Wirtschaftsweise: SPD-Rentenpläne unbezahlbar – telefonische Krankschreibung abschaffen
Die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, warnt vor den Rentenplänen der SPD. „Die SPD betont immer, sie wolle die Renten stabil halten – tatsächlich will sie aber den Rentenanstieg stabil halten“, sagte Schnitzer der „Rheinischen Post“.
Das aber sei in einer alternden Gesellschaft nicht zu bezahlen. „Der Rentenbeitrag wird dann von jetzt 18,6 Prozent auf über 21 Prozent im Jahr 2035 und auf über 26 Prozent im Jahr 2060 steigen.“
Sozialbeiträge bei 41 Prozent
Die Münchener Ökonomin mahnt: „Schon jetzt liegen die Sozialbeiträge insgesamt bei 41 Prozent, sie müssen runter.“
Sie warnt mit Blick auf die Rente vor einer Großen Koalition: „Sie (die CDU) ist in der Rentenpolitik genauso mutlos wie die SPD. Wenn es zu einer neuen Großen Koalition käme, wird bei der Rente nichts passieren. Dabei wäre eine Rentenreform so nötig.“
Die Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung schlägt stattdessen eine Deckelung des Rentenanstiegs vor:
Eine Möglichkeit wäre, die Erhöhung der Rente an die Inflation zu binden. Dann bleiben die realen Renten stabil.“
Schnitzer bekräftigt ihre Forderung, das Rentenalter zu erhöhen und die Rente mit 63 abzuschaffen:
„Deutschland sollte das Rentenalter regelgebunden erhöhen – zwei Drittel der zusätzlichen Lebenszeit gehen in Arbeit und ein Drittel in Ruhestand. Die neue Regierung sollte die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren (Rente mit 63) abschaffen. Sie hilft den Falschen. Stark belastete Arbeitnehmer wie Dachdecker oder Krankenschwestern erreichen oft gar keine 45 Beitragsjahre.“
Schnitzer: „Mal eben kurz krank sein“
Monika Schnitzer fordert zudem die Abschaffung der telefonischen Krankschreibung. „Die telefonische Krankschreibung entlastet vor allem die Arztpraxen. Doch sie setzt falsche Anreize, mal eben kurz krank zu sein.“
In Deutschland sei der Krankenstand höher als in anderen vergleichbaren Ländern. „Wir sind im Schnitt zwar auch älter, aber es zeigt auch, dass unsere Regeln falsch sind.“
Schnitzer schlug zudem vor, Karenztage zu prüfen: „Manche Länder haben sogar Karenztage, der Arbeitgeber zahlt nicht sofort den Lohn weiter.“
Die Techniker Krankenkasse hatte am Montag einen Rekord bei Krankmeldungen in den ersten elf Monaten des Jahres gemeldet. Laut Auswertung bei den eigenen Versicherten waren die Hauptursachen Erkältungsdiagnosen, psychische Diagnosen sowie Krankschreibungen aufgrund von Muskelskeletterkrankungen.
Der hohe Krankenstand hatte die Debatte um die Möglichkeit zur Krankschreibung per Telefon schon im Herbst entfacht. Unter anderem das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft sprach sich dafür aus, diese Möglichkeit wieder einzuschränken.
Ärztevertreter kritisierten dies. Experten machen für den hohen Krankenstand auch die elektronische Krankschreibung verantwortlich; sie liefert eine zuverlässigere statistische Erfassung der Krankheitstage.
(dts/afp/red)
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