Klagen von 120 Opfern gegen Rapper Sean „Diddy“ Combs wegen Sexverbrechen eingereicht
Insgesamt wollten 120 Opfer, darunter 25 Minderjährige, zivilrechtlich gegen den US-Rapper Sean „Diddy“ Combs wegen Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexueller Ausbeutung Klage einreichen, sagte Anwalt Tony Buzbee am Dienstag (Ortszeit) in Houston. „Das größte Geheimnis der Unterhaltungsindustrie, das eigentlich kein Geheimnis war, wurde endlich offengelegt“, sagte Buzbee. „Die Mauer des Schweigens ist gebrochen, und die Opfer treten hervor.“
In 90 Prozent der Fälle sollen Drogen verabreicht worden sein
Das angekündigte Verfahren ist das jüngste in einer Reihe von Klagen gegen den 54-jährigen Musiker wegen sexueller Übergriffe. Combs war Mitte September in New York festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, Frauen sexuell missbraucht und mit Drohungen und Gewalt zur Teilnahme an drogengeschwängerten Sex-Partys genötigt zu haben. Combs weist alle Vorwürfe zurück.
Buzbee zufolge meldeten sich insgesamt bereits mehr als 3000 Menschen mit Vorwürfen gegen Combs. Der Anwalt rief mögliche weitere Opfer des Rappers dazu auf, sich zu melden. In 90 Prozent der gemeldeten Fälle seien den Opfern vor dem mutmaßlichen Missbrauch Drogen verabreicht worden, sagte der Anwalt.
Mögliche Opfer von Combs und seinen Geschäftspartnern seien oft mit dem Versprechen auf eine Musikkarriere gelockt worden. Auch Minderjährige seien von Combs und dessen Begleitern vergewaltigt worden, sagte der Anwalt.
Buzbee schilderte den Fall eines Neunjährigen, der den Angaben zufolge zu einem Vorsingen für Combs‘ Plattenlabel Bad Boy Records nach New York eingeladen wurde. In dem Studio sei der Junge „mutmaßlich von Sean Combs und mehreren anderen Menschen, die sich in dem Studio aufhielten, sexuell missbraucht worden“. Dem Jungen und dessen Eltern sei derweil ein Plattenvertrag versprochen worden. In einem anderen Fall sei eine 15-Jährige zu einer Party nach New York eingeflogen worden. In einem Hinterzimmer sei sie dann mutmaßlich in Gegenwart von Combs von mehreren Männern vergewaltigt worden.
Nach der ersten Klage durch die Ex-Freundin folgten weitere Klagen
Der Anwalt lobte den Mut der mutmaßlichen Opfer, die sich bisher gemeldet haben. Er erwarte, dass im Prozess gegen Combs „viele schmutzige Geheimnisse“ von „vielen einflussreichen Menschen“ ans Licht kommen werden.
Die Vorwürfe gegen Combs waren aufgekommen, nachdem seine Ex-Freundin, die Sängerin Casandra „Cassie“ Ventura, den Musiker im vergangenen Jahr wegen jahrelanger Misshandlungen sowie Vergewaltigung verklagt hatte. Kurz darauf einigten sich beide auf einen Vergleich. Seither haben mehrere weitere Frauen Combs wegen sexueller Gewalt verklagt. Im März durchsuchten bewaffnete Polizisten seine Villen in Miami und Los Angeles.
Der unter den Künstlernamen Puff Daddy, P. Diddy und Diddy bekannte Combs war in den 90er Jahren zu einem der erfolgreichsten Hip-Hop-Musiker der Welt aufgestiegen. Der dreifache Gewinner des US-Musikpreises Grammy ist auch als Musikproduzent und Geschäftsmann erfolgreich. (afp/red)
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