Choreografierte Geiselfreilassung: Erneute Machtdemonstration der Hamas
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Israels Präsident Isaac Herzog sprach bei der jüngsten Geiselfreilassung durch die Hamas von einem „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. In Tel Aviv sorgten die Bilder der von der Gefangenschaft gezeichneten Geiseln für Entsetzen.
Schon bevor am 8. Februar auf einem Platz in der Stadt Deir el-Balah im Zentrum des Gazastreifens die drei Geiseln, der Deutsch-Israeli Ohad Ben Ami sowie Or Levy und Eli Sharabi, an das Internationale Komitee des Roten Kreuzes übergeben wurden, versammelten sich dort Hunderte Schaulustige.
Schwarze Pickups und viele Waffen
Reihen schwarzer Pickups säumten den Ort des Geschehens, Lautsprecher übertrugen martialische Musik, während zahlreiche vermummte Kämpfer eine Absperrung bildeten – um „Verwirrung und Chaos zu vermeiden“, wie es aus Hamas-Kreisen hieß. Einige Schaulustige kletterten für eine bessere Sicht auf Werbetafeln.
Es war die fünfte Geiselfreilassung im Rahmen der seit dem 19. Januar geltenden Waffenruhe. Zuvor waren bereits 18 Geiseln im Gegenzug zu rund 600 palästinensischen Gefangenen freigelassen worden. Das Waffenruheabkommen sieht in seiner ersten Phase die Freilassung von insgesamt 33 Geiseln vor.
Bereits vor zehn Tagen war es bei einer Freilassung zu teilweise chaotischen Szenen gekommen: Die Geiseln wurden von einer feindseligen Menschenmenge bedrängt, was Israel scharf kritisierte. Dieses Mal hätten die Anwohner zwar teilnehmen dürfen, aber nur „auf einen bestimmten Ort beschränkt“, hieß es von der Hamas.
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Hamas-Kämpfer vor der Übergabe einer israelisch-amerikanischen Geisel an ein Team des Roten Kreuzes in Gaza-Stadt am 1. Februar 2025. Foto: Saeed Jaras/Middle East Images/AFP via Getty Images
Über der Szene wehten auch am Samstag wieder palästinensische Flaggen und Flaggen der Hamas. Daneben marschierten hunderte uniformierte und bewaffnete Männer mit schwarzen Sonnenbrillen und Munition vor der Brust auf. Eine Frau warf den Kämpfern Blüten von Blumen entgegen.
Schließlich rollten die Fahrzeuge des Roten Kreuzes auf den Platz. Kurze Zeit später fuhr ein Kleinbus vor, aus dem die drei Geiseln in Begleitung von Kämpfern der Essedin-al-Kassam-Brigade, dem bewaffneten Arm der Hamas, stiegen.
Choreografierte Wortbeiträge
Sichtlich abgemagert, erschöpft und desorientiert wurden der 56-jährige Ohad Ben Ami, der 52-jährige Eli Sharabi und der 34-jährige Or Levy auf eine improvisierte Bühne geführt.
Im Vergleich zu den Fotos, sie seit ihrer Verschleppung am 7. Oktober 2023 überall in Israel zu sehen sind, war den Männern die fast 500-tägige Geiselhaft deutlich anzusehen. Eine Organisation von Opferfamilien sprach von Bildern, „die an die Fotos der Überlebenden der Shoah“ erinnerten.
Mithilfe eines Mikrofons verlasen alle Geiseln mit leeren Blicken eine Erklärung auf Hebräisch, während hinter ihnen große Banner mit zerstörten israelischen Armeefahrzeugen den „völligen Sieg“ der Hamas verkündeten.
Die choreografierten Wortbeiträge beantworteten die Hamas-Kämpfer mit „Allahu-Akbar“-Rufen (Gott ist groß). Dann wurden die freigelassenen Geiseln vom Roten Kreuz an die israelische Armee übergeben und endlich in Freiheit gebracht.
![Die Hamas hat im Rahmen eines Abkommens mit Israel drei weitere Geiseln freigelassen.](https://images-de.epochtimes.de/uploads/2025/02/xelbbmostj-v3-ax-s2048-700x467.jpeg)
Die Hamas hat im Rahmen eines Abkommens mit Israel drei weitere Geiseln freigelassen. Foto: Abdel Kareem Hana/AP/dpa
Rund hundert Kilometer entfernt verfolgten hunderte Menschen in Tel Aviv auf dem sogenannten Geiselplatz auf Bildschirmen live die Freilassung der drei Männer.
Angesichts der Bilder der abgemagerten und von der Gefangenschaft sichtlich gezeichneten Geiseln schlugen viele Menschen die Hand vor den Mund, andere schüttelten ungläubig den Kopf. Nur wenige Minuten zuvor hatte die Menge der Freilassung noch fröhlich und jubelnd entgegengefiebert.
Als die Männer im Gazastreifen dann endlich die Fahrzeuge des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes besteigen, machte sich Erleichterung und Freude breit. Ein Mann hob sein kurzzeitig gesenktes Schild wieder in die Höhe. Darauf war zu lesen: „Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, willkommen zu Hause“. (afp/red)
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