Nicht Notre-Dame: Papst besucht Frankreich eine Woche nach Neueröffnung
Papst Franziskus wird eine Woche nach der Wiedereröffnung der Pariser Kathedrale Notre-Dame auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika erwartet. Er will dort nach Vatikan-Angaben die Abschlussrede eines Kolloquiums zur Volksfrömmigkeit im Mittelmeerraum halten.
Geplant ist auch eine Messe auf einer Freiluftbühne sowie ein Zweiergespräch zu internationalen Themen mit Präsident Emmanuel Macron. Für Franziskus ist es der dritte Besuch in Frankreich. Zugleich ist es der erste Besuch überhaupt eines Papstes in Korsika.
Keine Teilnahme an Wiedereröffnung von Notre-Dame
Sein Verzicht auf die Teilnahme bei der Feier zur Wiedereröffnung von Notre-Dame hatte in Frankreich Kritik ausgelöst. „Er bleibt sich selbst treu: Er mag keine mondänen Veranstaltungen, sondern sieht sich als Papst der Migranten und der Armen“, erklärt der Vatikan-Experte Bernard Lecomte der Nachrichtenagentur AFP.
Zu der offiziellen Wiedereröffnung der Kathedrale waren gut 40 Staats- und Regierungschefs und weitere Prominente nach Paris gekommen, unter ihnen auch der designierte US-Präsident Donald Trump und sein Berater, der Multimilliardär Elon Musk.
Der Papst reise lieber an Orte, wo er mehr gebraucht werde, betonte der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort.
Papst rief zur Rettung der Flüchtlinge im Mittelmeer auf
Papst Franziskus hatte 2014 eine Rede im Europaparlament in Straßburg gehalten. Im vergangenen Jahr rief er bei einem Besuch in der Hafenstadt Marseille eindringlich zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer auf. „Diejenigen, die ihr Leben auf dem Meer riskieren, sind keine Invasoren, sie suchen Aufnahme“, sagte er.
Die katholische Kirche ist in Frankreich nach zahlreichen Missbrauchsskandalen in desolatem Zustand. In der vergangenen Woche wurden 60 weitere Missbrauchsfälle seit den 50er-Jahren in der Pariser Missionsgesellschaft bekannt. Die Gesellschaft hatte seit ihrer Gründung im 17. Jahrhundert mehrere tausend Missionare ausgebildet und nach Asien entsandt.
Auch die Vorwürfe sexueller Gewalt gegen den berühmten, 2007 verstorbenen Armenpriester Abbé Pierre hatte viele Katholiken erschüttert.
Innerhalb von zehn Jahren hat die katholische Kirche in Frankreich etwa ein Drittel ihrer Spender verloren. Wegen der strengen Trennung von Kirche und Staat in Frankreich gibt es keine Kirchensteuer. Die Kirchen finanzieren sich allein durch Spenden. Allerdings gehören alle vor 1905 gebauten Kirchen – also auch Notre-Dame – dem Staat, der für deren Unterhalt zuständig ist.
Papst schickt Grußbotschaft
Der Papst hatte sich in seiner Grußbotschaft zur Wiedereröffnung von Notre-Dame hoffnungsvoll gezeigt, dass dies auch ein Zeichen der Erneuerung der Kirche in Frankreich sei. Immerhin verzeichnete die katholische Kirche in diesem Jahr einen leichten Anstieg der Priesterweihen von 88 auf 105 und einen Anstieg der Erwachsenentaufen um gut 30 Prozent.
Macron, ein ehemaliger Jesuitenschüler, hatte sich im Alter von zwölf Jahren auf eigenen Wunsch taufen lassen, ist aber seit Langem kein aktiver Katholik mehr. Vor seiner Teilnahme an der Messe zur Wiedereröffnung von Notre-Dame erklärte der Elysée eigens, dass der Präsident nicht zur Kommunion gehen werde.
Benedikt XVI. hatte 2008 Paris und Lourdes besucht. Johannes Paul II. war achtmal nach Frankreich gereist. „Frankreich, älteste Tochter der Kirche, bist Du Deinem Taufversprechen treu?“ hatte der Papst die französischen Katholiken damals gemahnt. (afp)
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