Grönlands Bodenschätze: Auch die EU hat großes Interesse

Nicht nur für die USA sind Grönlands Mineralvorkommen höchst interessant. Auch die EU hat erkannt, welches Potenzial in den seltenen Erden der Eisinsel steckt. 2023 wurde eine Vereinbarung getroffen, die Grönland als strategischen Rohstofflieferanten für Europa ansieht.
Grönland ist ein Land voller Eis und Schnee. Unter der Erdoberfläche lagern jedoch immense Rohstoffvorkommen.
Grönland ist ein Land voller Eis und Schnee. Unter der Erdoberfläche lagern immense Rohstoffvorkommen.Foto: Steffen Trumpf/dpa
Epoch Times25. Februar 2025

US-Präsident Donald Trump hat sein Interesse an einer Übernahme Grönlands jüngst einmal mehr mit der nationalen Sicherheit begründet. Beobachter gehen davon aus, dass hinter seinen Begehrlichkeiten neben allen militärischen Gedankenspielen auch ein wirtschaftlicher Grund steckt: Grönlands umfassende Vorkommen kritischer Rohstoffe.

Was sind kritische Rohstoffe und wozu sind sie gut?

Kritische Rohstoffe (CRM) sind Materialien mit großer wirtschaftlicher Bedeutung und zugleich hohem Versorgungsrisiko. Darunter sind die viel beachteten seltenen Erden (REE), bei denen es sich um 17 Metalle handelt, die wiederum als neun schwere und acht leichte seltene Erden zusammengefasst werden.

Sie stecken in allerlei täglichen Gebrauchsgegenständen wie Smartphones, Laptops und Fernsehern. Je nach Bauart benötigen diese Elektrogeräte unter anderem Yttrium, Praseodym, Terbium und Dysprosium.

Gerade für die grüne Umstellung sind Seltenerdmetalle grundlegend: Sie werden unter anderem in Elektroautos und Windkrafträdern verbaut. Diese Produkte brauchen starke Permanentmagnete, die im Falle der E-Autos je nach Motorengröße bis zu mehrere Kilogramm Neodym und Praseodym enthalten können.

Was macht sie für die EU und für Trumps USA interessant?

Deutschland verfügt über eine leistungsfähige Industrie, aber nur über wenige kritische Rohstoffe. Deutsche Unternehmen sind daher ebenso auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen wie Konzerne in anderen EU-Ländern.

Besonders deutlich wird dies bei den seltenen Erden: Einerseits ist die EU ein Weltmarktführer etwa bei der Herstellung von Pkw-Motoren und Windturbinen, andererseits deckt sie ihren Bedarf an Seltenerdmagneten fast ausschließlich mit Importen aus China, wobei Peking absoluter Weltmarktführer in dem Bereich ist.

Solch eine Abhängigkeit macht die EU anfällig für geopolitische Spannungen. Sie hätte ein gehöriges Problem, wenn China die Belieferung aus politischen oder strategischen Gründen – etwa im Zuge eines Zollstreits – drosseln oder gar einstellen würde.

Eisberge ragen im Ilulissat-Eisfjord hinter einer verschneiten Gesteinslandschaft in die Höhe.

Eisberge ragen im Ilulissat-Eisfjord hinter einer verschneiten Gesteinslandschaft in die Höhe. Foto: Steffen Trumpf/dpa

US-Präsident Trump ist bekannt dafür, Peking kritisch gegenüberzustehen – und da kommt das zum Königreich Dänemark zählende, ressourcenreiche Grönland ins Spiel.

„Ich denke, Trump ist mehr an den seltenen Erden interessiert als daran, Militär auf Grönland zu haben“, so die frühere grönländische Finanzministerin Maliina Abelsen ein, die heute Aufsichtsratsvorsitzende beim Fischereikonzern Royal Greenland ist.

Was bedeuten Grönlands Bodenschätze für die EU?

Auch die EU hat die Rohstoffe längst in den Blick genommen. Vor knapp einem Jahr eröffnete Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein EU-Büro in der Hauptstadt Nuuk und unterzeichnete dabei zwei Kooperationsabkommen mit einem Gesamtvolumen von 94 Millionen Euro – ein Teil davon soll in Wertschöpfungsketten für Energie und kritische Rohstoffe investiert werden.

