Amigo-Filz, der Fall Mollath und „Wahn und Willkür“ in Bayern

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„Wahn und Willkür“ liest sich wie ein Kriminalroman. Man wagt es kaum, der Fülle der Fakten Glauben zu schenken.Foto: Cover Heyne Verlag

„Dieses Buch wird Sie fassungslos machen!“, schreibt der Autor Dr.jur. Wilhelm Schlötterer (74 J.), seit 38 Jahren CSU-Mitglied, ehemals in langjährigen leitenden Funktionen im bayerischen Finanzministerium, über sein neuestes Werk: „Wahn und Willkür – Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt“. Innerhalb von zwei Wochen 15.000 verkaufte Exemplare.

Schon sein im Jahr 2009 erschienener Bestseller „Macht und Missbrauch von Strauß bis Seehofer – ein Insider packt aus“ wurde 90.000 Mal verkauft. Horst Seehofer erlegte seinen Parteimitgliedern ein Schweigegebot auf, das Buch „Macht und Missbrauch“ nicht zu beachten. Daran hielt sich auch das Bayerische Fernsehen und der für seine Linientreue berüchtigte Chefredakteur Sigmund Gottlieb. Dennoch wurde es ein Bestseller und öffnete erstmals einer breiten Leserschaft die Augen.

Gustl Mollath, der am 6. August 2013 nach siebenjährigem Aufenthalt in der forensisch-psychiatrischen Abteilung des Bezirkskrankenhauses in Bayreuth urplötzlich entlassen wurde, verdankt Wilhelm Schlötterer die Wende seines grauenvollen Schicksals.

Das 450-Seiten-Buch „Wahn und Willkür" beschreibt mit einer Fülle von Belegen eine politische Kultur in Bayern, die erschreckende Züge von verabscheuungswürdigen Diktaturen hat. Die Erben des römisch-katholischen Cäsaren Franz-Josef Strauß sind skrupellose Machtpolitiker, die sich gewissenlos und ohne ethisch-christliche Gesinnung als Führer ihres konsumnarkotisierten und versklavten Volkes präsentieren.

Bayern ist ein wunderschönes Land – ein geradezu einmaliges Naturparadies. Franz Josef Strauß hat aus dem Agrarstaat mit Regionen, wo regelrecht bitterste Armut geherrscht hat, einen Technologiestandort von weltweiter Bedeutung gemacht, gleichwohl auch mit allen Mitteln von krimineller Korruption. Die katholische Kirche diente lediglich als Schutzschirm und wurde vielfach für politische Zwecke missbraucht.

Wilhelm Schlötterer, ein mutiger und aufrechter Bürger, schreibt bereits in seiner Einleitung von unmenschlichen Zuständen: „Die Scheinheiligkeit war immer schon das Kennzeichen bestimmter Hauptprotagonisten der CSU. Man tarnt sich als bekennender Christ, trägt die christlichen Werte wie eine Monstranz vor sich her, in Wirklichkeit aber schreckt man auch vor menschenverachtenden Praktiken mitunter nicht zurück. Man gibt vor, den sozialen Ausgleich zu wollen, begünstigt aber klammheimlich die Reichen und Superreichen. Man spiegelt Rechtsstaatlichkeit vor, praktiziert aber das Unrecht, schützt Straftäter und verfolgt Unschuldige. Tarnung und Täuschung sind das pseudopolitische Lebenselixier. Die an Gustl Mollath verübte Schandtat ist die abscheulichste Ausgeburt dieser Skrupellosigkeit. Es war kein Justizirrtum, alle bekannten Fakten lassen auf vorsätzliches Handeln schließen! Aber es darf so nicht weitergehen!“

Die aktuelle Publikation „Wahn und Willkür“ liest sich wie ein Kriminalroman. Man wagt es kaum, der Fülle der Fakten Glauben zu schenken.

Ausführlich werden die hemmungslosen Herrschaftspraktiken – Aufstieg und Fall des Blenders Franz-Josef Strauß beschrieben. Ebenso die egomanische Regentschaft von Edmund Stoiber und die Selbstherrlichkeit von Horst Seehofer.

Der Fall „Gustl Mollath“ wird auf 100 Seiten umfänglich dokumentiert. Mollath hatte aus seiner Anstalt diverse Briefe an die Außenwelt geschrieben, die als das Erzeugnis eines Verrückten gewertet wurden. Im Jahr 2009 erhält Wilhelm Schlötterer erstmalig Post und wird hellhörig. Er kümmert sich intensiv um alle Fakten, besucht Gustl Mollath mehrfach in Bayreuth und macht sich ein Bild von dem inzwischen bekannt gewordenen Skandal. Der behandelnde Psychiater und Chefarzt Dr. Klaus Leipziger, der offenbar ein fiktives Gutachten (kein Explorationsgespräch, keine körperliche Untersuchung) erstellt hatte, lässt sich verleugnen. „Dr. Leipziger verdrehte das völlig normale Verhalten Mollaths in ein pathologisches. Das Hören auf die Stimme des Gewissens münzte Leipziger um in ein mögliches paranoides Hören von Stimmen.“

Über mehrere Jahre sammelt Dr. Schlötterer akribisch zahlreiche Belege über den unheilvollen Justizirrtum. Der Psychiater Professor Friedemann Pfäfflin bestätigte vor Gericht die Einweisungsdiagnose der "wahnhaften Störung" Gustl Mollaths. Hierzu gibt es ein Gegengutachten des sehr noblen Psychiaters Dr. Friedrich Weinberger, Vorsitzender der renommierten Walter-von-Baeyer-Gesellschaft für Ethik in der Psychiatrie. Die Szenarien wurden bis zuletzt immer bizarrer. Der Ruf der Psychiatrie wie auch der Justiz in Bayern steht auf dem Prüfstand. Die Untätigkeit der bayerischen Justizministerin Beate Merk war an bajuwarischer Dickfälligkeit kaum zu überbieten.

Der Autor berichtet von einem anderen skandalösen Fall in der Psychiatrie Bayerns. Der weltweit bekannte Teppich- und Kunsthändler Eberhart Herrmann hatte Probleme mit seiner Ehefrau, die ihn durch Psychiater bespitzeln ließ. Schließlich fertigte der langjährige Chefarzt der psychiatrischen Universitätsklinik München (LMU), Professor Dr. Hans-Jürgen Möller gegen ein Honorar von über 1 Millon DM (so im Buch nachzulesen) ein Gefälligkeitsattest an – den Patienten Herrmann hatte er nie untersucht und/oder vorher gesprochen: „Herr Herrmann ist als psychisch krank und selbst- und fremdgefährlich zu betrachten. Seine sofortige Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik ist zwingend erforderlich. Die Unterbringung könnte in unserer Klinik erfolgen.“

Das Buch „Wahn und Willkür“ rüttelt auf, fordert zum Nach- und Umdenken heraus. Es gehört in jeden Haushalt eines an rechtstaatlicher Demokratie interessierten Bürgers

Foto: Cover Heyne Verlag

Wahn und Willkür
Wilhelm Schlötterer
Heyne 2013
447 Seiten. Gebunden.
19,99 €
ISBN 9783453200470



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