Griechenland: „Größte Brände in der EU-Geschichte“ – 79 mutmaßliche Brandstifter verhaftet

Der Wind lässt nach, die Feuerwehr kommt voran und doch brennt es weiterhin großflächig. Das Ausmaß der Schäden ist bislang kaum abzuschätzen. Derweil beginnt die Jagd auf die Brandstifter.
Blick auf einen verbrannten Wald  in der Nähe der Stadt Alexandroupolis in der nordöstlichen Region Evros.
Blick auf einen verbrannten Wald in der Nähe der Stadt Alexandroupolis in der nordöstlichen Region Evros.Foto: Achilleas Chiras/AP
Epoch Times25. August 2023

Laut EU-Kommission handelt es sich bei den Bränden nahe der nordöstlich gelegenen Hafenstadt Alexandroupolis um die größten Brände in der Geschichte der Europäischen Union. Es seien bereits mehr als 73.000 Hektar verbrannt, teilte der Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, am Donnerstag mit.

Die Situation verbesserte sich zwar im Laufe des Tages, weil der Wind etwas nachließ, doch die größten Feuerfronten sind zu umfassend, als dass sie einfach so gelöscht werden könnten.

Etwas Zuversicht bei Feuerwehrleuten und Bürgermeistern

Und so atmeten am Donnerstagmorgen wieder viele Griechen und Touristen selbst Hunderte Kilometer weit von den Bränden entfernt Rauchgestank ein. Im Nationalpark Dadia, rund um die Stadt Alexandroupolis sowie weiter Richtung Westen gingen die Brände weiter – genau wie im Nordwesten Athens und anderen Teilen des Landes.

Allerdings gab es bei Feuerwehrleuten und Bürgermeistern der betroffenen Gegenden erstmals etwas Zuversicht: Die sehr starken Winde hätten sich etwas beruhigt, was die Löscharbeiten erleichtere.

Der Schaden jedoch ist längst geschehen: Die 73.000 Hektar, von denen EU-Kommissar Lenarcic ausgeht, entsprechen 730 Quadratkilometern – eine Fläche fast so groß wie Hamburg.

140 Festnahmen

Derweil wird immer deutlicher, dass viele der Feuer auf absichtliche Brandstiftung zurückzuführen sind. Bislang seien über 140 Personen verhaftet worden, wobei 79 von ihnen wegen vorsätzlicher Brandstiftung angeklagt wurden, teilte Regierungssprecher Pavlos Marinakis mit. Die Verhaftungen basierten teils aufgrund von Augenzeugen, teils, weil sie bei Kontrollen Material mitführten, das sich zur Brandstiftung eignet, darunter etwa Spraydosen. Über die Beweggründe war zunächst nichts bekannt, wie griechische Medien berichteten.

Der griechische Bürgerschutzminister Vassilis Kikilias äußerte sich scharf zu den mutmaßlichen Brandstiftern: „Was hier passiert, ist nicht nur unerhört, sondern obszön und kriminell“, sagte er bei einer Krisensitzung in der Zentrale des Zivilschutzes vor Kameras und richtete sich dann direkt an die Brandstifter: „Sie begehen ein Verbrechen gegen das Land. Sie werden nicht verschont werden, wir werden Sie finden, Sie werden von der Justiz zur Rechenschaft gezogen.“

Konkret bezog sich Kikilias auf die Brände am Fuße des Gebirges Parnitha nordwestlich von Athen. Dort seien am Donnerstag von 8:00 Uhr morgens bis 12:00 Uhr mittags an verschiedenen Stellen insgesamt neun Brandanschläge verübt worden.

Der Minister zählte die jeweils neuen Brandherde sogar mit genauen Uhrzeiten auf. Die Täter gefährdeten Wälder, Eigentum und vor allem Menschenleben, sagte er. Die Polizei und auch der Geheimdienst würden alles dafür tun, die Täter „dingfest“ zu machen.

Hilfe kommt auch aus dem Ausland

Was bleibt, ist die Gefahr für Menschen, Helfer, Tiere, Häuser. Laut Feuerwehrsprecher Giannis Artopoios wurden in den vergangenen Tagen 60 Feuerwehrleute bei Löscharbeiten verletzt.

Aktuell kämpfen Tausende an den vielen Brandherden des Landes mit den Flammen. Neben den griechischen Kräften seien auch Feuerwehrwehrmänner und Piloten mit Löschflugzeugen aus Deutschland, Albanien, Frankreich, Bulgarien, Tschechien, Schweden und Zypern im Einsatz.

Einen kleinen Lichtblick bot am Mittag einmal mehr der Zivilschutz mit seiner täglichen Prognose der Waldbrandgefahr. Die Karte für Donnerstag zeigt zwar, dass die ohnehin betroffenen Gebiete weiterhin sehr kritisch sind und es dort immer noch stark windet. Für den Rest des Landes aber wurde mit „mittelmäßiger Brandgefahr“ weitgehend Entwarnung gegeben. (dpa/dl)



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