Zu den Rohstoffen wurde schon Ende 2023 eine Vereinbarung getroffen, die Grönland als strategischen Rohstofflieferanten für den ökologischen Wandel in Europa positionieren soll. Dabei geht es nicht nur um seltene Erden, sondern zum Beispiel auch um Kupfer, Graphit und Lithium.

Insgesamt hat die EU 34 kritische Rohstoffe identifiziert, die für den grünen und digitalen Wandel notwendig sind – und 23 davon finden sich in Grönland, wie der Mineralforscher Jakob Kløve Keiding vom Geologischen Dienst für Dänemark und Grönland (Geus) sagt.

Bei mehreren davon wird das Potenzial in Grönland als überaus hoch eingestuft. „Manche der grönländischen Lagerstätten für seltene Erden zählen zu den größten der Welt“, sagt Keiding.

Der Mineralforscher Jakob Kløve Keiding steht in seinem Institut Geus.

Der Mineralforscher Jakob Kløve Keiding steht in seinem Institut Geus. Foto: Steffen Trumpf/dpa

Allein in den Stätten Kringlerne und Kvanefjeld in Südgrönland lagern viele Millionen Tonnen ungenutzter Seltenerdelemente. Weitere große Lagerstätten für REE und andere Rohstoffe finden sich im Südwesten und im Osten Grönlands.

Wie könnte Grönland profitieren?

Dass diese Bodenschätze einen immensen Wert haben, liegt auf der Hand. Wie hoch dieser genau sei, lasse sich nur schwer abschätzen, sagt Keiding. Nur so viel: „Sie sind nichts wert, solange sie im Boden bleiben.“

Womit wieder Trumps USA und von der Leyens EU ins Spiel kommen. Denn der bloße Rohstoffabbau werfe nicht das große Geld ab, sondern vielmehr die späteren Schritte in der Wertschöpfungskette – und das Know-how dafür gebe es hauptsächlich in China, sagt Keiding.

Sowohl in den USA als auch in der EU arbeite man daran, aufzuholen.

Man hat realisiert, dass China praktisch ein Monopol innehat und den Markt kontrolliert.“

Grönland ist heute weitgehend von der Fischerei und einem dänischen Finanzzuschuss in Höhe von umgerechnet mehr als 500 Millionen Euro pro Jahr abhängig. Allein die Einkünfte aus Bergbaulizenzen und -steuern könnten für die 57.000-Einwohner-Insel ein neues wirtschaftliches Standbein bedeuten.

Polarlichter leuchten am frühen Donnerstagmorgen am Himmel über Häusern in Nuuk, Grönland.

Polarlichter leuchten am frühen 20. Februar 2025 am Himmel über Häusern in Nuuk, Grönland. Foto: Emilio Morenatti/AP/dpa

„98 Prozent unseres Exports stammen momentan aus der Fischerei“, sagt Ex-Ministerin Abelsen. Der Mineralsektor könne ebenso wie der Tourismus zu einer breiter aufgestellten Wirtschaft beitragen – die Grönland wiederum für eine viel diskutierte mögliche Unabhängigkeit von Dänemark benötigt.

Gibt es Schattenseiten des Abbaus?

Ja, und zwar in Form von Risiken für die sensible arktische Umwelt, aber auch für die Menschen vor Ort etwa durch Beiprodukte.

Auf Grönland haben diese Schattenseiten sogar die letzte Parlamentswahl 2021 entschieden. Damals wurde öffentlich um ein australisches Minenprojekt zur Gewinnung von seltenen Erden und Uran in Südgrönland gestritten. Die linke Partei IA gewann die Wahl, indem sie sich gegen das Projekt positionierte. Ein halbes Jahr später wurde die Gewinnung von Uran verboten.

Ein weiteres Problem sind die rauen arktischen Bedingungen und hohen Betriebskosten. „Wir sind ein abgelegener Ort, weshalb es so teuer ist, Mineralien in Grönland abzubauen. Daher sind wir auch oft die letzte Option, die in Betracht gezogen wird“, sagt Abelsen. „Aber da uns die seltenen Erden ausgehen, wird es offensichtlich attraktiver, wieder Richtung Grönland zu blicken.“ (dpa/red)



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