Syrien: Migrationsforscher schließt große freiwillige Rückkehrwelle von Flüchtlingen aus

Ein Viertel der Flüchtlinge aus Syrien in Deutschland sind Schüler. Sie gehen in deutsche Schulen. Migrationsforscher Oltmer mahnt eine realistischen Betrachtung der Situation an.
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2016 kamen die ersten 40 Syrer auf Basis des EU-Flüchtlingspakts mit der Türkei nach Deutschland.Foto: Swen Pförtner/dpa
Epoch Times11. Dezember 2024

Migrationsforscher Jochen Oltmer warnt nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad in Syrien vor übertriebenen Erwartungen an eine Rückkehr vieler syrischer Kriegsflüchtlinge aus Deutschland in ihre Heimat.

„Eine größere Rückkehrwelle syrischer Menschen aus Deutschland in ihre Heimat ist unwahrscheinlich“, sagte der Osnabrücker Professor der „Augsburger Allgemeinen“ von Mittwoch. Er verwies auf die Erfahrungen aus dem Jugoslawienkrieg.

Flüchtlinge bauen neue Bindungen auf

Schon nach Ende des Kriegs in Bosnien und Herzegowina mit dem Dayton-Abkommen von 1995 habe es kaum freiwillige Rückkehrer gegeben, sagte der Historiker, der unter anderem das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wissenschaftlich berät. „Bis 1999 kehrten von den 350.000 Schutzsuchenden lediglich 17.000 an ihre ursprünglichen Wohnorte zurück.“

Es werde „sicher einige Rückkehrwillige geben, wenn sich die Lage in Syrien stabilisieren sollte“, fuhr Oltmer fort. „Aber diese Zahl sollte man nicht überschätzen.“ Er betonte: „Alle Erfahrungen zeigen, dass geflüchtete Menschen sehr viele Bindungen in der Ankunftsgesellschaft entwickeln.“

Allein in deutschen Schulen gebe es rund 250.000 Schüler mit syrischem Hintergrund. „Diese Zahl entspricht mehr als einem Viertel der rund 970.000 in Deutschland lebenden Syrer“, sagte der Migrationsforscher.

„Diese jungen Menschen haben enge Bindungen an Deutschland, genauso wie ihre Eltern, die für ihre Kinder eine stabile Zukunft suchen“, fuhr Oltmer fort. „Rückkehrprogramme übersehen oft diese Verwurzelung in der neuen Gesellschaft.“

Schüler sehen Deutschland als neue Heimat

Bindungen an die Aufnahmegesellschaft entwickelten sich mit der Zeit durch Bildung, Arbeit und soziale Netzwerke. „Das sehen wir auch an den steigenden Zahlen: 2023 machten Syrer fast 40 Prozent der Einbürgerungen aus“, sagte Oltmer. „Diese Menschen sehen Deutschland als ihre neue Heimat.“

Er warnt, dass Rückkehrdebatten wie die aktuelle „oft unnötig“ seien. Sie „verunsichern diejenigen, die sich längst integriert haben“, sagte der Forscher. Unternehmen, Schulen und Kommunen hätten viel in die Integration investiert.

„Diese Erfolge durch Rückkehrforderungen zu gefährden, wäre kontraproduktiv“, fuhr Oltmer fort. „Stattdessen sollten wir die Potenziale dieser Menschen nutzen und die Bindungen weiter stärken – das ist langfristig der beste Weg für alle Beteiligten.“ (afp/red)



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