krieg.Foto: Nathan Howard/Pool Reuters/dpa
Epoch Times10. November 2024

Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Freilassung der israelischen Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas sind nach Angaben von Katar ins Stocken geraten.

Beteiligung von Katar unklar

Katars Außenministerium dementierte Medienberichte über ein Ende seiner Vermittlerrolle in den indirekten Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien. Katar habe diese aber vor zehn Tagen informiert, dass das Land seine Vermittlerrolle aussetzen werde, falls es in dieser Runde keine Einigung gebe, erklärte der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Madschid Al-Ansari. Grundsätzlich sei Katar weiter bereit, seinen Beitrag zu einer Einigung zu leisten.

„Katar wird diese Bemühungen mit seinen Partnern fortsetzen, wenn die Parteien den Willen und Ernst dabei zeigen, den brutalen Krieg zu beenden“, erklärte er. Es blieb dabei zunächst unklar, ob Katars Vermittlungsbemühungen aktuell auf Eis gelegt waren oder ob es noch laufende Gespräche gab.

Die „Times of Israel“ und internationale Medien hatten zuvor unter Berufung auf diplomatische Quellen berichtet, Doha gebe seine Vermittlerrolle auf angesichts der „Weigerung Israels und der Hamas, mit gutem Willen zu verhandeln“.

Beobachter mutmaßen, Katar drohe mit einem Ausstieg aus seiner Vermittlerrolle, um seine Macht in der Region zu stärken und verschiedene Seiten gegeneinander auszuspielen.

Hamas seit 2012 mit Büro in Doha vertreten

Katar gilt als wichtiger Vermittler dank der Beziehungen zur Hamas, die bis in die 1990er Jahre zurückreichen. 2012 eröffnete die Hamas ein politisches Büro in Katar nach den Unruhen der arabischen Aufstände in der Region. Schon vorher war aus Katar viel Geld an die Hamas geflossen, die 2007 die Macht im Gazastreifen übernahm.

Nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 auf Israel, der den Gaza-Krieg ausgelöst hatte, wurden Forderungen an die Regierung Katars lauter, das Büro zu schließen. Die EU, die USA und Israel betrachten die islamistische Hamas als Terrororganisation.

Das Außenministerium dementierte nun auch Berichte über eine angeblich angeordnete Schließung des Hamas-Büros in Doha. „Das Hauptziel des Büros in Katar ist, ein Kommunikationskanal zwischen den betroffenen Parteien zu sein“, teilte Al-Ansari mit. Dieses habe in vorigen Phasen der Verhandlungen dazu beigetragen, zeitweise eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zu erreichen.

Seibert fordert Freilassung der Geiseln im Gazastreifen

Deutschland wird sich nach Worten des deutschen Botschafters in Israel, Steffen Seibert, weiterhin mit aller Kraft für die Freilassung von noch rund 100 israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas im Gazastreifen einsetzen.

Für einige israelische Politiker sei das Schicksal der Geiseln nur eines der Ziele, und sicherlich nicht das wichtigste, zitierte ihn die Zeitung „Times of Israel“.

Ein Schild mit der hebräischen Aufschrift „400 Tage Schande Netanjahu“ steht auf dem Bürgersteig während einer Kundgebung am 9. November 2024 in Tel Aviv. Es wird die Rückkehr der israelischen Geiseln gefordert, die seit dem Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 im Süden Israels entführt wurden. Foto: Jack Guez/AFP via Getty Images

Am 400. Tag der brutalen Geiselnahme von 250 Israelis und Angehörigen anderer Nationalitäten bei dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 empfinde er tiefe Trauer und Hilflosigkeit, fügte Seibert demnach bei einer Rede in Tel Aviv hinzu. Er sprach auf Hebräisch vor Tausenden Teilnehmern einer Demonstration für die Freilassung der Geiseln.

Es war bereits das zweite Mal, dass der Diplomat bei einer Kundgebung von Angehörigen und Freunden der Geiseln sprach. Er denke jeden Tag an diese verschleppten Männer, Frauen und Kinder in der Hand der Hamas. „Wir fordern ihre Rückkehr“, sagte Seibert. Viele der Geiseln dürften jedoch nicht mehr am Leben sein.

Israel setzt Militäreinsätze in Gazastreifen und Libanon fort

Israel hat indes erneut Ziele im Gazastreifen sowie im Libanon angegriffen. Unter anderem seien „Terrorinfrastruktur“ und Waffenlager zerstört worden, teilte die israelische Armee am frühen Morgen mit.

Die Ziele befanden sich demnach in Dschabalia im nördlichen Gazastreifen sowie im nahe gelegenen Gebiet Beit Lahia. Auch im südlichen Gazastreifen in der Gegend von Rafah hätten israelische Truppen ihre „präzisen, auf Geheimdienstinformationen basierenden Operationen“ fortgesetzt.

Die israelische Luftwaffe habe in den vergangenen Tagen zudem Dutzende Soldaten der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon angegriffen und eliminiert. Auch hier seien Waffenlager und Abschussrampen das Ziel gewesen.

Bereits zuvor hatte Israels Luftwaffe mitgeteilt, Einrichtungen der Hisbollah-Miliz in der Nähe der Stadt Tyros im Südlibanon und bei der Stadt Baalbek im Osten des Landes bombardiert zu haben. Bei den Zielen habe es sich um Terroristen, militärisch genutzte Wohnungen und Waffenlager gehandelt. Das Gesundheitsministerium in Beirut teilte mit, bei den israelischen Angriffen im Bezirk Tyros seien acht Menschen getötet worden, darunter sechs Sanitäter. Weitere zwölf Menschen seien verletzt worden. Die Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar.

Palästinenser, die während des anhaltenden Konflikts zwischen Israel und der militanten Hamas im Gazastreifen vertrieben wurden, suchen Schutz in Zelten, die im Palästina-Stadion in Gaza-Stadt aufgestellt wurden (9. November 2024). Foto: Omar Al-Qattaa/AFP via Getty Images

US-Luftwaffe greift Ziele der Huthi-Miliz im Jemen an

Die USA haben in der Nacht auf Sonntag nach eigenen Angaben mehrere Angriffe gegen Ziele der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz im Jemen geflogen. Dabei seien „moderne Waffenlager“ ins Visier genommen worden, erklärte das US-Verteidigungsministeriums. Die dort verwendeten Waffen seien für Angriffe auf zivile und militärische Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden genutzt worden, sagte ein hochrangiger US-Militärvertreter zudem der Nachrichtenagentur AFP.

Die USA und Großbritannien hatten in den vergangenen Monaten bereits wiederholt Ziele der Huthis angegriffen, um deren Fähigkeit zu Angriffen auf Schiffe einzudämmen.

Die Huthi-Miliz ist wie die libanesische Hisbollah Teil der vom Iran angeführten und gegen Israel gerichteten „Achse des Widerstands“. Die Gruppe, die seit Jahren große Teile des Jemen kontrolliert, greift seit Beginn des vom Hamas-Überfall auf Israel ausgelösten Gaza-Kriegs immer wieder Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an, eigenen Angaben zufolge „aus Solidarität“ mit den Palästinensern im Gazastreifen. (dpa/afp/red)



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